Cartoons und knallige Farben verbindet man unweigerlich mit Kinderprogramm, Neuseeland mit paradiesischen Landschaften und sonnigen Temperaturen. Und dann kommen Miss June mit ihrem Debütalbum um die Ecke und stellen direkt mal zwei Stereotypen komplett auf den Kopf. Denn eins ist klar: Mit sommerlichem Spaßsound hat der kantige Punkentwurf der Band genau so wenig zu tun wie das bizarre Artwork mit Peppa Pig.
Beschrieben wird das neuseeländische Quartett als “Verbindung aus Sonic Youth und Le Tigre” und genau diese beiden Pole treffen den Soundrahmen der elf Songs genau auf den Kopf. Denn wenn der Opener “Twitch” und “Orchid” mit klebrigen Hallschichten und Fuzz-Gitarren dem Grunge der 90er huldigen, reißen viele andere Songs in klassischer Riot-Grrrl-Manier die Verstärker von den Wänden. Ob die doppelten Gesangsspuren von “Best Girl”, der rumpelnde Garage von “Enemies” oder das sich vor Schnelligkeit überschlagende “Aquarium” – man mag es sich gar nicht vorstellen, was für eine unsagbare Energie das Quartett bei Liveshows auslösen kann.
Neben dem beeindruckend wandelbaren Klangvolumen von Frontfrau Annabel Liddel überstrahlt vor allem das erfrischende Songwriting die meisten Genre-Kolleg*innen mit links. Miss June beherrschen schließlich sowohl knackig-wütende Raser wie “Two Hits” als auch düstere Grower wie “Anomaly” oder zarte Intros (“Double Negative”), ohne dabei jemals gezwungen zu wirken. Und anstelle wie so viele andere Acts den Spannungsbogen in den letzten Songs schweifen zu lassen, setzen die Neuseeländer*innen das Highlight “Polio” auch noch ans Ende: Vor finsterem Wummern behauptet sich Liddel mit gezischten Ansagen tapfer, um anschließend gar in einem fiesen Instrumentalsturm kreischend unterzugehen. Wer braucht schon Stereotype, wenn deren Nachfolger so unwiderstehlich klingen wie “Bad Luck Party”?
Das Album “Bad Luck Party” kannst du hier kaufen.*
Und so hört sich das an:
Miss June live 2019:
- 18.09.2019 MAZE, Berlin
- 19.09.2019 Blue Shell, Köln
- 20.09.2019 Reeperbahn Festival, Hamburg
- 23.09.2019 Cinetol, Amsterdam (NL)
- 24.09.2019 Trix, Antwerpen (BE)
Rechte am Albumcover liegen bei Frenchkiss.
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