Refused – The Malignant Fire

Refused - The Malignant Fire

Mit “War Music” haben Refused 2019 wieder zu ihrem metallischen Hardcore-Sound, wie er zuletzt auf dem 1996 erschienenen Album “Songs To Fan The Flames Of Discontent” zu hören war, gefunden. Diesen rohen Sound haben die schwedischen (Post-)Hardcore-Legenden mit Elementen ihrer anderen Werke versetzt. Beispielsweise lassen sich vertrackte Rythmen, wie sie auf dem 1998 veröffentlichen, unerreichten Meilenstein “The Shape Of Punk To Come” oder dem Comeback-Werk “Freedom” von 2014 zu hören sind, finden. Ebenfalls lassen sich Indie-Momente ausfindig machen, die stark an INVSN, das Nebenprojekt von Frontmann Dennis Lyxzen, erinnern. Insgesamt lebt das Album von seinen musikalischen Kontrasten. Kontrastreich ist jedoch nicht nur die Musik, ebenfalls die Texte behandeln verschiedene Themen. “Blood Red” und “Violent Reaction” mussten aufgrund ihrer vermeintlich gewaltverherrlichenden Botschaft zurecht Kritik über sich ergehen lassen.

Im Kontrast dazu thematisiert “Malfire” Ströme von flüchtenden Menschen, welche im letzten Jahrzehnt immer wieder zu beobachten waren und große Debatten entfacht haben. Seine Message verpackt der Song in einer Mischung aus bewegenden Indie-Momenten, treibendem Hardcore und groovigen Hard Rock. Ein Jahr nach dem Erscheinen von “War Music” veröffentlichen Refused nun eine EP, welche von diesem mitreißenden Stück eröffnet wird und vier bislang ungehörte Songs mit sich bringt. Die Wahl um “The Malignant Fire” zu eröffnen, fiel auf “Malfire”, da es sich dabei um Lyxzens liebsten Song der Platte handelt und er deswegen etwas extra Beachtung bekommen soll.

Zurück zu den Wurzeln

Musikalisch weichen die restlichen vier Stücke von “Malfire” ab, sind deswegen aber keinesfalls weniger interessant. Die Vorabsingle “Born On The Outs” unternimmt beispielsweise ein interessantes Experiment: Refused haben das Riff aus dem Song “Greyhound” der Swedish House Mafia genommen und rund um dieses Riff einen eigenen Song gebaut. Ihre Cover-Version hat sich praktisch verselbständigt. Der dafür geschriebene Text handelt vom Kampf gegen den Faschismus und Menschen, welche sich in diesem Kampf nicht für eine Seite entscheiden können.

“Organic Organic Organic (Go Fuck Yourself)”, “Faceless Corporate Violence” und “Jackals Can’t Be Bothered To Dream” erinnern stark an einen Großteil der Stücke auf “War Music”: Metallischer 90s Hardcore trifft auf Indie, mit einem Hauch von Hard Rock und vertrackten Rhythmen. Insgesamt will “The Malignant Fire” nach vorne und seine HörerInnen zum Nachdenken anregen. Eingängig genug sind die Songs auf jeden Fall, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Wobei “Organic Organic Organic (Go Fuck Yourself)” durch sein gefühlvolles Intro aus dem Schema herausbricht.

Zwischen Kritik und Kredibilität

Immer wieder steht der Vorwurf im Raum, dass Refused sich selbst überlebt haben. Zum einen werden ihre jüngeren Werke andauernd mit ihrem Meilenstein “The Shape Of Punk To Come” verglichen. Zum anderen wird der schwedischen Gruppe regelmäßig der Sellout vorgeworfen. Einer Band, deren Mitglieder einen Großteil ihres Lebens damit verbracht haben, das kapitalistische System und die Gesellschaft um sie herum, immer wieder zu kritisieren und zu hinterfragen, sei es gegönnt, wenn sie ein Interesse daran haben, irgendwann nicht an Altersarmut zu leiden. Obendrein sei erneut zu erwähnen, dass Refused alternative Musikszene der späten 90ern komplett umgekrempelt haben und dadurch die 2000er Jahre entscheidend geprägt haben. Rage Against The Machine, Linkin Park und viele mehr haben sich im Laufe ihrer Karriere auf Refused bezogen.

“The Malignat Fire” ist eine ansehnliche EP. Natürlich kommt sie nicht an den Paradigmenwechsel heran, welchen Refused in den späten 90ern vollzogen haben. Die schwedische Gruppe bringt unermüdlich Musik raus, die sich hören lassen kann. Vor allem regt diese Musik zum Nachdenken an und vielleicht ist es das, worauf es wirklich ankommt.

Die EP ist hier erhältlich.*

Und so hört sich das an:

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Die Rechte am Albumcover liegen bei Spinefarm/Universal.

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