Band Of Skulls – Love Is All You Love

Es sieht düster aus. Sowohl für den Planeten, als auch für die Gesellschaft. Dessen sind sich Band Of Skulls durchaus bewusst. Dem bisherigen Katalog aus bunt gesprenkelten Albumcover fügen die Indierocker somit folgerichtig einen düsteren Beitrag hinzu. Um diesen Umständen nun entgegenzutreten, greifen Künstler*innen häufig auf Wut, Resignation oder natürlich Eskapismus zurück. Band Of Skulls setzen, wie die roten Schlieren und der Titel schon andeuten, auf das recht ausgelutschte Mantra von der Liebe als stärkste Waffe. Geht der Band in ihrem 15. Jahr die Puste aus oder kann man aus  einem derart totbesungenen Thema noch Kreativität rausquetschen?

Schon im Vorfeld hatten die Brit*innen mit ihrem sehr ahnsehnlichen Video-Trio aus “Cool Your Battles”, “We’re Alive” und dem Titelsong eine Song umgreifende Geschichte erzählt. Der Ästhetik des Covers entsprechend setzen die drei Videos auf zwischenmenschlichen Zusammenhalt in Farben, die von schwarz-weiß in rötliche Töne übergehen. Gewaltexzessen wird mit Tanz begegnet – hippieesk, aber optisch durchaus ansprechend. Vor zwei Jahren verließ Drummer Matt Hayward die Band, so dass “Love Is All You Love” das erste Album des jetzt Duos darstellt. Gitarrist Russell Marsden und Bassistin Emma Richardson teilen sich wie gewohnt den Gesang, mussten aber nun offensichtlich auf einen Drittel des Songwriting-Inputs verzichten. Gerade die beiden zuerst veröffentlichten Songs machen das auch bemerkbar, denn wo einst pulsierender Indie mit Rhythmusverschiebungen und treibenden Hymnen thronte, steht plötzlich Gute-Laune-Rock-Pop, der etwas Tiefe vermissen lässt.

Mit eher niedrigen Erwartungshaltungen machte ich mich nun also an dieses fünfte Album einer Band, die bei mir bisher stets für Euphorie gesorgt hatte. Schon der Opener “Carnivorous” lässt mich jedoch aufhorchen. Vor einem wummernden Bass, der sich eher stoisch nach vorne kämpft, als auszubrechen, singt Marsden in einem abgeklärten Tonfall. Der Song hat wenig mit den strahlenden Vorab-Songs zu tun und gefällt gerade dank der düsteren Zurückhaltung direkt. Auch ansonsten setzt das Album dem euphorischen, breiten Songs immer wieder starke Konter entgegen. “Love Is All You Love” baut auf Kopfstimmen und Blues-Töne, im sehnsüchtigen “Sound Of You” versinkt Richardsons Stimme im Nebel aus Klavier, Synthies und kleinen Schlagzeug-Tupfern, in “That’s My Trouble” mimt Marsden einen coolen Bluesrocker. Als absolute Perle thront jedoch “Not The Kind Of Nothing” über dem restlichen Album. In lupenreiner White Stripes-Manier bieten sich die beiden Musiker*innen ein waghalsiges Duett, während die verzerrten Saiteninstrumente um sie kreisen – und da ist sie wieder, die große Euphorie.

“Love Is All You Love” ist ein schwieriges Album. Trotz des ästhetisch ansprechenden Auftretens können Band Of Skulls nicht durchweg begeistern. Gerade die freudestrahlenden Songs, die der Dunkelheit der Welt standhalten sollen, stehen auf Grund von fehlender Eigenständigkeit und Besonderheit auf wankenden Beinen. Dennoch lohnt sich ein Blick auf das Album als Ganzes, das durchaus einige ausgeklügelte Ideen für Indierock-Fans bereithält. Für das nächste Cover dürfen die bunten Farben aber gerne wieder aufs Cover, wenn das bedeutet, dass die Kreativität auf ganzer Albumlänge gewahrt werden kann.

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei SO Recordings.

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