Als Produzent (und vielfacher Grammy-Gewinner) prägt Jack Antonoff eine ganze Generation kontemporärer Pop-Musik. Mit seinem Band-Projekt Bleachers hingegen liefert er die volle Schelle Nostalgie. Ganz einfach „Bleachers“ nennt sich das vierte Album des Projektes. Originell ist daran weniges. Der Unterhaltungsfaktor kann dennoch nicht abgesprochen werden.
Viele Menschen aus Antonoffs Dunstkreis haben an der Entstehung dieses Albums mitgewirkt. Lana Del Rey schrieb bei “Alma Matter” mit und leid diesem auch ihre Stimme. Florence The Machine ist zu hören. St. Vincent aka Annie Clark und Claud ebenso. Und auch Matty Healy von The 1975 trug ein wenig Piano bei. Auf die Ausrichtung von “Bleachers” haben diese Kollaborationen jedoch keinen Einfluss. Die DNA des Projektes bleibt stattdessen eine, die von Retro-Strängen dominiert wird.
Großen Einfluss auf Sound und Attitüde von Bleachers hat so ausgerechnet ein Musiker, mit dem die Band in der Vergangenheit selbst einen Song aufgenommen hat: Bruce Springsteen. Von der Melancholie hin zu der Wärme im Sound und Antonoffs Stimmvortrag ist Springsteen als Orientierungsmarke klar erkennbar. “Modern Girl” etwa geleitet nach behutsamen Einstieg mit quirlig wackelnder Hüfte in das Album. An anderer Stelle – dem klar dem weißen Album entliehenen “Woke Up Today” – scheinen wiederum die Beatles durch. Und auch sonst sind die vierzehn Bleachers-Versatzstücke mitsamt ihrer erdigen Produktionen klar an die Vergangenheit angelehnt. Das Schlagzeug tritt im Mix deutlich in den Hintergrund, lässt Saxophon, Streichern, Piano und analogen Synthesizern den Vortritt.
Im letzten Drittel dann kommt die Pop-Sensibilität Antonoffs mehr durch. Gemeinsam mit gefühliger Eingängigkeit drängeln sich in “Call Me After Midnight” und anderenorts Synthesizer in der Vordergrund. Oft außerdem tränkt sich die Stimme nun in eine zähe Autotune-Suppe. Würde Springsteen Teile werfen… seine Musik müsste ungefähr so klingen. Auch die losen Textfragmente Antonoffs wollen zumeist intuitiv nicht wirklich Sinn ergeben, lesen sich manchmal so als habe sie eine künstliche Intelligenz geschrieben, aneinandergereiht und mit Catch-Phrasen ausgeschmückt.
All das mag negativer anmuten als es schlussendlich ist. “Bleachers” nämlich ist ein dennoch fantastisches Album. Eigensinnig in seiner Verweigerung auch nur ansatzweise nach vorne zu schauen. Eine mollige Umarmung eines liebgewonnenen, langjährigen Begleiters, die – so öffnet man die Augen – sich als vertraut empfundene Nähe eines Fremden herausstellt. Die Kennenlernphase, das ist sicher, wird von kurzer Dauer sein.
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