Hippie Trim, Sonic Ballroom Köln, 14.02.2020

Nach knapp zweimonatiger Konzertabstinenz trat ich am Freitagabend endlich wieder mal wieder den Weg zu einer Liveshow an. Mit meiner Freundin im Gepäck ging es in den Sonic Ballroom zur Show der Hardcore-Punk Newcomer Hippie Trim. In Ehrenfeld angekommen erwartete uns erst einmal eine riesige Baustelle. In den vergangenen Jahren wurde hier nicht nur das beliebte Underground weggeschaufelt, sondern circa jedes Gebäude im näheren Umkreis, so dass der Sonic Ballroom eine der wenigen Locations in dieser Ecke der Stadt ist, die hier momentan die kulturelle Fahne hochhält.

Schon gegen 21 Uhr war die Kneipe gut gefüllt, bis zum Beginn des Konzertes dauerte es jedoch noch geschlagene 60 Minuten. Everything in Boxes begannen schließlich erst eine Stunde später als geplant, nach der Warterei stieg die Laune aber schnell wieder. Denn die Band, die wohl am ehesten dem Indierock mit einigen punkigen Elementen zuzuschreiben ist, lieferte ein solides Set ab und machte ihren Einheizer-Job nicht schlecht. Gegen circa 23 Uhr betraten dann endlich Hippie Trim die Bühne, um ihr Debütalbum „Cult“ zu präsentieren. Mit den Worten „Da bringt man gerade das neue Album raus, schon gibt’s die Releaseshow“ leitete der Frontmann das Konzert gleich mal mit einem Augenzwinkern ein. Denn „Cult“ ist bereits Ende November 2019 veröffentlicht worden. Vor ihrem Releasekonzert in Köln hat die Band also mal entspannte zweieinhalb Monate verstreichen lassen. Aber wieso auch nicht, ein gutes Album wird ja nicht weniger gut, wenn es schon etwas länger veröffentlicht wurde. Im Gegenteil: Gute Alben zeichnen sich ja meistens dadurch aus, dass sie auch nach Monaten noch Fans zu Konzerten locken.

Das trat auf Hippie Trim zu, denn die Show im Sonic Ballroom war rasch ausverkauft. Großen Anteil hatte aber auch der Freundeskreis der Band, der sich diesen Abend natürlich nicht entgehen ließ. Hippie Trim spielten fast alle Songs ihres Debütalbums, aber auch eine ältere Nummer und einen Song, der bisher noch nicht im Studio aufgenommen wurde. Die Musiker legten sich mächtig ins Zeug, was das Publikum mit ordentlich Action vor der Bühne gleich belohnte. Dabei ließen sich die Fans der Band auch nicht durch den teils fahrigen Sound oder einige schräge Töne beeindrucken. Auch die Band setzte auf der Bühne ordentlich Energie frei, der Frontmann ließ sich zusätzlich zum einen oder anderen Gang ins Publikum sowie einer Crowdsurfing-Einlage hinreißen. Gleichzeitig merkte man Hippie Trim dann doch an, dass es ihnen noch an etwas an Bühnenerfahrung fehlt oder, sie sich erst einmal gemeinsam durch eine größere Tour und zahlreiche Festivals eingrooven müssen. So wirkte das Auftreten teilweise holprig, die Ansagen des Frontmanns wurden oft von den Gitarren der Bandkollegen übertönt und generell wirkte die Band zwischenzeitlich irgendwie abwesend. Das Publikum dagegen war durchgehend textsicher am Start und machte diesen Abend, mit Sicherheit auch für die Band, zu einem besonderen. Abschließend ging es auf dem Rückweg dann wieder durch die Riesenbaustelle Ehrenfeld. Mittlerweile ist man ja fast schon froh hier überhaupt noch Konzerte erleben zu können.

Und so hört sich das an:

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Foto von Simon Veith.

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