Chilly Gonzales – Gonzo

Albumcover zu "Gonzo" von Chilly Gonzales

Wenn Chilly Gonzales auf seinem neuen Album „Gonzo“ die Zeilen im gleichnamigen „Surfing the Crowd“ zum Besten gibt, muss ich direkt an das denken, was meine erste gedankliche Verbindung zum Künstler ist: der verrückte Pianist, der selbst auf bestuhlten Konzerten gerne mal eine Runde Crowdsurfing im Publikum macht. Das ist nun schon einige Jahre her, aber Anekdoten sind ja schließlich dazu da, erzählt zu werden. Viel ist seitdem passiert, und ich will auch gar nicht um den Albumtitel herumschweifen, denn dass Chilly Gonzales damit nicht unbedingt eine Figur aus der Muppet Show meint, ist klar. Die Ambivalenz reicht vom spanischen Namen bis hin zum Erwachsenenfilm, wobei das für das Album eigentlich auch nicht von großer Bedeutung ist.

Wobei: Der Künstlername selbst hat eine Bedeutung, denn es ist schon ordentlich selbstreferenziell. Gonzales besingt seine Anfänge, macht musikalisch vieles, was er schon gemacht hat, bringt Neues dazu und mischt es neu. Das bereits erwähnte „Surfing the Crowd“ zeigt beispielsweise gut die Entertainer-Natur. Ein aufbrausendes Stück Musik, das nicht viel vom klassischen Pianisten zeigt, aber mit Streichern dennoch zumindest ein bisschen klassische Elemente beinhaltet, auch wenn es vor allem unterhält. Wer den klassischen Gonzales sucht, findet ihn indes in „Fidelio“: ruhige Pianoklänge mit Harmonie und Emotion, die eben diese Seite des Künstlers zeigen.

Aber bei der Klassik gibt es noch ein anderes Thema: die Trennung von Kunst und Künstler am Beispiel Richard Wagners in „F*ck Wagner“, einem dramatisch wirkenden HipHop-Stück, das mit der Feststellung „Kanye West is the brand new Wagner“ schließt und eine ausgiebig-tiefgehende und doch sehr Gonzales-typische Beschäftigung mit dem Thema darstellt. Die Linie ist erkennbar, während es an anderen Stellen eher dadaistisch wirkt, wenn Gonzales seine Inhalte präsentiert. „I.C.E.“ ist ein sehr gutes Beispiel, wenn er „Deutschrap? Schnapsidee. Aber ich mach’s anyway“ beschließt und ein Stück deutschen Rap präsentiert, das viele Themen vermengt, wortspielgewaltig ist und in seiner teilweisen Zusammenhanglosigkeit irgendwie doch gelingt – wie es vermutlich nur einem Gonzales gelingt, wenn er „im ICE vom Berghain bis nach Hildesheim“ sitzt.

Es ist ein wilder Ritt, den Chilly Gonzales auf den elf Stücken von „Gonzo“ präsentiert. Aber einer, dem man sich schwer entziehen kann, wenn man einmal damit angefangen hat. Von „was will er?“ zu „grandios“ sind es in etwa drei Albumdurchläufe. Und diese drei sind erst der Anfang!

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Und so hört sich das an:

Die Rechte am Cover liegen bei PIAS/Gentle Threat.

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