Let’s Dance – Die Live-Tour 2021, König-Pilsener-ARENA Oberhausen, 07.11.2021

Beitragsbild: Bericht zu Let's Dance Live-Show.

Wie oft reden wir von Konzerten, die durch Corona verschoben oder gänzlich abgesagt werden mussten? Was man häufig vergisst: sogar TV-Shows waren lange Zeit nicht mehr das, was sie mal waren. Besonders in den großen Unterhaltungssendungen fehlte ein Bestandteil, der wesentlich zur Atmosphäre beiträgt, nämlich das Publikum. So waren auch plötzlich bei dem beliebten und kultigen Format Let’s Dance ab Show 4 im März 2020 die Ränge leer.

Die Teilnehmer*innen der 13. Staffel durften die ersten drei Folgen noch miterleben, was für eine Stimmung herrschen kann, bis dann plötzlich nur noch für die Fernsehkameras und Jury-Mitglieder getanzt werden durfte. In der im Frühjahr 2021 stattgefundenen Staffel 14 gab es sogar bis auf vereinzelte Ausnahmen kein einziges Mal richtige Zuschauer*innen. Lediglich die ganz engen Leute wie Beziehungspartner*innen oder Geschwister durften mal anfeuern.

Doch nun wird das nachgeholt, was auf beiden Seiten fehlte. Die Fans vermissten es ins Studio zu gehen, die Profitänzer*innen und Promis ihre Fans beim Tanzen zuschauen zu lassen. Der November 2021 führt letztendlich wieder alles zusammen, nämlich bei der zweiten Let’s Dance – Die Live-Tour. Nach dem sensationellen Erfolg 2019, der nicht weniger als 125.000 Personen begeistern konnte, war es nur konsequent, dem Ruf der Zuschauer*innen zu folgen. Schon während der Tour 2019 wurden Tickets für 2020 verkauft, die aber aus bekannten Gründen letztendlich für 2021 galten. Aus 17 Shows wurden sogar 21 an der Zahl, und das in 27 Tagen. Klotzen statt kleckern. Übrigens: wer nochmal unseren Bericht aus Düsseldorf 2019 lesen mag, hier entlang.

Das stärkste Kriterium aus der letzten Tour, kann nicht mehr wiederholt werden. Das ist die Unsicherheit, wie Let’s Dance als Live-Tour überhaupt funktionieren kann. Was passiert, ist mittlerweile bekannt. Demnach kann der Funke beim Überraschungsmoment nicht mehr überspringen. Stattdessen hat die aufwändige Produktion aber sämtliche Makel der letzten Tour ausgebügelt und in einer Linie enorm aufgestockt, und zwar bei der Qualität der Promis. Gab es 2019 fünf aus der damaligen Staffel, die halt gerade so Zeit und Lust hatten plus eine Rebecca Mir als Ehefrau von Massimo Sinató, ist nun „The Best of The Best“: Lili Paul-Roncalli als Gewinnerin 2020, Luca Hänni als Drittplatzierter, Tijan Njie als Viertplatzierter, Rúrik Gíslason als Gewinner 2021, Valentina Pahde als Zweitplatzierte und Nicolas Puschmann als Drittplatzierter. In einer Show fehlt zwar Pahde und in zwei Hänni, bei diesen drei Malen springt aber dafür Moritz Hans als Zweitplatzierter aus 2020 ein. Mehr geht also nicht.

Genau das fällt auch bei der fünften Show der Tour in Oberhausen auf. Der 7.11., ein Sonntagabend, ist für das 8.500 Personen starke Publikum, wie Joachim Llambi es selbst erwähnt, offensichtlich ein lang entgegengefieberter Moment, denn schon zu Beginn wird ordentlich applaudiert und geschrien. Dass die ersten Reihen im Innenraum ein paar Meter mehr Platz zur Bühne nun gewähren müssen, ist schnell vergessen. Man merkt einfach, wie stark Kultur fehlte, auch wenn eine dermaßen volle Halle immer noch ein leicht mulmiges Gefühl im Bauch auslöst. Aber dank strenger Kontrollen und einem sehr zeitintensiven Einlass scheint sich der Großteil sicher zu fühlen und nimmt auch entspannt auf dem Platz die Masken ab.

