Stella Donnelly – Beware of the Dogs

In der Ruhe liegt die Kraft. Vorsicht vor dem Hund. Redewendungen und Schilder an Häusern – Worte, die uns ständig umgeben, die wir aber kaum noch wirklich wahrnehmen. Stella Donnelly stellt ihr Debütalbum ganz in den Dienst der Unscheinbarkeit, weist jedoch mit stillem Nachdruck auf die tieferen Ebenen hin.

Ganz unaufgeregt steigt das Album mit “Old Man” ein, einem Indie-Song mit melancholischem Unterton, der ungehemmt Kritik an patriarchalen Strukturen übt. “Oh are you scared of me old man?” – fragt Donnelly ganz unverblümt und bleibt dabei so entspannt, dass ihre Selbstsicherheit kraftvoller scheint als jede aggressive Aufmüpfigkeit. Dass “Beware of the Dogs” dabei nicht nur auf Sozialkritik setzt, zeigt schon “Mosquito”, das Geschichten aus dem Alltag erzählt – von Kuchen, die man wegen Allergien nicht backen kann. Beziehungen mit den typischen kleinen Schwierigkeiten. Im folgenden “Season’s Greetings” lässt Donnelly dann auch mal Hand Claps und offenere Gitarren zu, singt dazu kecke Sätze wie “My Mom’s still a punk and your’s still shit”. Ob dann im anschließenden “Allergies” zu glasklaren Gitarren eine Liebe beerdigt wird oder “Boys Will Be Boys” erneut einen feministischen Standpunkt vertritt – Donnelly wird nie laut, aber in den richtigen Momenten immer bestimmter. Schließlich wird es mit “Lunch” sogar richtig aufregend. Ganz im Stile von Kate Nash erklingen schrille Chöre, die Musik wird synkopisch, der hier zitierte Indie immer schillernder. “Die” setzt auf die Antithese von glücklickem Kindersingsang und dem Thema Tod, “Watching Telly” behandelt Religion, “Beware Of The Dogs” baut immer demonstrativer eine schiere Verzweiflung auf. Donnelly entscheidet sich immer wieder bewusst für Entschleunigung, lässt unter dieser besänftigenden Fassade die schwierigsten Themen brodeln. Wie diese neben alltäglichen Geschichten behandelt werden, beweist, dass Donnelly diese gar nicht unerzählt lassen kann.

Stille Wasser sind tief. Wo andere für Sprichwörter nur noch ein müdes Lächeln übrig haben und bei zartem Indie mit Dream Pop-Anwandlungen nur eine Wohlfühl-Oase vermuten, bitten Künstlerinnen wie Donnelly um einen zweiten Blick. Dass dieser meist viel ertragreicher ist, als offensichtlich schillernde Werke, wissen wohl nur wenige. Und diese Menschen werden an “Beware Of The Dogs” noch lange Freude haben.

Das Album “Beware Of The Dogs” kannst du hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

Bandcamp /  FacebookInstagramTwitter

Stella Donnelly live 2019:

  • 11.04.2019 Badehaus, Berlin
  • 12.04.2019 Molotow Skybar, Hamburg
  • 15.04.2019 Yuca, Köln

Rechte am Albumcover liegen bei Secretly Canadian/Cargo.

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