(mit Bildergalerie) Acht Tage. Acht Städte. Acht Shows. Acht Musiker. Eine Band: Destination Anywhere aus Siegen waren vom 12. bis zum 19.10.2018 auf großer “Bombanas” Tour quer durch Deutschland. Mit dabei hatte die Ska-Punk-Band die Düsseldorfer Reggae-Punker von The TiPS und einen von Stadt zu Stadt variierenden, lokalen Support Act.
Bereits vor zwölf Jahren hatten Destination Anywhere sich gegründet und zwei Alben, sowie zwei EPs in englischer Sprache veröffentlicht. Ihr Markenzeichen: unterhaltsamer Pop-Punk mit Blasorchester. 2013 entschied sich die Band, ihre Musik künftig in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Seitdem brachten die Jungs drei weitere Alben heraus. Das neueste Werk “Bomben” erschien im Mai diesen Jahres.
Trotz der langen Bandhistorie war “Bombanas” die erste eigene Tour für Destination Anywhere. “Es hatte sich bisher einfach nie ergeben”, erklärt Sänger David. “Wir haben immer gern und viele Shows gespielt, nur nie so viele in so einer kurzen Zeitspanne. Unsere Bookingagentur x-why-z hat uns sehr geholfen, alleine hätten wir eine solche Tour wohl nicht so einfach organisiert bekommen.” An Live-Erfahrung mangelt es Destination Anywhere aber definitiv nicht: bei zahlreichen Club- und Festivalgigs, unter anderem auf dem Spack! Festival, dem Karben Open Air, dem RheinImpuls oder dem Pell-Mell Festival, konnte die Band sich in den vergangenen Jahren bereits eine beachtliche Fangemeinde erspielen. Im Rahmen des ringrocker Bandcontests sorgten die Fans 2012 dann sogar dafür, dass Destination Anywhere einen Slot auf der Clubstage bei Rock am Ring ergattern konnten!
Unter dem Motto “Acht Mal Samstag!!” ging es für David, Gitarrist Tim, Schlagzeuger Peda, Bassist André und die Bläser Julian (Trompete), Simon (Posaune) und Zimbel (Saxophon) ab dem 12. Oktober mit Shows in Schweinfurt, Karlsruhe und Saarbrücken los. In diesen eher südlicheren Teil des Landes hatte es Destination Anywhere bislang eher selten verschlagen, so dass sich der Andrang noch ein wenig in Grenzen hielt. Für die Band war das aber kein Problem: “Mir ist es eigentlich egal ob da dreißig oder achtzig Leute stehen”, berichtet Julian, der erst seit diesem Jahr als Trompeter mit dabei ist. Posaunist Simon stimmt zu: “Es kommt nicht darauf an, wie viele es sind, solange die Leute Bock haben und geil drauf sind!” Daran, dass die Zuschauer Spaß am Ska-Punk der Siegener Band hatten, bestand in jedem Fall kein Zweifel, denn es wurde ausgelassen getanzt, gepogt und in Schweinfurt sogar ein Sofa durch den Club getragen. Kann man mal machen!
Im heimischen Nordrhein-Westfalen gab es dann die erste Überraschung: der Abend im Bla in Bonn ist restlos ausverkauft! In der prall gefüllten Bar tobte die Menge wie an einem Samstagabend, während Destination Anywhere über 60 Minuten lang einen bunten Mix aus ihren deutsch- und englischsprachigen Songs präsentierten. Die Zuschauer, von denen die meisten nicht zum ersten Mal bei einem Auftritt der Band zu Gast waren, zeigten sich tanzfreudig und textsicher. Bei der Coverversion des Hits “Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist” (Original von Die Kassierer) stürzte sich dann sogar das Bandmaskottchen Walter, das Walross, zum Stagediven in die Menge und ließ sich einmal quer durch die Bar tragen. “Ihr seid wie Billy Talent“, bemerkte ein Konzertbesucher nach dem Gig und schlug dabei Saxophonist Zimbel anerkennend auf die Schulter. “Wenn Billy Talent die Bühne betreten, dann gehen auch immer direkt alle ab – genau wie bei euch!”
Ähnlich wild ging es am nächsten Tag dann auch direkt schon weiter: der fünfte Tourstopp führte Destination Anywhere zurück nach Siegen. Im heimischen Club Vortex hatte die Band in all den Jahren bereits zahlreiche Releaseshows gespielt und ihr aktuelles Musikvideo zum Song “Astronaut” gedreht, so dass die Location auch auf ihrer Tour natürlich nicht fehlen durfte! Verschwitzte Körper und verschüttetes Bier waren eindeutige Zeichen, dass der Abend als voller Erfolg verbucht werden konnte. Die eingefleischte Siegener Fangemeinde eskalierte dabei gleichermaßen zu neuen wie alten Songs und erfreute sich daran, dass Highlights wie das 12 Jahre alte “Permission To Sing” oder der stets letzte Song “March For You” nach all den Jahren noch immer Teil des Live-Sets waren.
