Love A – Meisenstaat

Kunstunterricht, 11. Klasse. Aufgabe: Malt mal einen Meisenstaat. Die Ergebnisse werden mit hoher Wahrscheinlichkeit stark auseinander gehen. Denn so wirklich greifen kann und will man den Titel dieses neuen Love A-Albums nicht. Viele Assoziationen werden geweckt, die behält man aber vielleicht auch lieber für sich. Ein starker Titel für eine Band, die es ohnehin mit Worten hat. Nun aber die Aussage von Frontmann Jörkk Mechenbier: Früher waren die Texte wichtiger, heute dienen sie viel mehr als Räuberleiter für die Melodien. Verpflichten sich die Post-Punker plötzlich etwa dem Wohlklang?!

Alles beim Alten

„Meisenstaat“ ist das Musik gewordene Pantoffeln Anziehen, die klangliche Entsprechung von „Jeans aus, Jogginghose an“. Es ist Zuhause für die, die auf dem Papier Punk hören. Der aber mit so viel Weltschmerz und Melancholie überschüttet ist, dass das mit dem kathartischen Biertrinken eher zweitrangig erscheint. Als solches also beruhigend, dass das Quartett auch beim fünften Album wieder diese schwermütigen und gleichzeitig energetisch zappelnden Post-Punk-Mauern hochzieht. Und doch: In Nuancen geht es hier in Inhalt und Gewand in neue Richtungen.

„Was sollen wir tun, wenn die Bösen sagen ‚War nicht so gemeint‘?“

Dir sind Lyrics also plötzlich egal, Jörkk? Warum sind dann Texte wie „1.000 Stufen zum Schaffott, der Fitnesstrainer weint vor Freude“ oder „Wie der Hase läuft, ist dem Fuchs egal“ auch jetzt noch so bildgewaltig und einzigartig? Muss wohl eine Finte sein, denn „Meisenstaat“ ist wiedermal Gesellschaftskritik der guten Sorte. Eine, die feststellt, dass es mit dem Zeigefinger auch nicht unbedingt weitergeht.

Und eine, die scheinbar sehr gut bei Sibylle Berg mitgelesen hat. Denn man mag gar nicht um die Feststellung herumkommen, dass „Meisenstaat“ der perfekte Soundtrack zur „GRM“-Trilogie wäre. Geht es doch im Titeltrack um die Machtlosigkeit gegen die großen Strukturen. In „Analog ist besser“ um die Apokalypse im Sinne von Überwachungsstaat und digitaler Welt und in „Genau genommen gut genug“ um die Gewissensbereinigung durch E-Autos & Mülltrennung. Sibylle, bist du das?

All diese wichtigen und komplexen Thesen trägt Mechenbier gewohnt bissig vor, singt aber unter anderem in „Analog ist besser“ plötzlich ungewohnt tief und weniger keifend. Und auch sonst gibt es immer wieder kleine Momente, die zum Aufhorchen einladen. Die Produktion von Schlagzeuger Karl Brausch kann sich jedenfalls hören lassen und geht bei treibenden Gitarren („Frag nicht“) genau so auf wie bei windschiefen Arrangements in „Aus die Maus“. Dazu noch das herrlich düstere Cover von Gitarrist Stefan Weyer und fertig ist das Post-Punk-Zuhause. Lieben wir – auch oder gerade in 2022.

Das Album „Meisenstaat“ kannst du hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Love A live 2022:

  • 08.09. Gebäude 9 Köln
  • 09.09. Gebäude 9 Köln
  • 10.09. Schlachthof Wiesbaden
  • 22.09. Strom München
  • 24.09. Club Cann Stuttgart
  • 06.10. Faust Hannover
  • 07.10. Festsaal Kreuzberg Berlin
  • 08.10. Conne Island Leipzig
  • 21.10. Zeche Carl Essen
  • 22.10. Uebel & Gefährlich Hamburg
  • 10.11. Z-Bau Nürnberg
  • 11.11. Chemiefabrik Dresden
  • 12.11. KFZ Marburg

Rechte am Albumcover liegen bei Rookie.

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