Tobias Bamborschke hat ein Geheimnis. Seine Band Isolation Berlin nun ebenso: In Albumform. Dabei ist das dritte Album der vier Berliner eigentlich ein offenes Buch.
So ganz richtig ist diese Aussage natürlich nicht. Zu sehr verschwimmen in den Texten Bamborschkes – Stimme der Band und zweite Gitarre – Realität und Fiktion. Und dennoch: Der offenarmige Eindruck bleibt. Er erzählt (nicht) von privaten Problemen, besingt den Rückzug aus der Leistungsgesellschaft, berichtet von einer Jugend zwischen menschlichen Emotionen und starren Geschlechterrollen.
Und – zumindest lässt sich dieses Narrativ in seine Lieder hineinprojizieren – Bamborschke behandelt auch die Konsequenzen schief sitzender Gesellschaftszustände. Wenn in „Ich hasse Fußballspielen“ – dem Stück, das sich den Rollenbildern widmet – der Wunsch ausgesprochen wird alle seien tot, „Stimme Kopf“ anschließend von einer tief im Bauch sitzenden Wut handelt und in „Klage einer Sünderin“ die Protagonistin abschließend beichtet sie habe Blut an den Händen, dann lässt das zumindest Kausalität und Faden hineinlesen. Erst die Rollenbilder, dann die verdrängten Gefühle, dann die Wut und zuletzt die Katastrophe. All das weckt auf unangenehme Weise Erinnerungen an eine Zeit in der Frühphase dieses Jahrhunderts, in der Schüler*innen auf das Verhalten im Falle eines eventuellen Amoklaufs gebrieft werden mussten.
Optisch entsprangen Isolation Berlin einst dem Britpop der 1990er. Musikalisch entsprach das nie so wirklich dem Stil der Band. Es überrascht also nicht wirklich, dass sich die vier Mitglieder auf Pressebildern statt in Trenchcoat und Schiebermütze nun in Lederjacke und Jacket präsentieren. Die Musik der Band nähert sich diesem Look an. Auch das ist vermutlich mehr unterstellt denn wahr und doch: Die Aussage passt. Es schunkelt, umgarnt mit lieblichen Akustikgeplänkel, gar Orchestrierung gibt es. „Enfant perdu“ obendrein ist ein Bond-esques Piano-Stück. Und selbstverständlich gibt es ekstatische Post-Punk-Grooves. So im bereits angerissenen „Private Probleme“ oder im geheimnisträchtigen Titelsong.
Bamborschke wiederum pöbelt, kreischt, wispert und säuselt sich über dieses Potpourri aus Instrumentationsvariationen durch all-mögliche Absurditäten. Koks? Gibt es nicht für ihn. Bier? Sehr gerne. Ufos? Gibt es vielleicht. Wahre Liebe? Wer weiß. Einige Geheimnisse lüften Isolation Berlin dann also doch nicht. Einladend ist das Ganze aber trotzdem.
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