“Back To Black” von Amy Winehouse. “Back To Basics” von Christina Aguilera. “Uptown Funk” von Bruno Mars. “Joanne” von Lady Gaga. “Shallow” vom “A Star Is Born”-Soundtrack. Das ist nur ein Auszug aus der schon beinahe lächerlich erfolgreichen Karriere von Mark Ronson, dem Produzenten, der im künstlichen EDM-Zeitalter mit bewusstem Einsatz von Instrumenten und klassischen Songstrukturen auffällt. Mark Ronson, das ist einer der Guten, einer, der sich für viele wichtige Dinge einsetzt.
Und eben auch einer, der gerade ziemlich traurig ist. Und weil Alben von traurigen Menschen immer gut ankommen, kann man sich jetzt schon errechnen, dass wir in einigen Jahren “Late Night Feelings” in einem Atemzug mit den oben genannten Werken anführen. Dabei ist die Art, wie Ronson Herzschmerz verkauft, gar nicht mal sonderlich eingängig oder gar auf den großen Bombast ausgelegt. Für die heutige Zeit, in der pumpende Beats und/oder bewusst auf Schmalz ausgelegte Singer-Songwriter den Mainstream bedienen, vertraut Ronson bei seiner Inszenierung auf die Brillianz seiner Feature-Gäste und bewusst schlichte Beats. Wie schon der Vorab-Überhit “Nothing Breaks Like A Heart” andeutete, baut Ronson für die Vertonung des großen Liebeskummers auf weibliche Konerparts – auf diesem Album sogar ausnahmslos! Wo Miley Cyrus sich endgültig von ihrem Disney-Image emanzipiert hatte, wählt der Produzent für die restlichen Songs nicht weniger charakterstarke Künstlerinnen. Dem Opener-Titelsong gibt so Lykke Li ihre Stimme, die Beats sind gleichzeitig sommerlich, düster und sehnsüchtig, ihre Stimme passend sinnlich. Ähnlich wird auch Camila Cabello in Szene gesetzt, die in “Find U Again” von klassischen Disco-Synthie-Tupfern untermalt wird. Der Herkunft entsprechend, wandelt sich die Untermalung bei Angel Olsen und King Princess etwas, denn die beiden Indie-Künstlerinnen bekommen auch bei Ronson weniger poppige Songs an den Leib geschneidert.
Besonders auffallend ist jedoch das Herz des Albums, das aus drei Songs von Yebba besteht – Einer US-amerikanischen Singer-Songwriterin, die sogar schon einen Grammy Award einheimsen konnte, ansonsten aber eher im Gospel und Neo Jazz unterwegs ist. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, sollte man nach diesem Album noch einiges von der Musikerin hören, denn ihre Songs überstrahlen die sonst sehr homogene Masse sehr, was vor allem an einer beeindruckenden Gesangsperformance und einer unterhaltsamen Intonation liegt.
Am Ende passt der Titel perfekt zu dem, was Ronson seinen Zuhörer*innen bietet. “Late Night Feelings” ist ein Album für einsame Nächte, in denen nur zarte Beats dem eigenen tristen Inneren entsprechen. Wer sich nach aufmunternden Songs, nach Ohrwürmern, nach den ganz großen Emotionen sehnt, ist hier an der falschen Adresse. Aber genau dieser bewusste Verzicht macht Ronsons Werk aus und wird ihm weiterhin ruhmreiche Tage ermöglichen.
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