Bonaparte – Was Mir Passiert

Bonaparte - Was Mir Passiert

Für Bonaparte alias Tobias Jundt war Stillstand noch nie eine Option. Vom anfänglich rauen, experimentellen Elektro-Punk bewegte sich der Songwriter schnell weg, wagte sich zunächst an elektronischeres („Bonaparte“), später an orchestrale Arrangements („The Return Of Stravinsky Wellington“). Auf seinem sechsten Studioalbum nimmt der Schweizer nun Afro-Beats in den Fokus, die er geschickt mit seinem Elektro-Indie-Soundkonstrukt vermischt. Auch diesmal scheint es den 41-Jährigen also nicht auf der Stelle zu halten.

Für die Arbeiten an „Was Mir Passiert“ quartierte sich Jundt in Abidjan ein, der größten Stadt der Elfenbeinküste. Von den vier Millionen Menschen, deren Kultur und Kunst, ließ sich Jundt inspirieren. Er arbeitete die vergangenen Jahre mit den Musikern des westafrikanischen Landes zusammen und zimmerte mit deren Hilfe nach und nach ein Album zusammen, dem man die vielfältigen Einflüsse anhört. Neben traditionellen Trommeln tragen die Songs vor allem Afro-Beats. Die Feature-Gäste stammen mit dem Rapper Bop De Narr und der Songwriterin Fatoumata Diawara ebenfalls teilweise aus der Küstenstadt. Immer wieder fetten die Musik auch Chöre an. All das gibt „Was Mir Passiert“ einen deutlich westafrikanischen Anstrich.

Auch auf einer weiteren Ebene bringt der sechste Bonaparte-Langspieler frischen Wind: Sang Jundt auf seinen Vorwerken stets auf Englisch, so schreibt er diesmal erstmals größtenteils auf Deutsch. Die Songs behandeln vorwegig Alltagsthematiken. Es geht unter anderem um Gefühlsregungen („Weinbar“), Ungeduld („Warten“), die Vergänglichkeit („Jaja“), die Digitalisierung („Big Data“) und die Liebe („Ins Herz Geschlafen“). Oftmals spicken die Zeilen eindeutige Zeitgeist-Anspielungen („23 Gänge, ein Tesla hat nur einen.“). Platt ist hier nichts. Die Textfetzen wagen stets den Blick nach innen auf das Individuum und verzichten auf den großen Gesamtüberblick. Immer wieder scheint dabei trotz des Ich-Fokus Gesellschaftskritik durch, sei das der unterschwellige Verweis auf die schlechten Seiten des Internetzeitalters oder aber die Verurteilung strikter Gender-Rollen.

Kultur wird häufig genau dann interessant, wenn sie sich mit fremden Einflüssen vermischt. Jundt tut genau dies und bringt traditionelle und moderne afrikanische Kunst mit seinen mitteleuropäischen Wurzeln zusammen. Das Ergebnis davon ist „Was Mir Passiert“, eine durchweg spannende Platte, die Künstlerinnen und Künstlern aus Abidjan eine Projektionsfläche bietet und gleichzeitig Jundt als ausgefuchsten kreativen Kopf präsentiert. Spätestens wenn Bonaparte gemeinsam mit Sophie Hunger mit „Dene wos guet geit“ auf Schwiizerdütsch über entspannte Rhythmen und verspielte Gitarren dem Liedermacher Mani Matter und dessen gleichnamigen Song Tribut zollt, muss man anerkennen, dass hier erfolgreich etwas neues entstanden ist. Eine gute Entwicklung.

Das Album “Was Mir Passiert” kannst du dir hier kaufen.*

Tickets für die Tourdaten im Winter gibt es hier.*

Und so hört sich das an:

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Bonaparte live 2019:

19.11. – Leipzig, Täubchenthal
20.11. – Dresden, Beatpol
21.11. – Frankfurt, Batschkapp
22.11. – München, Technikum
23.11. – Wien, Flex (AU)
25.11. – Erlangen, E-Werk
26.11. – Stuttgart, Wagenhalle
27.11. – Bern, Bierhübeli (CH)
28.11. – Köln, Gloria
29.11. – Hamburg, Uebel & Gefährlich
30.11. – Berlin, Festsaal Kreuzberg

Die Rechte für das Cover liegen bei Sony Music.

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