Das zweite Portrayal Of Guilt Album „We Are Always Alone“ treibt den brachialen Hardcore der Band weiter in seine Extreme: Von Nihilismus, düsteren Stimmungslagen und unkonventioneller Eingängigkeit.
Es ist ein harsches Statement einem Album in Pandemie-Zeiten einen Titel wie „We Are Always Alone“ zu geben. Portrayal Of Guilt Sänger Matt King jedoch nimmt solch nihilistische Posen nicht erst seit dem gesellschaftlichen Ausnahmezustand ein, durch den aktuell so viele Länder weltweit gehen: Seit jeher durchzog seine Textfragmente ein gewisser Hang zum Realismus, den viele gerne als Pessimismus abtun würden. Die neun Stücke des neuen Langspielers seiner Band – entstanden und aufgenommen im ersten Lockdown 2020 – machen da nicht groß etwas anders. Sie handeln vom Hadern mit sich selbst, der vom Weltbild geplagten Suche nach Auswegen, destruktiven Selbstbildern.
Diese ausgeprägt nihilistische Haltung fühlt sich im bedrückenden Soundbild der Songs sichtlich wohl. Fernab jeder Geradlinigkeit changieren die neun Stücke scheinbar spontan von antreibenden Blast-Beat-Passagen zu doomig-schweren Momenten, bloß um Sekunden später an beklemmende Horror-Einspieler zu übergeben. Die Inkarnation dessen: „Masochistic Oath“. Kings dämonische Vocals komplettieren dieses Dringlichkeit vermittelnde Gesamtbild, das – man trete wie in Galerie oder Museum einen Schritt zurück, um das Kunstwerk ganz erhaschen zu können – in den Bann zieht. Daher könnte auch das cineastische Splatter-Video zur Doppel-Auskopplung „It’s Already Over“ / „Masochistic Oath“ durch den intensiven Klang der Songs nicht besser gestützt werden.
„We Are Always Alone“ nimmt sich zudem etwas mehr Zeit – in fünf Fällen dauern die Stücke über drei Minuten an – um seine Düsternis voll zu entfalten. Konkret schlägt sich das in Leitmotiven nieder, die zwar oft nur kurz, aber doch länger als zuvor ausgebreitet werden und den Songs stellenweise eine gewissen Eingängigkeit verleihen. In Stücken wie „It’s Already Over“ oder „Garden Of Despair“ sind das repetitive Shout-Pattern, in einem Song wie „My Immolation“ ein prägnantes Riff-Muster. Bei all dem bitterernsten Habitus und der tristen Stimmung gewährt zumindest das dem Geiste etwas Raum für Seelenruhe. Nur nicht den Verstand verlieren!
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