Eine voluminöse Stimme, die gleichzeitig so viele Emotionen und Soul beinhaltet, dass man nahezu gebannt ist von der Ausdrucksstärke dieser. Was war das für ein Knaller, als Rory Graham im Jahr 2016 den Song „Human“ veröffentlichte und sich regelrecht in das Herz seiner Zuhörer sowie Zuhörerinnen sang. Mit diesem fantastisch konzipierten Track gelang dem Briten der große Durchbruch. Auch seine Folgesingle „Skin“ und das 2017 erschienene Debütalbum „Human“ reihten sich in die Erfolgswelle des Sängers ein. Einen Brit Award als British Breakthrough Act später gehörte Rory Graham alias Rag’n’Bone Man bereits zu den ganz Großen. Eben dies beweist er auch auf seinem zweiten Studioalbum „Life By Misadventure“, auf dem er sein ganz eigenes Ding durchzieht.
Denkt man an die Musik von Graham, fällt einem zuallererst die Wucht hinter seiner Stimme ein, die einen enormen Wiedererkennungswert hat. Genau dies hätte der Rag’n’Bone Man auf seinem zweiten Studioalbum vollkommen ausreizen können – macht er aber nicht. Viel mehr setzt Rory Graham auf viele leise, sanfte Töne. Er setzt seine Stimmgewalt sehr zentriert ein, was dem Ganzen etwas unglaublich Besonderes gibt. Denn Graham kann auch anders. Bereits der Opener „Fireflies“ markiert ein gutes Beispiel dafür. Eine stripped-down Version, die einige Country-Elemente beinhaltet und in der der Sänger sich unheimlich zerbrechlich und soulig präsentiert. Seine Stimme geht unter die Haut, hinterlässt Gänsehaut und schafft emotionale Momente.
Und genau davon leben die 15 Songs auf „Life By Misadventure“. Rory Graham schafft den Rundumschlag. Sehr atmosphärische Songs, die klangvoll und melodisch daherkommen, wie das schöne „Old Habits“. Im Gegenzug aber auch Up-Beat Nummern, wie „All I Ever Wanted“, das unglaublich Spaß beim Hören macht und fast schon an einen David Bowie-Track erinnert. Bei ihnen allen steht die wunderbar rauchige Stimme des Rag’n’Bone Man im Vordergrund, die gar nicht viel drumherum braucht um zu strahlen. So sind alles Songs nur auf das Nötigste reduziert und sind – egal ob Up-Beat oder ruhigere Tracks- alle unglaublich stimmungsvoll. Wer an dieser Stelle allerdings ein Pop-Album erwartet, das man mal ebenso runterhören kann, der täuscht. Für die Lieder muss man sich Zeit nehmen, damit sie ihre Wirkung entfalten. Der Brite wird im Gegensatz zum Vorgänger-Album sehr viel persönlicher und packt noch einmal eine enorme Schippe an Emotionen mit drauf.
Besonders aufregend sind Songs wie „Taking To Myself“ oder „Alone“. Hier schafft Rory Graham einen unglaublich guten Spannungsbogen, wodurch die Vielfalt seiner Stimme noch einmal so richtig zur Geltung kommt. Die Tracks entwickeln ihre ganze eigene Dynamik, beginnen mit zarten Tönen und entfalten ihre Wucht in Form von Grahams bombastischer Stimme. Selbstverständlich beinhaltet „Life By Misadventure“ aber auch den einen oder anderen Song, der untergeht. So zum Beispiel das einzige Duett auf dem Album „Anyway Away From Here“ featuring P!nk. Dem Song fehlt das gewisse Etwas, er dümpelt eher so vor sich hin und kann leider weder von der Stimme Grahams noch von der Stimme P!nks wirklich profitieren. Auch „Breath In Me“ kommt viel zu ruhig daher und wirkt leider einschläfernd.
Vier Jahre hat Rory Graham gebraucht, um neue Musik zu produzieren und das Warten hat sich eindeutig gelohnt. Wer auf „Life By Misadventure“ nur geballte Power-Songs erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden. Aber im Grunde ist genau die Tatsache, dass eben nicht nur Power und volle Stimmgewalt enthalten sind, das Geheimrezept. Der Rag’n’Bone Man hat einen unglaublichen Wiedererkennungswert in seiner Stimme und brilliert egal ob laut oder leise. Die Ausdrucksstärke hinter seiner Stimme ist dahingehend einfach immer gewaltig, die reduzierte Musik dafür genau die Richtige. Eine schöne Fortsetzung zu seinem Debütalbum, auf der Rory Graham voll und ganz sein eigenes Ding macht. Eben nicht unbedingt das nächste Radio-Album!
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