Ferris & Sylvester – Otherness: Harmonien vor dem Abgrund

Im Hintergrund geht die Welt unter, vorne ist erstmal Poolzeit: Das Albumcover von „Otherness“ ist Seitenhieb, Sarkasmus & Prophezeiung zugleich. Das zweite Album des Ehepaar-Duos aus dem UK klingt bei all dem provokanten Artwork aber doch klassisch und gesetzt, große Stilbrüche warten hier nicht. Aber: Im hymnischen Blues-Folk-Indie-Rock-Gemix warten viele gigantische Momente auf ihre Entdeckung.

Auf den Punkt

Zugegeben, Blues-Rock ist nicht gerade ein angesagtes Genre in den Generationen U-50. Gerade deswegen wird man dem Sound von Ferris & Sylvester auch nur so schwer gerecht mit kruden Genre-Zuweisungen. Denn klar, mit den knackigen Riffs, den schön angefetteten Gesangsharmonien und den weise gesetzten Höhepunkten, passt das Duo auch bestens bei Vatti ins Radio. Doch gerade die schiere Melodieverliebtheit und die breit gefächerten Stimmungswechsel heben Issy Ferris und Archie Sylvester von ihren Genre-Nachbar*innen ab. Der Pop-Appeal ist hier angelegt, doch er läuft nie plump durch die Tür.

Eine Stunde Pfauenfedern

Ferris & Sylvester schmücken sich auf „Otherness“ mit allem, was an Versatzstücken auch nur halbwegs in ihren Sound passen könnte. Trotz einer recht langen Spieldauer von knapp einer Stunde bleibt es deswegen immer spannend: Vom ruhigen Country in „Paper Plane“ über das düstere Brodeln in „Muzzle“ bis zum intimen „Mother,“ oder den breitbeinigen Gitarren von „Imposter“ gibt es an allen Ecken und Enden etwas zu erleben. Immer im Fokus: Die Verschmelzung der beiden Stimmfarben, die ungefähr so schön funktioniert wie die Liebe von Milch & Schoki aus der bekannten Werbung. Am ehesten ist dieser Ritt noch im Spannungsfeld von July Talk und den White Stripes zu verorten, doch eigentlich ist hier viel zu viel los, um das Duo darauf zu beschränken.

Ob Tränchen verdrücken, Kopfnicken, Tanzen oder Kopfkino-Soundtrack-Suche: „Otherness“ hat für alles den passenden Song in der Tasche. Die Sache mit dem Weltuntergang darf man da gerne hinter sich lassen – auch wenn einige Songs mit einer gewissen Finsternis im Herzen auf die Bühne klettern.

Und so hört sich das an:

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Ferris & Sylvester live 2024:

  • 18.03.2024 Blue Shell Köln
  • 19.03.2024 Nochtwache Hamburg
  • 21.03.2024 Prachtwerk Berlin

Rechte am Albumcover liegen bei ARCHTOP.

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