In den letzten Jahren waren Casino Blackout in München immer wieder als Support zu sehen und konnten dabei beachtlich auf sich aufmerksam machen, sei es bei Marathonmann oder auch bei Rogers. Bei der Show mit Letzteren im März kündigten sie bereits ihre erste Headliner-Tour an, die nun auch diese Headliner-Show im Orangehouse des Feierwerks beinhaltete. Dabei waren sie nicht allein, sondern auf einer Doppel-Headliner-Tour gemeinsam mit Kopfecho unterwegs – eine Kombination, die bestens aufging, wie sich an diesem Mittwochabend zeigte.
Pünktlich um 20:00 Uhr ging es los, und Kopfecho betraten in Fünfer-Besetzung die Bühne. Mit „Der Regen ist vorbei“ starteten sie optimistisch, und man spürte die Leichtigkeit, die in diesen Klängen steckt, welche das „Endlich-wieder-Feeling“ nach der Pandemie textlich aufgreifen. Der Punk-Sound ging gut nach vorn, und Sängerin Amy ließ die Grenzen zwischen Bühne und Publikum schnell verschwimmen, indem sie viel Zeit auch vor der Bühne singend verbrachte. Im Mittelpunkt stand das neue Album „Zusammen allein“, aber auch die Vorgänger kamen nicht zu kurz – etwa mit „Du“ und der Message „Ich will nicht so sein wie du“. Gerade Letzteres wurde häufiger thematisiert im Laufe des Sets, indem Menschen besungen wurden, denen man nicht ähneln möchte.
Ein Beispiel dafür war der Titel „HDMDF“ mit der klaren Botschaft „Halt doch mal die Fresse“, der sich deutlich gegen Schwurbler und dumpfe Deutschtümelei positioniert („Es gibt gerad‘ größere Probleme als dein gekränktes deutsches Herz“). Auch sonst positionieren sich Kopfecho oft in ihren Stücken, etwa im zynisch anmutenden „Glanz & Moria“, das die Situation im Flüchtlingslager auf Lesbos thematisiert, oder in „Deine Liebe nicht“, das sich gegen toxische Männlichkeit richtet – alles im kraftvollen Punkgewand. Auch wenn es weniger ernst zuging, wie in „Supersoaker“, bei dem die Frage gestellt wurde, wer noch seine alte ICQ-Nummer auswendig kennt.
Mit „Zusammen allein“ endete ein starker Auftritt, der noch eine kleine Verlängerung erhielt: Am Merch-Stand gab es in Duo-Besetzung zwei weitere Songs als Zugabe. Laut, ausdrucksstark und sympathisch präsentierten sich Kopfecho an diesem Abend.
Setlist:
01. Der Regen ist vorbei
02. Flucht
03. Dreh mich im Kreis
04. Du
05. Ein letztes Mal
06. Nur am Rand
07. Früher oder später
08. Stille
09. HDMDF
10. Glanz & Moria
11. Fernweh
12. Traumtänzer
13. Deine Liebe nicht
14. Supersoaker
15. Zusammen allein
(plus Zugaben am Merch-Stand)
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Ein Nebeneffekt des kleinen Unplugged-Intermezzos von Kopfecho war, dass die Umbaupause zu Casino Blackout kaum auffiel. Kaum hatte man nach Kopfechos Set-Verlängerung ein neues Getränk in der Hand, erklang auch schon das Intro von Casino Blackout, die als Trio die Bühne betraten und im Stroboskop-Geflacker loslegten. „Für mich nicht“ zog das Tempo direkt an, die Band stand kaum still, und man spürte, dass die Vorfreude auf diesen Headliner-Gig bei Casino Blackout keine Floskel war. Satter Sound traf auf Spielfreude, was sich dann auch schnell auf das Publikum übertrug. Apropos „schnell“: Die Stücke gingen häufig nahtlos ineinander über, etwa hier direkt in „Wir gegen uns“ – in der Studioversion mit Marathonmann aufgenommen, denen Casino Blackout sicher auch den einen oder anderen Zuschauer verdankten.
Wie zuvor schon Kopfecho zeigten sich auch Casino Blackout sehr publikumsnah. Sänger Florian Tragl begab sich zwischendurch mit Gitarre und Mikroständer direkt ins Publikum, um dort mit „Nullpunkt“ einen der wenigen ruhigen Momente des Abends zu zelebrieren. Nach „Neonfarben“, einem Song über eine nicht namentlich benannte Geisterstadt, verlagerte sich das Geschehen bald wieder auf die Bühne, wo das Tempo erneut anzog. Stücke wie „Hier unten“ oder das bisher unveröffentlichte „Mach mich kaputt“ sorgten für einen sich langsam entwickelnden Pogo, der zum Ende hin immer deutlicher wurde. Klar, Stücke wie „Im Dreck“ und „Von Bedeutung“ hatten etwas Hymnisches und fanden ein bewegungsfreudiges und textsicheres Publikum.
Natürlich folgte das bekannte Spiel des Bühne-Verlassens, um zur Zugabe zurückzukehren. Schließlich fehlte noch etwas – insbesondere das Album „Punkrocktape“. Diesen Zustand änderten Casino Blackout in der Zugabe, indem sie zunächst ein Medley aus Songs des Albums spielten, bevor sie mit dem vollständig gespielten „Heimweh“ den Abend beendeten. Doch nicht ohne einen Schwung Danksagungen und ehrliche Freude über den Abend sowie das Versprechen, im nächsten Jahr wiederzukommen. Wir nehmen euch beim Wort, Casino Blackout!
Setlist:
00. Intro
01. Für mich nicht
02. Wir gegen uns
03. Novo
04. Sixpack und Billigwein
05. Anti Ich
06. Bestehen bleiben
07. Nullpunkt
08. Neonfarben
09. Hier unten
10. Rock’n’Roll Queen
11. An manchen Tagen
12. Hinterhof Poesie
13. Mach mich kaputt
14. Im Dreck
15. Von Bedeutung
16. Punkrocktape Medley (Z)
17. Heimweh
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Und so hört sich das an:
Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.
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