Milky Chance – Mind The Moon

Milky Chance

Schon im Zeitalter der Romantik gehörte der Mondschein zum atmosphärischen Grundwerkzeug, die Mondlandung gilt wiederum als einer der historischsten Momente des 21. Jahrhunderts, mit „The Dark Side Of The Moon“ trägt außerdem eines der einflussreichsten Alben der Musikgeschichte den Erdtrabanten im Titel. Wenn das Kasseler Quartett Milky Chance sein drittes Album nun also „Mind The Moon“ tauft, erweckt das in so ziemlich jedem irgendeine Form von Assoziation und Erwartungshaltung. In den zwölf Stücken des neuesten Langspielers durchschreiten die Hörer*innen nun vor dem inneren Augen weite Festivalgelände, exotische Landschaften und gemütliche Lagerfeuer – alles im Schein des einzigen natürlichen Satelliten der Erde.

Nuancierte Frische

Als sich der Opener „Fado“ aus den Boxen schält, überraschen Milky Chance mit einem düsteren Elektro-Beat, vor dem Clemens Rehbein mit einem ungewohnt gedrückten Timbre croont. Zu der geheimnisvollen Atmosphäre gesellen sich zudem verwaschene Stimmen aus dem Off, die den Songtitel rufen. So weit, so spannend. Ganz so abgedreht bleibt es nicht durchgehend, der psychedelische Folk-Schunkler „Oh Mama“, der „Stolen Dance“-Nachkomme „The Game“ oder auch „Long Run“ fügen sich tadellos in das bisherige Werk der Kasseler ein. Die Formel bleibt dabei recht simpel, aber effektiv: Zurückgelehnte, zwischen Folk und Reggae mäandernde Strophen, die in Breitwand-Refrains mit hohem Mitsingfaktor münden. Wie begnadet das mittlerweile-Quartett dieses Songwriting beherrscht, beweisen auch die gigantischen Erfolge in Deutschland und dem Rest der Welt. Denn Milky Chance gehören zu den wenigen deutschen Acts, die es im Ausland wirklich zu etwas gebracht haben – ein Faktor, der zu der vielleicht beeindruckendsten Komponente des Albums beigetragen hat.

Die bunte Gesellschaft vereint unter einem Himmelskörper

Ohne nämlich jemals einen besonderen Fokus auf die Texte gelegt zu haben, stehen die weltlichen Instrumentierungen des dritten Albums ganz ohne Worte für Gemeinschaft über jegliche Kulturgrenzen hinaus. So überlässt das Quartett dem belgisch-kongolesischen Musiker Teme Tan eine französischsprachige Bridge im unwiderstehlichen Hit „Rush“, während der*die vielerorts gehypete australische Multiinstrumentalist*in Tash Sultana einen Teil zum schwelgerischen „Daydreaming“ beisteuert. Besonders ausgefallen wird es aber in „Eden’s House“, wenn die südafrikanische A-Cappella-Gruppe Ladysmith Black Mambazo waschechte World-Music-Anleihen in den Acapella-Song einbaut, der sich mit gänzlich ungewohnten Harmonien in die Höhen schraubt. Aber auch ohne Feature-Partner*innen können Milky Chance aus den festgefahrenen Folk-Strukturen ausbrechen, wie die polyrythmischen Sequenzen von „Fallen Master“ beweisen.

Trotz des traditionsreichen Titels schaffen es Milky Chance auf ihrem dritten Album also, einem viel besungenen Thema ein ganz eigenes Kapitel hinzuzufügen. Unter diesem Erdtrabanten lässt es sich tanzen, entspannen, träumen – egal wo, egal mit wem. Erneut sind die Kasseler damit weit über ihren Herkunftsort hinaus geklettert und auch wenn sie selbst behaupten „We didn’t make it to the moon“, möchte man das bei so viel Songwriting-Qualität nicht so ganz ausschließen.

Und so hört sich das an:

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Milky Chance live 2019:

  • 30.01.2020 Palladium Köln
  • 31.01.2020 Porsche-Arena Stuttgart
  • 11.02.2020 Zenith München
  • 12.02.2020 Haus Auensee Leipzig
  • 13.02.2020 Tempodrom Berlin
  • 04.03.2020 Jahrhunderthalle Frankfurt
  • 05.03.2020 Sporthalle Hamburg

Rechte am Albumcover liegen bei Universal.

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