Band der Stunde? Kompletter Überhype? Wie bei den meisten groß angekündigten Bands spalten wohl auch Superorganism die Gemüter. Mit ihrer ungemein wirschen Musik machen sie es sich aber nun auch wirklich nicht leicht. Erst letzte Woche konnten wir uns jedoch live davon überzeugen, dass manche Hypes auch gerechtfertigt sind (Bericht). Was live funktioniert, muss aber nicht gezwungenermaßen auch auf Platte Spaß machen. Wie gut gelingt diesem Kollektiv nun der Sprung von der Bühne ins Studio?
Die erste beruhigende Nachricht: An ihrer unglaublich bescheuerten Art hat die Band auch digital nichts eingebüßt. Da blubbert und wabert es an allen Ecken und Enden. Wer davon ausgeht, dass bei 10 Songs doch zumindest einer ohne total unvorhersehbare Wendungen funktionieren muss, hat sich getäuscht. Trotzdem verliert Superorganism auf dem Erstlingswerk nie die Kraft, ein wohliges Bauchgefühl zu erzeugen. Alleine die stets gelangweilte Stimme der Sängerin Orono führt die Zuhörer*innen zielstrebig durch die wabernde Landschaft, man könnte sie quasi als Reiseleitung bezeichnen: “Keine Angst, auch wenn Frösche und Autos an eure Gehörgänge treten, bleibt einfach so gelassen wie ich!” Und tatsächlich, wenn man sich einmal an diese Soundwand gewöhnt hat, fühlt man sich schnell selbst als Teil des Ganzen.
Eingängig bleiben die Songs nämlich trotz der wilden Experimente, vor allem durch die zahlreichen repititiven Songtexte neigt man schnell zum Mitsummen. Bei den beiden ersten kleinen Hits der Band “Something for your M.I.N.D.” und “Everybody Wants To Be Famous” konnte der Ohrwurm-Faktor schon greifen. Auch die restlichen acht Songs schaffen dieses Kunststück. Dabei wird das meist sonnige Songgerüst vom Rauschen der Wellen und kurzen Ukulele-Parts aufgebaut – nur um kurz darauf von einem kleinen Synthesizer-Gewitter durchbrochen zu werden. Überhaupt, solche Effekte gelingen der Band am laufenden Band. Während ruhige, bekräftigende Worte “Just Relax” ertönen, erklingen im Hintergrund immer wieder Verkehrsgeräusche, die schließlich in Autounfällen enden. Bei solchen schrecklichen Ereignissen beruhigen? Klare Anspielung auf die moderne Gesellschaft. Immer wieder werrden direkte Bezüge zu den B52’s (die ja nun wirklich immense Ähnlichkeit zur Schrulligkeit von Superorganism aufweisen) und Musicals erkennbar – nur dass die Background-Chöre hier derart verzerrt werden, dass jeder Kitsch-Faktor verloren geht. Im Closer “Night Time” dann die klare Ansage “Sleep is for the Weak” und im Hintergrund ein leises Flüstern “Wake Up, Wake Up, Wake Up”. Ein Hang zu einer futuristischen Dystopie kann dem Kollektiv wohl kaum abgestritten werden.
Hype hin oder her, mit ihrem Debütalbum setzen Superorganism ein klares Zeichen, wie Experimentierfreude und Ohrwürmer zusammen passen – und das in den extremsten Spielarten! Gespannt bleibt dabei abzuwarten, wie gut dieses Werk aufgenommen wird, wir wünschen diesem kleinen künstlerischen Meisterwerk jedenfalls nur das Beste!
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