Spielt sich der Hardcore meistens hauptsächlich im Lauten ab, so bewegt sich der Post-Hardcore zumeist im Spannungsfeld zwischen Laut und Leise. Hier sind den Künstlern und Künstlerinnen keine Grenzen gesetzt – es darf verletzlich gesäuselt, kraftvoll geschrien, melodisch gesungen werden. Auch We Never Learned To Live aus der britischen Musikhauptstadt Brighton machen es sich mit ihrem zweiten Album „The Sleepwalk Transmissions“ so richtig in der Freifläche zwischen den beiden Extremen bequem, schlagen mal ins eine, mal ins andere aus.
Schon der Opener „Permafrost“ zieht den Hörer in seinen atmosphärischen Strudel zwischen dissonanten Hall-Gitarren und härteren Momenten. Über dieses Grundkonstrukt wechselt Sänger Sean Mahon zwischen melodischem Gesang und kraftvollen Shouts. Auch die anderen zehn Stücke weisen diesen Wandel zwischen gefühlvollen und aggressiven Vocals auf. Im Mittelteil von „Android Anaesthetist“ wird es dann das erste Mal wirklich sphärisch, wenn die Gitarren wunderschöne Frühlings-Landschaften vor dem inneren Auge skizzieren, bloß um kurze Zeit später wieder im Meer aus energetischem Drumming und verzerrten Gitarrenwänden unterzugehen.
Was dem Gesang meistens fehlt, ist das Eingängige, das Wiederkehrende. Dadurch bleiben die Songs erst nach einigen Durchläufen wirklich hängen. Die Band misst leider außerdem das wirkliche Alleinstellungsmerkmal, was sie von Kollegen wie Departures, den Deftones und Defeater abgrenzt. Für Post-Hardcore-Fans lohnt sich der tiefergehende Blick in „The Sleepwalk Transmissions“ trotzdem: das Songwriting der Briten ist immer on point und der Musik gelingt es mit ihren vielen Wendungen die Gefühlslage seiner Hörer zu manipulieren – sowohl ins euphorische, als auch ins melancholische.
Diese immer wiederkehrenden Gegensätze sind schlussendlich das, was den zweite We Never Learned To Live Langspieler auszeichnet. Gefühlvoll und wütend, gebrechlich und erhaben, melodisch und dissonant, laut und leise – all das ist „The Sleepwalk Transmissions“. Wer an solchen Gemütszuständen Gefallen findet, findet hier vielleicht einen neuen langjährigen Begleiter.
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Die Rechte für das Cover liegen bei Through Love Records.
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