Ein jeder kennt sicher einige dieser Dinge, die schon immer irgendwie da sind: das Restaurant, an dem man beständig vorbeiläuft, das Museum, das man stets auf dem Heimweg sieht, oder eben – und nun verlassen wir die Welt der Dinge und kommen zum Menschlichen – diesen einen Menschen, der nahezu täglich auf dem Weg zur Arbeit in derselben Tram sitzt. Irgendwie alles schon immer da, aber selten hinter die Fassade geschaut. So geht es mir auch mit den Eels. Vor 15 Jahren sogar mal live gesehen, aber nie auf Albumlänge mit ihnen befasst. Ein Zustand, der nicht mehr länger tragbar war, schließlich ist jetzt „Eels Time!“. So der Titel des inzwischen 15. Albums der Eels um den sympathisch-kauzigen E, oder auch in voller Länge Mark Oliver Everett.
Passenderweise heißt der Opener des Albums dann auch gleich „Time“ und war zudem Vorbote des Albums. Zunächst einmal klare Gitarrenlinien, eingängiger Gesang mit etwas verschroben wirkenden Reimen (zumindest aus dem Mund von E gesungen) und man ist in einem harmonischen Ganzen, das dennoch fernab von so etwas wie der gerne und viel zitierten Altersmilde ist. Denn mit Eigenheiten bis zur Verschrobenheit hin darf im Eels-Kosmos auch weiterhin gerechnet werden. So ein Stück wie „Goldy“, übrigens der Name eines Goldfisches, ist genau das, was man von den Eels erwartet: eine leicht kratzige Stimme, ein etwas „pluckernder“ Rhythmus in Moll und eine gute Portion Gefühl, die dort zwischen den Zeilen herauskommt.
Überhaupt gibt es im Detail vieles zu entdecken auf dem Album. „Sweet Smile“ beispielsweise als Schönheit im Indie, das mit Glockenspiel arbeitet und in einem hoffnungsvollen Moll erklingt. Dazu gesellt sich zum Ende hin gar noch eine Solo-Gitarre. Oder auch „If I’m Gonna Go Anywhere“, das durch die Orgelklänge einen sehr schleifenden Charakter hat und irgendwie widersprüchlich wirkt: Eigentlich ist der Sound hier eher positiv – und dennoch heißt es im Text dann „If I’m gonna go anywhere I’m going down“. Mit all diesen Facetten, die sich teilweise erst nach und nach erschließen, geht die Reise dann weiter bis zum Schlusstitel „Let’s Be Lucky“. Ob das wiederum wirklich so klappt, wie E es sich vorstellt, steht auf einem anderen Blatt Papier.
So oder so stellt man nun am Ende fest: Es war sehr lohnenswert, sich endlich mal mit den Eels auf Albumlänge auseinanderzusetzen. „Eels Time!“ ist ein schönes und melancholisch-harmonisches Indie-Album mit einer angenehmen Portion „eelscher“ Kauzigkeit geworden. Die nächsten Aufgaben sind daher nun folglich, das besagte Restaurant zu besuchen, sich das Museum auch einmal von innen anzusehen und diesen einen Menschen in der Tram einfach mal anzusprechen.
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Und so hört sich das an:
Die Rechte am Album-Cover liegen bei PIAS.
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