Am Konzept selbst wurde nichts verändert. Alle sechs Paare tanzen zwei ihrer beliebtesten Tänze aus ihrer Staffel im Originalkostüm und oftmals auch mit der Originalkulisse. Massimo Sinató ist krankheitsbedingt nicht dabei, somit bekommt Lili Paul-Roncalli mit Andrzej Cibis würdigen Ersatz, der eh bei so viel Sympathie schon längst mehr in den Fokus hätte gerückt werden sollen. An den Abenden, an denen Moritz Hans mitmacht, wird Malika Dzumaev an die Seite gestellt. Und wo wir gerade schon bei Vertretungen sind: Motsi Mabuse ist auch dieses Jahr in der Jury vom englischen Format „Strictly Come Dancing“ zu sehen. Bei jenen betroffenen Shows nimmt dann Isabel Edvardsson für sie Platz. Doch in Oberhausen läuft alles nach Plan.

Den Highlight-Tanz zu küren, ist bei dieser Tour eigentlich unmöglich. Pausenlos tanzen Paare, bei denen manchmal nicht zu erkennen ist, wer von beiden nun der Profi ist. Trotzdem ist der Applaus bei dem Freestyle von Paul-Roncalli und Cibis zu „Clubbed To Death“ im „Matrix“-Look besonders groß, ebenso wird der Tango von Njie mit seiner Partnerin Kathrin Menzinger zu „Bad Guy“ groß gefeiert, der „Don’t Worry Be Happy“-Jive von Gíslason mit Renata Lusin auch und noch ein wenig mehr der tief verbunden wirkende Langsame Walzer von dem ersten Männer-Paar der Let’s Dance-Geschichte, Puschmann und Vadim Garbuzov.

Wer die Show im TV verfolgt hat, bekommt alle paar Minuten Flashbacks. Daniel Hartwich macht abermals als Host einen wunderbaren Job und die Jury ist so, wie man sie kennt. An Showeffekten wird wie schon beim letzten Mal gezeigt, was für eine derartige Tourproduktion alles drin ist: Pyroeffekte, Konfettibomben, gestochen scharfe Projektionen auf drei großen Leinwänden, zig Spots und ständig wechselnde Requisiten, sodass das Auge manchmal gar nicht weiß, wo es zuerst hinschauen soll. Zwischen den Paartänzen gibt es mehrere Ensembleeinlagen, die zwischen einem 90s- und Walzer-Medley, einer zirkusartigen Luftakrobatik zu Sias „Chandelier“, einem großen „Greatest Showman“-Opening und einem mehrminütigen Disco-Finale wechseln. Bei mehreren dieser Nummern tanzen sogar die Promis und Jury-Mitglieder mit.

Hatte man als Zuschauer*in 2019 besonders viel Spaß mit dem flashmobartigen Publikumstanz, muss dieser – wie man es sich schon denken kann – dieses Mal leider entfallen. Stattdessen darf jedoch ein Paar aus dem Publikum auf die Bühne kommen und einen Standard- oder Lateintanz nach Wahl präsentieren. Der fällt in Oberhausen mit zwei jungen Teenagermädels, die zwar sagen, sie möchten Jive tanzen, es aber eigentlich nicht können, zwar technisch nicht gut aus, dafür aber besonders charmant und niedlich.

Ach ja, kein Let’s Dance ohne Sieger*innen. Zwar vergibt die Jury, wie es sich gehört, für jeden Tanz Punkte und ist bei der Qualität der Paare auch wenig überraschend großzügig, sodass am Ende kein Paar unter 54 von 60 möglichen Punkten abschneidet, doch das ist final egal. Denn die Zuschauer*innen entscheiden zu 100 Prozent per Handyabstimmung, wer Stadtsieger*in wird. Konnten von den ersten vier Shows gleich dreimal Puschmann und Garbuzov die meisten Herzen erobern, ist es in Oberhausen erstmalig Luca Hänni mit seiner bei Let’s Dance gefundenen Traumfrau Christina Luft. Zwar vertanzt sich Hänni bei der Rumba in der zweiten Runde enorm und fällt sogar hin, ist aber mit seiner Christina so voller Liebe, dass die Schmetterlinge bis auf die Ränge geflogen zu sein scheinen. Beide haben mit dem Sieg offensichtlich nicht gerechnet und rasten impulsiv aus.

Unterm Strich geht Let’s Dance – Die Live-Tour 2021 zwar eine Viertelstunde kürzer an den Start als vor zwei Jahren, dafür aber mit einer entschieden höheren Qualität an Profis und ansonsten exakt dem gleichen Aufwand. Hatte man bisher nie Glück beim Auslosen der Studiotickets oder hat nun bei beiden Tourneen gehadert, sollte man aber bei der nächsten Möglichkeit wirklich nicht mehr zögern.

Und so sieht das aus:

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Foto von Christopher.

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