Underoath – Erase Me

Underoath - Erase Me

Mittlerweile scheint es schon fast ein obligatorischer PR-Gag von Post-Hardcore-Bands zu sein, sich für zwei oder drei Jährchen „aufzulösen“, um dann erst mit Live-Shows und ein Weilchen später auch mit einem neuen Album zurückzukehren. Man schaue sich nur At The Drive In, Thrice und jetzt das einst christliche Sextett Underoath an. „Erase Me“ heißt der bereits achte Langspieler um Schlagzeuger und Clean-Sänger Aaron Gillespie und Frontmann Spencer Chamberlain. In ihrer knapp dreijährigen Pause von 2013 bis 2015 scheint sich neben der offen christlichen Ausrichtung der Band auch musikalisch etwas gewandelt zu haben.

Das Werk beginnt mit „It Has To Stark Somewhere“ jedoch erstmal mit einem gewohnt harten – und starken – Post-Hardcore-Kracher. Bereits der zweite Track „Rapture“ klingt hingegen viel seichter und eher nach dem Pop-Metalcore, den Bring Me The Horizon mit ihrem letzten Album „That’s The Spirit“ groß gemacht hatten als nach einem Hardcore-Brett. Hier zeigt sich schon nach wenigen Sekunden, dass Underoath sich, im Gegensatz zu den britischen Kollegen, äußert gut darin verstehen viel Melodie mit Härte zu vermischen. So klingt „Wake Me“ in seinen Strophen auch mal nach den Surfer-Boys von Weezer, ohne dass der Sound zu aufgesetzt wirkt.

Auf„Erase Me“ wechseln sich im Verlauf hymnischere, oft sehr fett ausproduzierte Stücke mit krachigeren und flotteren Nummern ab. „Sink With You“ gehört zu letzterer Kategorie und zieht zur Mitte des knapp 40-minütigen Werkes noch einmal ordentlich das Tempo an, bloß um in seinem chaotischen Outro Riffmonster à la Northlane auf den Hörer loszulassen. „No Frame“ lässt sich hingegen ebenfalls der erstgenannten Seite zuordnen, wirkt mit seinen wobernden Synthieläufen und seinen elektronischen Drum-Beats fast schon experimentell, wird dann aber gegen Ende etwas dreckiger.

Underoath sind zurück, dürfen nun endlich mal das F-Wort in den Mund nehmen – obwohl einige Fans darauf noch immer nicht wirklich klarkommen wollen – und gehören wohl noch immer zu den relevantesten Künstlern des Post-Hardcore. Dass man sich nun nicht mehr als christliche Band identifiziert, scheint auch in kreativer Hinsicht einige Blockaden gelöst zu haben. So wären Tracks, wie der epische Closer „I Gave Up“ mit seiner Klavier-Strophe und emotional berührenden Abgründen vor der Reunion kaum denkbar gewesen. „Erase Me“ ist dabei kein Szenenmeilenstein, aber durchaus ein netter Zeitvertreib, der Spaß macht und sich im Kopf festsetzt. Ob das Theater mit der Bandpause trotzdem so nötig gewesen wäre, bleibt fraglich. Vielleicht hat man ja dadurch erkannt, dass eine Loslösung von den oft strikten christlichen Werten kreative Wunder bewirken kann?

Das Album „Erase Me“ kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Underoath live 2018:

16.06. – Amsterdam, Melkweg (NL)
18.06. – Wiesbaden, Schlachthof
22.-24.06. – Hurricane Festival
22.-24.06. – Southside Festival

Die Rechte für das Cover liegen bei Fearless Records.

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