Razz – Might Delete Later EP

Cover der Razz Ep "Might Delete Later".

Länger war es nun still um Razz – eine Band, die in den vergangenen fünf Jahren oft als Vorzeigebeispiel des deutschen Indie-Rock galten. Kein Wunder: Nach ihrem ersten Album 2015 ging die Karriere der vier Jungs steil bergauf. Chartplatzierungen, Nachwuchspreise, Support-Shows für Bloc Party, Kraftklub und Mando Diao, eigene Touren, Festivalauftritte bei Rock am Ring oder dem Hurricane, neue Singles, ein zweites Album – für ein paar Jahre war es nie wirklich still um die noch junge Band. 2019 nahmen sie sich deshalb erst einmal eine Pause, um nun mit frischer Musik zurückzukehren.

Ihre neue EP „Might Delete Later“ klingt erwachsener, atmosphärischer, lockerer, nicht unbedingt ruhiger, aber doch etwas sanfter und Indie-mäßiger als die bisherigen Alben der Band. Der alternative Indie-Sound der Band ist zwar erhalten geblieben, wirkt nun aber endgültiger und selbstbewusster als zuvor. Und neben dem stärkeren Indie-Einfluss, lassen sich auch noch andere Genres auf der EP finden. So klingt „Constant Flow“ an manchen Stellen fast schon nach sanftem Indie-Folk (zumindest bis die Bässe und E-Gitarren wieder einsetzen) und „Game“ hat klare Pop-Einflüsse, die allerdings alles andere als beliebiges Radio-Gedudel sind. Der Song der wohl am stärksten an die letzten Alben der Band erinnert ist „Ocean (Without Any Waves)“ – ein eingängiges und gitarrenlastiges Stück im klassischen Razz-Stil.

Auch thematisch scheint die Band einiges aus ihrer Pause mitgenommen zu haben. In den Songs der EP geht es viel um Erwartungshaltungen, Druck, ständiges Online-Sein, das Gefühl, nicht genug zu sein und die Müdigkeit die daraus folgt. „Always really trying to take up the chase, always really trying to pick up the pace“ – Songs wie „Like You“ üben Kritik an dem gesellschaftlichen Druck, den wir uns oft selbst durch Social Media und Vergleiche mit anderen machen. Auch der Titel der EP „Might Delete Later“ spielt auf diesen Druck der Perfektion an – könnte aber auch auf die Musik der Band bezogen sein: Mut zur Veränderung und Unperfektion, ein ständiger Prozess, in dem sich Dinge wandeln und in dem es auch erlaubt ist, bestimmte Entscheidungen später vielleicht nicht mehr zu vertreten.

Die Auszeit der Band scheint sich also absolut gelohnt zu haben, denn für mich die neue Musik von Razz klingt alles andere als unfertig. Mit „Might Delete Later“ kommt endlich eine der vielversprechendsten deutschen Indie-Bands der letzten Jahre zurück – hoffen wir also mal, dass der Titel der EP sich nicht auf die Songs selbst bezieht.

Mehr Razz gibt es hier.

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Die Bildrechte für das Albumcover liegen bei The Orchard.

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