Charity Children – Almost Young

Charity Children Almost Young

Für ihr Albumcover nahmen Charity Children scheinbar einen herzhaften Griff in die Farbpalette. Heraus kommt ein gesprenkeltes Sammelsurium aus Farbtupfern, die als Gesamtwerk eine schimmernde Vielfalt andeuten. Verzichtet wurde aber auf die krasse Extreme, selbst der dunkelste Ton fühlt sich noch warm an, selbst der hellste sticht nicht unangenehm ins Auge. Eine passende Analogie für den Sound, den das in Berlin ansässige Duo auf ihr drittes Album gebannt hat. „Almost Young“ fühlt sich an wie eine altbekannte Umarmung, selbst wenn man bislang nichts von dieser Band gehört hat. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Gründe.

Nach dem Happy End

Wer über Charity Children spricht, kann die Geschichte hinter den beiden Bandmitgliedern nicht verheimlichen. Als Chloë Lewer und Elliott McKee vor knapp zehn Jahren nämlich als Straßenmusik-Projekt anfingen, waren sie noch ein Paar. Nach zwei Alben und einem ausgiebigen Tourplan war dann 2016 aber erstmal Schluss. Mittlerweile sind Lewer und McKee aber wieder Freund*innen – und nutzen „Almost Young“ direkt mal als kleine Therapiesession über die vergangenen Beziehungsprobleme. Ein durchaus intensiver Spannungsbogen, aus dem heraus dieses Album entstand. Dass es Redebedarf gab, hört man den 14 Songs dementsprechend auch an. Dass aber nicht alles schlecht war, verspricht der Closer „We Loved“: „We loved each other fully not a half and not a quarter“ oder „I’m a part of you, just as much as you’re a part of me“. Geht mal eben fünf Kilometer unter die Haut.

Mehr als nur Herzschmerz

Charity Children rollen ihren Alt-Indie-Folk-Pop aber nicht nur auf ein tiefes Tal aus Tränen. Für Hass ist auf dieser Platte kein Platz, es ist viel mehr ein Raum des Vergebens, des Liebens nach der romantischen Liebe. Da darf doch auch mal getanzt werden! Deswegen funkelt in „My Alchemy“ eine kleine Indie-Disco zu Phantogram-Vibes,  bei „You Play It Cool“ croont McKee vor drückenden Bläser-Partien in schickster Kopfstimme vor sich hin und „Wolf Cryin‘ Boy“ ist mit seinen theatralischen Chören ein weiterer Dancefloor-Kandidat. Gerade in diesen schnelleren Momenten erinnern Charity Children an alte Zeiten, als Kate Nash und MGMT noch den Indie in den Mainstream brachten. Bestes Beispiel dafür ist „Pay the Devil Too“, bei dem Gitarre und Klavier nach vorne hechten, während sich McKee und Lewer den Refrain freundschaftlich teilen. Überhaupt teilen: Dass beide ans Mikro treten, tut dem mit 54 Minuten doch recht langen Album sehr gut. Denn dadurch entstehen auch mal Gänsehaut-Vibes à la Of Monsters and Men („Love Your Soul Right“) . Bei den ruhigen Folk-Momenten drängen sich hingegen an vielen Stellen Bläser und teils auch Streicher nach vorne und geben den Gesten eine schmerzvolle Tiefe. „Old New Song“ ist nur eins von vielen großartigen Beispielen.

„Almost Young“ wird so zu einem gütigen Rückzugsort für Indie-Fans der alten und neuen Schule, gespickt mit vielen großen und kleinen Momenten. Der perfekte Soundtrack für eine herzerwärmende Indie-Serie, die irgendwo im Streamingdienst ein unverdientes Schattendasein fristet. Lieben wir!

Das Album „Almost Young“ kannst du hier kaufen. *

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei Charity Children Records.

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