Mine – Klebstoff

Mine - Klebstoff

Deutsche Popmusik genießt im Jahre 2019 – gerade in Kritikerkreisen – oft nicht gerade den besten Ruf. Weichgespülte Texte und einfallslose Melodien in einem musikalischen Einheitsbrei, der dennoch funktioniert und im Radio rauf und runter dudelt zeugen nicht wirklich von Innovation in der deutschen Pop-Szene. Doch es gibt Ausnahmen – und eine von ihnen ist Sängerin Jasmin Stocker, besser bekannt als Mine. Bereits mit ihrem Debütalbum vor fünf Jahren bewies sie, dass Pop auch anders kann – nämlich experimentierfreudig, innovativ und alles andere als langweilig. Nun erscheint nach einer weiteren Platte und einer Kollaboration mit Rapper Fatoni endlich Solo-Album Nummer drei, das den Titel „Klebstoff“ trägt und auf dem Mine wieder einmal zeigt, was Deutschpop so alles drauf hat.

Dass man dafür manchmal auch den unbequemen Weg wählen muss, weiß die Sängerin zum Glück. Man könnte es sich so einfach wie die Max Giesingers und Mark Forsters dieser Welt machen und lupenreinen, massentauglichen Pop produzieren, der garantiert funktioniert – aber eben auch furchtbar langweilig und alles andere als innovativ ist. Mine aber entschied sich gegen diese Strategie – und experimentierte mit Einflüssen aus Rap, Hip-Hop, Techno und Jazz, sodass ganz neue Klangwelten entstanden. Natürlich finden sich auf der Platte auch klassische Popsongs: „90 Grad“ oder „Einfach so“ zum Beispiel gehen mit ihren eingängigen Pop-Melodien gleich ins Ohr und gebe dem Album eine gewisse Leichtigkeit. Doch dann gibt es auch Nummern wie „Guter Gegner“, „Nichts“ oder „SW“, die man vielleicht ein paar Mal hören muss, die gerade musikalisch nicht so zugänglich sind, aber deswegen auf keinen Fall weniger interessant. Und gerade diese Kombination macht die Platte aus.

Das Gleiche gilt für emotionale Tracks wie „Vater“ oder die erste Single-Auskopplung „Klebstoff“ – sowohl textlich als auch musikalisch muss man sich auf die Songs einlassen, sie vielleicht mehrmals hören um sie zu verstehen. Vor allem der Titeltrack sticht dabei besonders durch seine metaphorische und bildhafte Sprache hervor, die gerade durch die eher minimalistische Instrumentierung besonders in den Fokus rückt – die Kombination macht „Klebstoff“ damit eindeutig zum stärksten Song der Platte.

So zeigt Mine wieder einmal, dass es auf die Kombination von Text und Musik ankommt: Mit ihren intelligenten Texten erschafft sie Bilder, Metaphern und malt mit ihren Worten so, dass beim bewussten Hören während fast jedem Song ein Musikvideo vor dem inneren Auge läuft. Doch das alleine reicht noch nicht: Erst mit der richtigen musikalischen Begleitung und Untermalung wirken diese Worte und Metaphern, werden durch Emotionen und Klangbilder ergänzt und können ihr ganzes Potenzial entfalten. So erschafft Mine ein Gesamtkunstwerk aus Musik und Text, in dem man mit jedem Hördurchgang noch etwas Neues entdeckt.

Die insgesamt zehn Songs der Platte (das Intro-Skit ausgenommen) könnten also unterschiedlicher kaum sein – und doch zieht sich ein eindeutiger roter Faden durch das ganze Album, welches sich einem erst in seiner Gesamtheit musikalisch und auch textlich erschließt. So geht deutscher Pop abseits des belanglosen Mainstream-Einheitsbreis richtig.

Das Album „Klebstoff“ kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=3gtRavDqXEU

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Mine live 2019:

03.05. – Mannheim, Alte Feuerwache
04.05. – Wiesbaden, Schlachthof
05.05. – Hannover, Musikzentrum
07.05. – Konstanz, Kulturladen
08.05. – Stuttgart, Clubcann
09.05. – Leipzig, Conne Island
10.05. – Berlin, Huxley’s
11.05. – Hamburg, Mojo
15.05. – Wien, Porgy & Bess
16.05. – Nürnberg, Hirsch
17.05. – München, Ampere
18.05. – Zürich, Dynamo Zürich

Die Bildrechte für das Albumcover liegen bei Caroline Records.

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