Im Frühjahr 2016 kündigt Rivers Cuomo mit loser Zunge an, dass seine Band Weezer auf das kürzlich erschienene Surf-Rock-Album „Weezer (White Album)“ ein gegensätzliches Werk, das den Titel „Weezer (Black Album)“ tragen soll, folgen lassen will. Das soll deutlich düsterer als sein Sommerfeeling versprühender Vorgänger ausfallen, ja Coumo will sogar fluchen, worauf man in den bisher elf Weezer-Alben vergeblich wartet. So ganz scheint der eigene Plan dann aber doch nicht hinzuhauen, so erscheint im Oktober 2017 zunächst das fröhliche „Pacific Daydream“. Die Songs, die man geschrieben habe, hätten nicht auf das „Black Album“ gepasst, weshalb man zunächst erstmal ein anderes Album rausbringen wolle, erklärt die Band. Das von den Fans lang ersehnte Werk sei aber so gut wie fertig und komme bald. Im März 2019 – fast drei Jahre nachdem man seine Fans auf das Album heiß gemacht hatte – erscheint nun endlich das „Black Album“ und hat in seiner Reinform sehr viel mehr mit dem letzten Pop-Ausflug der Amerikaner gemein, als mit allen bereits veröffentlichten selbstbetitelten Farben-Alben.
Aufschrei! Weezer machen auch auf ihrem zwölften Studioalbum Pop-Musik und passen sich an den Zeitgeist an. Dominierten in den 90ern angezerrte Gitarrenteppiche, so sind es nun geviertelte Klavierakkorde wie in „High As Kite“. Nur die eingängigen Refrains sind erhalten geblieben. Das Quartett war aber ja schon immer ein Chamäleon der Pop-Industrie, das fast jeden Trend mitmachte. In den 90ern schmissige Emo-Pop-Songs, Anfang der 2000er poppige Rock-Songs, nun eben durchproduzierte Pop-Hits, die gerne auch mal leicht überladen werden, unter dem Gewicht der Produktion zu zerbrechen drohen. Der häufig etwas tapsig wirkende Cuomo hat sich mittlerweile sogar der Welt des Internets angepasst und führt einen Weezer-Meme-Instagram-Account.
Nun aber zu den zehn neuen Songs. „California Snow“ strotzt vor EDM-Piano und Drumcomputerfills, die Strophen von „Living In L.A.“ lassen jederzeit einen solchen elektronischen Drop erwarten, den man heutzutage in so gut wie jedem Pop-Song findet, der Refrain gräbt sich jedoch ganz tief in die Gehörbahnen und „Can’t Knock The Hustle“ ist eine waschechte R’n’B-Pop-Nummer. Bei so viel Mainstream-Fokus kann es durchaus vorkommen, dass die Gitarren die Stücke eher ergänzen als tragen. So auch im ebenfalls klavierdominierten „Piece Of Cake“. „I’m Just Being Honest“ kuschelt sich daraufhin neben U2 und Kings Of Leon auf das Pop-Rock-Sofa. Die Stimmung der Songs fällt dabei deutlich sommerlicher aus als man bei dem Albumtitel vermuten würde. Auch die Texte behandeln eher Weezer-typische Bereiche als besonders düstere. Bereits im Albumopener presst Cuomo jedoch ein leicht steif wirkendes „Bitch“ hervor. Wenigstens das Versprechen zu fluchen hat die Band also gehalten.
So bleibt „Weezer (Black Album)“ zwar eine nette Pop-Rock-Platte, die vor allem in der zweiten Hälfte etwas mehr Rock als Pop und das ausgesprochene Gespür der Band für Melodie präsentiert, aber leider ein wenig am eigentlichen Konzept vorbei rutscht. So ist das eben manchmal mit Versprechungen: Lieber nichts sagen als etwas falsches behaupten, was dann Jahre später gar nicht mehr aktuell ist. „Pacific Daydream“ wirkt schlussendlich eher wie eine Brücke zwischen dem weißen und schwarzen Album als ein kurzer Ausflug in den kalifornischen Sommer. Weezer, euch sei verziehen.
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Weezer live 2019:
02.07. – Hamburg, Stadtpark
04.07. – Utrecht, Tivoli (NL)
Die Rechte für das Albumcover liegen bei Crush Music / Atlantic.
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