In bunten Lettern prangen die einzelnen Buchstaben des EP-Titels auf einem dunklen Planeten, das Licht der Sonne ist zwar zentral, jedoch nicht hell genug, um das gesamte Cover zu beleuchten. Etwas Erhabenes, Ewigliches wird durch dieses Cover angedeutet, das durch seine düstere Gestaltung auch zu einer Sludge-Metal-Platte passen würde. Stattdessen aber stammt die zugehörige Musik von Kat Frankie, einer der größten Indie-Persönlichkeiten der letzten Jahre. Schon vor knapp zwölf Jahren veröffentlichte die in Berlin lebende Australierin ihr Debütalbum, mit dem im vergangenen Jahr erschienenen Album “Bad Behaviour” gelang ihr dann der endgültige Durchbruch. Preise wie der VUT Award als “Bester Act” oder der Preis für Popkultur als “Beste Künstlerin” sprechen da Bände.
Die “Bodies”-EP ist nun die zweite Veröffentlichung über Herbert Grönemeyers Label Grönland Records und zudem eine Einstimmung auf die außergewöhnliche bevorstehende Tour der Künstlerin: Anstelle einfach weiterhin auf ihre phänomenal komponierten Arrangements zu vertrauen, wagt Frankie den Sprung in die A-Capella-Welt. Auf Deutschlands schönsten Bühnen präsentiert Kat Frankie im kommenden Monat bekannte, aber auch neue Stücke in diesem neuen Gewand. Anstelle einer Band wird die Musikerin dieses Mal jedoch lediglich von sieben Sängerinnen begleitet. Und wie grandios das werden sollte, zeigen schon die ersten Videos zu den Stücken der “Bodies”-EP. Der eigens für diese EP komponierte Opener “How To Be Your Own Person” entfaltet mit der gesummten Melodie, einem von Hand Claps getragenen druckvollen Refrain und den gleichsam schlichten und imposanten Gesangsarrangements einen gigantischen Klangkosmos. Mit dieser puristischen, aber zeitlosen Komposition könnte der Song auch eine aus dem Mittelalter übertragenes Volkslied sein. Anstelle aber folkloristische Thematiken zu intonieren, dreht sich der Song um das Etablieren der eigenen Persönlichkeit zwischen Abhängigkeit von externen Faktoren und der Freiheit des Seins.
Doch auch die neuen Versionen der Songs des letzten Albums “Bad Behaviour” können sich sehen lassen: “Versailles” baut auf chorale Flächen, bis sich schließlich drei unterschiedliche Gesangsspuren übereinander lagern, um sich in Soundtrack-würdige Sphären hochzuschaukeln. “Headed For The Reaper” beweist, wie tanzbar die Stücke auch ohne gängige Instrumente sein können, “Bad Behaviour” bildet den intimen, zerbrechlichen Abschluss. Mit “Bodies” wolle Frankie die Unabhängigkeit im physischen Sinne vertonen, aber auch das Weltall spielt mit seinen autonomen Himmelskörpern, die dennoch auf Umlaufbahnen liegen, eine zentrale thematische Wand. Derart überlebensgroßen Ideen wird “Bodies” musikalisch definitiv gerecht, doch was besonders im Gedächtnis bleibt und für Gänsehaut sorgt, sind die hierarchielosen Arrangements im Kollektiv. Denn obwohl Frankies Name weiterhin als Künstlerin notiert ist, gewinnt diese EP durch jede einzelne weitere Stimme ein riesiges Maß an Qualität hinzu. “Bodies” heißt diese EP und diese acht Stimmen mögen zwar aus diesen in sich geschlossenen Systemen der Körper entspringen. Doch einmal losgelöst, stoßen sie auf eine derart unvergessliche Art zusammen, das sie mit dem Planeten des Albumcovers einiges gemeinsam zu haben scheinen. Schon vor der Tour kann man mit dieser Platte ziemlich klar erkennen, dass Kat Frankie mal wieder eine neue Stufe der Songwriting-Kunst erreicht hat. Und mit dieser hat sie die Exosphäre der gängigen Indie-Welt endgültig hinter sich gelassen.
Und so hört sich das an:
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Kat Frankie live 2020:
- 04.01.2020 RBB Sendesaal Berlin
- 06.01.2020 Elbphilharmonie Hamburg
- 09.01.2020 Alte Oper Erfurt
- 10.01.2020 Peterskirche Leipzig
- 11.01.2020 Konzerthaus Dortmund
Rechte am Albumcover liegen bei Grönland Records.
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