Über die Hälfte der Tour lag nun bereits hinter der Band und so langsam machten sich die ersten Wehwehchen bemerkbar: Muskelkater, Schlafmangel und eine kaputte Stimme mussten sporadisch auf der Weiterfahrt nach Wiesbaden behandelt werden. Im Kesselhaus des Schlachthofs, in dem am Abend zuvor noch die Uncle M-Kollegen von Kmpfsprt gespielt hatten, zeigte sich das Publikum erst etwas zurückhaltender, ehe einige Besucher dann doch noch eine ausgelassene Wall of Death ins Leben riefen. Wie würde es wohl bei den letzten beiden Shows werden? Immerhin lagen diese Städte am weitesten vom Zuhause der Band entfernt.
Für ihren Tag in Hannover hatten sich Destination Anywhere etwas ganz Besonderes überlegt, denn im wunderschönen Plattenladen 25music spielten David, Gitarrist Tim und Bassist André am Nachmittag eine kleine Akustik-Show. Für die anwesenden Fans, die sich schon sehr auf das Konzert am Abend freuten, war dies eine exklusive Möglichkeit, die Songs zusätzlich noch in einer etwas ruhigeren Version zu erleben.
Ein Wiedersehen mit den meisten Akustikshow-Besuchern gab es dann am Abend im gut gefüllten Lux, wo Destination Anywhere zunächst den Fotoautomaten unsicher machten. Obwohl sie bislang noch keinen Auftritt in der Stadt absolviert hatten, sang das Publikum in Hannover jeden einzelnen Song lautstark und textsicher mit. Die Freude über solch eine unerwartet positive Resonanz war der Band sichtlich anzusehen und Posaunist Simon, der während der Tour den Scream-Part des Songs „Komm, hör doch auf“ übernommen hatte, gesellte sich heute passenderweise auch noch zum Moshpit in die Menge. Wie ein Donnerstagabend fühlte sich dieser Auftritt auf jeden Fall nicht an – das Samstagabend-Feeling war erfolgreich heraufbeschwört worden! Nach der Show nahmen die Jungs sich wie jeden Abend auch noch Zeit für Fotos und Autogramme, ehe sie sich für den Tourabschluss am nächsten Tag wappneten.
Krankheitsbedingt hatte der zweite Saxophonist bislang nicht an der Tour teilnehmen können, doch für das große Finale war auch Christian (aka „Siegfried“) am Start. Mit dem Badehaus in Berlin-Friedrichshain erwartete die Band eine außergewöhnlich schöne Location inmitten des bunt verzierten RAW-Geländes. Auch wenn sich so langsam die Strapazen von acht Tagen „Bombanas“ bemerkbar machten, war die Band trotzdem noch nicht für das Ende der Tour bereit. “Wir wussten eigentlich überhaupt nicht was auf uns zukommen würde“, reflektiert Sänger David. “Wir sind einfach unglaublich froh, dass die Clubs so gut gefüllt waren. Die meisten Shows waren unter der Woche und oft in Städten, in denen wir noch nie gespielt haben. Wir wissen das wirklich sehr zu schätzen.” Berlin bildet hierbei keine Ausnahme: obwohl Destination Anywhere fast 600km von ihrer Heimat Siegen entfernt sind, ist das Badehaus proppenvoll und die Stimmung auf dem Höhepunkt. Zu „Hello Again“ wird fleißig gesprungen, bei „Kompaktseminar“ ein Pit eröffnet und laute Fangesänge zur Single „Warten auf Godot“ erfüllen den Raum, während David und Trompeter Julian gemeinsam am Rand der Bühne sitzen. Mit nun insgesamt vier Blasinstrumenten klingt der Sound der Band noch gewaltiger und Destination Anywhere genießen sichtlich begeistert einen mehr als erfolgreichen Tourabschluss.
Wir fragen bei David nach: gab es irgendein Ereignis, dass der Band besonders in Erinnerung bleiben wird? “Es gab so viele Eindrücke, Begegnungen & Erlebnisse. Da müssen wir erstmal sortieren!“, antwortet der Sänger. „In Schweinfurt haben wir uns gleich am ersten Morgen der Tour aus der Location ausgesperrt und wurden in unserer verzweifelten Lage dann gleich noch von zwei Sondereinheiten der Polizei kontrolliert, die dachten, wir wollten eine AFD-Demo sprengen. Dabei hatten wir dafür gar keine Zeit, wir mussten doch nach Karlsruhe!” Tatsächlich wäre das Sprengen einer AFD-Demo aber gar nicht so abwegig gewesen, denn während ihrer Tour hatten Destination Anywhere einiges an Infomaterial und Sticker von „Kein Bock auf Nazis“ mit dabei. Auch in den Texten ihres aktuellen Albums „Bomben“ hatte die Band erstmals auch politischere Themen aufgegriffen und damit ganz klar Stellung bezogen. In Kombination mit ihren herausragenden Live-Qualitäten und der Gabe, Wochentage tatsächlich in acht Samstagabende zu verwandeln, können wir kaum erwarten zu sehen, wohin die Wege von Destination Anywhere als nächstes führen werden.
Und so hört sich das an:
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Destination Anywhere Live 2018:
31.10.2018 – Halloween Ska, Bielefeld
30.11.2018 – REHAB – 20 Jahre, Meppen
Bildergalerie
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