Barns Courtney – 404

Barns Courtney

Wir kennen ihn alle: Den 404-Fehlercode. Immer wenn der Server den gewünschten Inhalt nicht aufrufen kann, erscheint diese Zifferkombination, doch trotz dieses alltäglichen Aufkommens haben sich die Zahlen bei den meisten wohl nach dem Auftreten direkt wieder aus dem Bewusstsein geschlichen. Damit teilt sich der Titel des zweiten Barns-Courtney-Albums eine große problematische Gemeinsamkeit mit der musikalischen Komponente.

Dabei erklärt der britische Singer-Songwriter den Titel auf metaphorische Weise, denn eigentlich geht es inhaltlich um das Älterwerden und die daraus resultierende Distanz zum eigenen Ich aus der Jugend. Sprich: Die Vergangenheit kann ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr wiederholt werden; so stimmig, so allgemeingültig. Genau das ist wohl auch Fluch und Segen von “404”, denn natürlich sind Identitätskrisen und Liebeskummer universelle Konstrukte, die jede*r nachvollziehen kann – aber eben das auch in so ziemlich jedem Album der Popgeschichte auch längst tut. Musikalisch kleidet Courtney seine eigenen Emotionen in eingängigem Folk-Pop, der mal in das eine, mal in das andere Extrem wankt. Besten Beispiele: Die beiden Vorabsingles. Denn genau zwischen dem spielerischen Folk von “99” und dem im Gegensatz sehr poppigen “You And I” lassen sich auch die restlichen acht Songs des Albums ziemlich genau verorten. Ausreißer sucht man hier vergebens, was immerhin dem Gesamtkontext zugute kommt.

Zu Beginn lässt die Platte noch die Festivalparty über die heimische Anlage steigen, denn der Opener “Hollow” klingt wie eine Indie-Version der frühen Fall Out Boy, “London Girls” kreist irgendwo zwischen Keane und Ezra Furman mit den Hüften und “Fun Never Ends” zwinkert dem Titel entsprechend der hedonistischen Partynacht zu. In Zusammenklang mit den selbstironischen (Promo-)Videos ergeben diese ersten Eindrücke das Bild eines Musikers, der einfach gute Laune verbreiten will und mit seinem unverkennbar rauen Stimmorgan auch ziemlich schnell auffällt. Doch ab dem etwas trostlosen Schunkler “Boy Like Me” sägt das Album dann doch merklich am Spannungsast und kracht dann mit einer stetig uninspirierteren Produktion gen Belanglosigkeit, bis für die letzten Songs sogar die Plastik-Beats von Bord gehen.

Aber Barns Courtney ist musikalisch trotzdem weit davon entfernt, als Fehlercode zu gelten, landet er doch schon auf seinem zweiten Album einige ziemlich unwiderstehliche Treffer, die einen definitiv vielversprechenden Weg andeuten würden. Doch “404” als Gesamtwerk könnte doch noch einige Ecken und Kanten vertragen, um nicht ganz so unspektakulär vorbeizunudeln. Mit seinem Ruf als begnadeter Performer könnte der Musiker die Songs aber schon bei der anstehenden Tour in ein ganz anderes Licht rücken – Das bleibt also noch abzuwarten!

Das Album “404” kannst du hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Barns Courtney live 2019:

  • 26.10.2019 Bürgerhaus Stollwerck Köln
  • 28.10.2019 Hansa 39, München
  • 29.10.2019 Festsaal Kreuzberg, Berlin
  • 31.10.2019 Grünspan, Hamburg

Rechte am Albumcover liegen bei Universal.

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