Schon die ersten Takte von “Heart is Healing” machen die Mission von Martha unmissverständlich klar: Mit viel Leidenschaft, britischem Akzent und mitreißenden Songs schleichen sich die Brit*innen unweigerlich in die Herzen aller Indie-Punk-Fans. Formeln wie diese hat man wohl schon 1000 Mal gehört und doch ist es manchmal eben so einfach, sich in eine Band zu verlieben.
Klar, musikalisch erfinden Martha das Rad nicht neu. Unter der Selbstbezeichnung als “queer, straight edge, vegan and anarchist” spielen sie aber dafür umso erfrischendere Songs mit der richtigen Haltung. Als Band ohne interne Hierarchien können die Lieder mit ausgewogenen Fokus-Verschiebungen begeistern. So ist das Schlagzeugspiel herausragend, die Fills werden pointiert eingesetzt, die Rythmusverschiebungen sorgen für eine beeindruckende Dynamik. Gitarre und Bass stürmen gemeinsam in punkige Extasen, können aber auch in verträumte Akustik-Gefilde fließen, um im nächsten Moment gar kleine Riff-Spielerein zuzulassen. Auf diesem instrumentalem Bett der ersten Klasse thronen Stimmen, die nicht immer gerade perfekt, dafür aber stets mit ganzem Herzeinsatz dabei sind. Zunächst übernimmt Gitarrist und Sänger Daniel Ellis den Gesang, im Verlauf überreichen sich die Bandmitglieder das Mikro aber immer wieder. Ob in zarten Momenten wie im Closer “The Only Letter That You Kept”, Pop-Punk-Hüpfern (“Wrestelmania VIII”) und verdichtetem Breitwand-Rock in “Brutalism By The River (Arrythmia)” – die Band steht textlich stets für ihre Ideale ein.
Neben den wirklich packenden Liebes-Songs sind daher immer wieder die Ausgegrenzten der Gesellschaft Thema, so dass eine feministische Sci-Fi-Autorin gar als Heldin besungen wird (“Lucy Shone A Light On You”). Neben diesen gesellschaftlichen Referenzen setzten Martha auf eine Kritik an bestehenden Verhältnissen und der Menschheit. Besonders intensiv sind Momente wie “The Void”, in denen die Band im donnernden Abschluss gemeinsam erkennt, dass sich die Welt auf eine große Umweltkatastrophe zubewegt und am Ende nichts mehr übrig bleibt. Martha wissen, dass es düster aussieht. Martha bemerken die missliche Lage der Ausgegrenzten – sie sind selbst ein Teil von ihnen. Doch diesem alltäglichen Wahnsinn stellen sie ihren wohltuenden Sound entgegen, der mit bitteren Tränen, energetischem Pogo und inbrünstigem Mitsingen zumindest einige Wunden schließen kann. Ein einfaches Rezept, das man schon sehr oft gehört hat. Aber nur selten so formvollendet wie auf “Love Keeps Kicking”. Eine Band zum Verlieben!
Und so hört sich das an:
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Martha live 2019:
- 08.04.2019 Rotunde, Bochum
- 09.04.2019 Schlachthof, Wiesbaden
- 10.04.2019 Sonic Ballroom, Köln
- 13.04.2019 Heimspiel Festival, Regensburg
Rechte am Albumcover liegen bei Big Scary Monsters.
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