Chiefland – Wildflowers

Knapp 10 Jahre ist es nun her, dass Bands wie La Dispute und Touché Amoré mit ihrer ganz eigenen Spielart des Post-Hardcore dieses Genre nachhaltig verändern sollten. Zusammengefasst wurde diese Bewegung, die Sprechgesangs-Elemente und Story-Telling mit krachenden Hardcore-Parts verband, als The Wave. Mittlerweile lassen die meisten angesagten Bands des Genre auch mal Raum für atmosphärische Pausen zwischen den brachialen Parts – siehe Being As An Ocean. Chiefland aus Göttingen haben offensichtlich viel Zeit damit verbracht, diesen Giganten zuzuhören. Auf „Wildflowers“, dem Debüt der Band, werden nun diverse Eindrücke zu einem ganz eigenen Teppich aus Emotionen verknüpft. Und der hat es in sich!

Ohne groß herum zu experimentieren, schmeißt sich die Band kopfüber in die Gefilde, die bereits andere Bands für sie erkundet haben. Schlimm ist es nicht, dass die Bausätze bekannt sind – Chiefland füllen diese nämlich mit ganz neuem Leben. Immer wieder zerschneidet die Band das Dickicht der Verzweiflung mit kleinen Hoffnungseinschüben. „Let’s drink to our doubts, this life has more to offer than you think about“ schreit Frontmann Achim, die Worte gehen eben deswegen so unter die Haut, weil die Atmosphäre stimmt. In „Homestead Pt 1“ wird im Sprechgesang eine Retrospektive eingenommen, die am Ende fest stellt „I promise you this much, we were alright“ – eine Einordnung, die sich erst im Laufe des Songs ergibt, Story-Telling auf höchstem Niveau. „Fragile Feet“ treibt das emotionale Ausmaß, das die Band erreichen kann, zu einem dramatischen Höhepunkt. Beginnend mit eingeschobenen „There’s Nothing Left“-Rufen, verfällt das Stück in frickelnde Gitarren und brodelnde Schlagzeug-Rhythmen, bis der Satz „I know I’m Finally Home“ eine nahezu behagliche Atmosphäre schafft und alle Instrumente zähmt. Doch dann bäumt sich das große Drama überhaupt erst richtig auf, die Instrumental-Fraktion arbeitet gegen das hoffnungsvolle lyrische Ich, bis dieses sich schließlich geschlagen gibt und nur noch verzweifelt „Don’t wait for me, I will soon disappear“ hervorbringt. Ganz großes Kino. Für ein Debütalbum überragend groß! Und auch die restlichen Songs bieten gefundenes Fressen für Fans von Post-Hardcore, denn Chiefland lassen keine Wünsche offen. „Blueprinted“ arbeitet mit geradlinigen Metal-Riffs und weckt leichte Architects-Erinnerungen, „Indian Summer“ beginnt mit einem mitreißenden Chor, „Unison“ schwört auf Zusammenhalt und „Homestead Pt 2“ ist eine waschechte Hymne an das Konzept Zuhause – in all seinen möglichen Facetten. Dabei haben die Songs nie eine typische Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Struktur, sondern bewegen sich, passend zu den erzählerischen Aspekten, ganz unterschiedlich voran.

Chiefland können ihre Einflüsse nicht verbergen. Aber aus all diesen Referenzpunkten hat die Band ein beeindruckend dichtes Debüt geschaffen, das vor Ideen nur so strotzt und vor allem Dingen mit einer der wichtigsten Elemente begeistern kann: Emotionen. Und damit haben sie sich definitiv einen Platz im großen Post-Hardcore-Dschungel verdient.

Das Album „Wildflowers“ kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=cB7sb6jVRes

Bandcamp / Facebook / Instagram

Chiefland live 2019

  • 16.02.2019 Haus Spilles Düsseldorf
  • 17.02.2019 K19 Kassel
  • 22.02.2019 Kulturfabrik Hildesheim
  • 08.03.2019 Potemkin Bar Bielefeld
  • 09.03.2019 Gleis 22 Münster
  • 23.03.2019 No Borders 2 Benefiz Mönchengladbach
  • 30.03.2019 Forellenhof Salzgitter
  • 06.04.2019 Juha Os Wolfsburg
  • 10.05.2019 Hüweg Essen

Rechte am Albumcover liegen bei Uncle M.

 

* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.