Noga Erez – KIDS (Against The Machine)

Noga Erez_KIDS Against The Machine_Cover

Was läge für eine Künstlerin, die mit verlässlichem Geschick Hip Hop-Vibes mit Indie und Sprechgesang kombiniert, näher, als ihr zweites Album direkt nochmal mit einer Big Band aufzunehmen? Nun, vermutlich einiges. Aber dass die israelische Musikerin Noga Erez diesen mutigen Soundsprung nun im selben Jahr des Release der Original-Version von „Kids“ veröffentlicht, zeugt von der puren Überzeugung hinter dem Projekt. Und für alle, die bereits in Kontakt mit der Musik des Geheimtipps in Berührung gekommen sind, ist es auch keine Überraschung, dass „KIDS (Against The Machine)“ wieder mal ein überdurchschnittlich hochwertiges Hörerlebnis ist. Und das obwohl eigentlich alles mit einem kleinen Spaß angefangen hatte…

Protest im Analogen

Schon der ursprüngliche Noga Erez-Sound schlendert gekonnt zwischen Genres – genauer: Hip Hop-Beats, Rap-Gesang & Indie – , lebt aber insbesondere von der stimmlichen Präsenz der Sängerin. Sie zögert nicht, mal lässig, mal in zorniger Schnelligkeit im Sprechgesang zu verschwinden, nur um im nächsten Moment einen Stadionrefrain herauszukramen. Inhaltlich bewegen sich die Songs zwischen politischen Forderungen und persönlichen Dilemmata, sind rein sprachlich auf einem beeindruckend hohen Niveau. Diese Grundvoraussetzungen schoben Erez und ihr Kreativpartner Ori Rousso kurzerhand noch einmal in den Proberaum. Wäre es nicht witzig, diese sehr beatlastigen und durchaus im Hip Hop zu verortenden Stücke völlig anders aufzunehmen? Gesagt, getan. Und siehe da – plötzlich erfreuen sich die neuen Versionen einer mindestens genau so großen Beliebtheit wie die pumpenden Ursprünge. Aus Spaß wurde also Ernst und daraus wiederum ein ganzes neues Album. Unnötiger Spaß oder wichtige Ergänzung?

Ungewöhnliche Verbindung

Ganz klar: Zweiteres. Alleine da dieses Zusammentreffen aus klassischer Instrumentierung und modernem Songwriting in dieser Form absolut frisch klingt, lohnt sich für Fans und Neulinge ein Hördurchlauf dieser Platte genau so wie die des normalen „Kids“. Wenn das mächtige Titelstück die politische Zerrissenheit der Jugend in Form von Kinderchören nun vor riesige Bläser stellt, hat das schlicht etwas Erhabenes, Bedeutsames. „Pacing down the streets / Peace is dead, now rest in peace“. Vollkommen anders wirken die neuen Sounds hingegen im drückenden „Bark Loud“, dessen lässige Sprechgesangs-Strophen mit Hilfe von Erez‘ kratzender Gesangsstimme in eine wohlige Bläserfront geführt werden. „Knock Out“ klingt dank Hand Claps triumphierender und auch deutlich luftiger als im Original, „You So Done“ wird mit der sanften Untermalung hingegen zum cineastischen Moment der Platte. „Candyman“ wiederum bereitet mit den düsteren Vibes auf die kritische Hinterfragung mächtiger Männer in den Lyrics vor. Und wie sehr die elektronischen Beats bei der Überführung in analoge Drums an Intensität auffahren können, zeigt „Fire Kites“ mit dem großartigen Revolutionsspruch „We don’t need guns, we got Fire Kites“.

Bläser statt Synthies, Drums statt Beats & immer noch jede Menge Chöre: „Kids (Against the Machine)“ ist genau deswegen so stark, weil die organischen Sounds den politischen Unterton der Platte noch realistischer und dringlicher versprühen. Noga Erez selbst wird dabei zur Anführerin einer kleinen Widerstandstruppe, die sich zwischen Spaß & Politikum an Postmoderne und Big Band gleichermaßen bedienen können. Gerne mehr solcher Experimente – auch auf der bald anstehenden Tour.

Das Album „Kids (Against the Machine)“ kannst du hier kaufen. *

Und so hört sich das an:

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Noga Erez live 2022

  • 19.02.2022 Artheater Köln
  • 22.02.2022 Lido Berlin
  • 01.03.2022 Uebel & Gefährlich Hamburg

Rechte am Albumcover liegen bei City Slang.

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