Die Heilige Agnes von Rom war eine Märtyrin, die im Alter von 13 Jahren vergewaltigt und hingerichtet worden ist. Ähnlich düster wie die Geschichte hinter ihrer Namenspatin ist auch der Sound der Briten Saint Agnes, die den kahlen Kellerraum des MTCs in einen brodelnden Hexenkessel verwandeln.
Zunächst entern aber The Shrines die Bühne. Das dänische Duo nutzt ihren Drum Computer für pointierte Beats, auf die sie klassische Garage-Riffs und mitreißende Hooks bauen. Die Songs gehen schnell ins Ohr und würden in einem anderen Rahmen sicherlich für großen Beifall sorgen. Leider befinden sich im MTC nur knapp 30 Menschen, was den beiden sichtlich unangenehm ist. Sehr schade für die Band, die nicht nur Fans der Blood Red Shoes im Auge behalten sollten.
Auch wenn das MTC bei den Headlinern nicht viel gefüllter ist, wird das im mahlenden Sog von Saint Agnes schnell nebensächlich. Ab der allerersten Sekunde changiert die Musik zwischen knarzenden Garage-Riffs, bedrohlich düsteren Passagen und dem dynamischen Wechselspiel der beiden Gesangsstimmen von Kitty Arabella Austen und Jon Tufnell. Zu den üblichen Rock-Instrumenten stoßen immer wieder sehnsüchtige Mundharmonika-Soli und dämonische Keyboard-Einschübe, die die Songs auch live in eine grollende Naturgewalt verwandeln. Dabei tollt die Band wütend über die Bühne, stampft wie im Wahn jeden Beat mit. Das ist ansteckend und das kleine Publikum schnell gebannt.
Schon jetzt beherrschen die Brit*innen die komplette Eskalation aus dem Stegreif. Sängerin, Gitarristin und Keyboard-Spielerin Austen schwingt sich auf das Schlagzeug, um von dort aus zu performen, Gitarrist Tufnell und Bassist Ben Chernett liefern sich wilde Riff-Duelle, Schlagzeuger Andy Head hämmert sich wie besessen die düsteren Beats aus dem Leib. Die Songs bleiben im Kopf und zeugen gleichzeitig von abwechslungsreichem Songwriting: “The Witching Hour” beschwört in düsteren, langsamen Doom den Untergang, während “Diablo Take Me Home” oder “Welcome To Silvertown” auch für Moshpits das richtige Material hätten – wären mehr Menschen vor der Bühne. Die unheimlichen Keyboard-Akkorde von “I Feel Dangerous Around You” kettet die Wechselgesänge von Tufnell und Austen in einen unausweichlichen Mahlstrom. Im Gegensatz zu den Punktlandungen auf dem Debüt ““Welcome To Silvertown”zieht die Band Stücke immer wieder in die Länge, um die alles zermalmenden Riffs noch länger auf das Publikum lassen zu können – der Sog wird so noch undurchdringlicher.
Am Ende kauft sich fast jede*r Anwesende ein T-Shirt am Merchstand – sollte sich diese Band verdient rumsprechen, sollten sie demnächst auch den ganzen Blocksberg füllen können. So lange machen sie der düsteren Geschichte ihrer Namenspatin zumindest alle Ehre.
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Und so hört sich das an:
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Saint Agnes live 2019:
- 21.05.2019 Molotow SkyBar Hamburg
- 24.05.2019 Chelsea Wien (AT)
- 25.05.2019 Strom München
Beitragsbild von Julia.
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