Auf seinem zweiten Album treibt das britische Post-Core-Quartett Black Peaks den eigenen bereits hochentzündlichen Sound auf den Brennpunkt zu und droht damit die gesamte Musikszene in Flammen zu setzen. Erschien im Jahr 2016 bereits das eindrucksvolle Debüt der Brightoner, folgt nun mit „All That Divides“ der Nachfolger der Gruppe, die stets zwischen krachigen Mathcore-Riffs, atmosphärischen Soundwänden und hymnischen Refrains umherirrt. Auf diesem zeigt die Band eindrucksvoll, dass auch komplexe Sechsminüter eingängig klingen können.
Dazu trägt vor allem die versierte Produktion bei, die auf die Kappe von Adrian Bushby geht. Dieser hatte in der Vergangenheit bereits mit großen Acts wie Muse oder den Foo Fighters zusammengearbeitet und verleitet die Band zur häufigeren Nutzung von Stimmeffekten und Overdubbs, lässt außerdem vor allem die Gitarren in den Momenten, die auf dem Erstling gelegentlich etwas schwammig daherkamen, differenziert und fett klingen. So leiten atmosphärische Reverb-Gitarren von Song zu Song, man reichert „Slow Seas“ mit Hintergrundchören und Akustik-Gitarren an und „Fate I & II“ bekommt eine ordentliche Portion Synth-Strings. All diese Spielereien macht die Platte zu einer vielschichtigen Hörreise, auf der es einiges zu entdecken gibt.
Musikalisch fährt der Vierer einen Gang schneller als noch vor zwei Jahren und bringt mit dem bereits erwähnten „Can’t Sleep“ einen waschechten Prog-Hit hervor, gibt sich gleichzeitig jedoch so verschachtelt, wie noch nie zuvor. Da darf die durchschnittliche Songlänge dann gerne mal fünfeinhalb Minuten betragen. Während sich Bassist und Neuzugang Dave Larkin auf seinem Albumdebüt etwas im Hintergrund hält, treiben die Stücke vor allem Liam Kearley am Schlagzeug und Joe Gosney an der Gitarre an. Der erste orientiert sich klar an seinen Vorbildern Mastodon, wohingegen Gosney neben vielen verfrickelten Gitarrenakkorden die wohl einprägsamsten, gleichzeitig aber härtesten Riffs der Bandhistorie abliefert.
Auch der Herr mit wohl einer der vielseitigsten Stimmorganen der Gitarrenmusik – Will Gardner – fährt auf „All That Divides“ zu Höchstleistungen auf. Ob kraftvolle Metal-Shouts, gefühlvolles Falsett oder hymnische Gesänge – Gardners Stimme vollzieht selbst innerhalb eines Songs einen solch großen Wandel wie der Wechsel von der sengenden Hitze des Sommers zum grauen Herbst, der momentan die innere Uhr in Aufregung versetzt. So setzt der Herr mit dem stilvollen Schnäuzer in „The Midnight Sun“ zunächst zu gefühlvollen Gesang an, um sich dann in einem fast schon brüchigen Schrei zu verlieren und schlussendlich im hymnischen Chorus zu münden, bloß um im atmosphärischen Mittelteil wieder voller Gefühl ins Falsett zu rutschen. Ebenfalls der Metal-Ohrwurm „Aether“ reicht bis tief unter die Haut, wenn Gardner immer wieder „I will not lose face“ anstimmt, bevor das Stück in Riff-Gewitter untergeht und man sich doch fragen muss, wie schnell sich die Band von tiefster Ruhe in absolutes Chaos stürzen kann.
Präsentierte der Erstling „Statues“ lediglich das Potential, das in Black Peaks schlummert, so schöpft „All That Divides“ dieses bis aufs Letzte aus. Die Band, die sich auf „Slow Seas“ politisch sehr klar positioniert, liefert nicht weniger als ein Post-Irgendwas-Meisterwerk ab, das trotz oder vielleicht sogar wegen seiner komplexen Genialität viel zu wenige Menschen erreichen wird. Gerade Mastodon– und Oceansize-Nerds sollten jedoch spätestens jetzt auf den Vierer von der großen Insel aufmerksam geworden sein! Hier schlummern mit die größten Talente der britischen Rock-Szene. Einfach nur wow!
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Und so hört sich das an:
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Black Peaks live 2018:
24.10. – Köln, MTC
25.10. – Hamburg, Molotow Sky Bar
28.10. – Wiesbaden, Anti-Fest
29.10. – München, Feierwerk
Die Rechte für das Cover liegen bei Rise Records.
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