Arcade Fire – Everything Now

Arcade Fire - Everything Now

Bands verändern sich über die Jahre. Für Fans kann das Freud und Leid bedeuten, auch abhängig davon wie stark sich die Veränderung musikalisch zeigt. Wenn man die ersten Alben von Arcade Fire, vor allen Dingen das legendäre „Funeral“ nun mit „Everything Now“ vergleichen will, lassen sich kaum noch Gemeinsamkeiten feststellen. An dieser Stelle werden Hörer*innen der ersten Stunde vielleicht zurückschrecken, aber es handelt sich um kein schlechtes Album, ganz im Gegenteil!

Bereits die ersten vier Singles, „Everything Now“, „Signs Of Life“, „Creature Comfort“ und „Electric Blue“ zeigten die neue Richtung auf. Die Verwandlung vom ruhigen Indie zum Pop scheint abgeschlossen. Spricht man hier von Pop, meint man aber nicht den aktuellen Mainstream, sondern den der 80er-Jahre. Als größte Referenz dient jedoch die Pop-Band des vorherigen Jahrzehnts: ABBA! Natürlich ist das ein sehr gewagter Schritt, wenn dabei aber solche Überhits entstehen, sollte eigentlich niemand etwas zu meckern haben. Im Gegensatz zu den introvertieren Stücken von „Funeral“ kann diese Musik auch fernab der Indie-Gemeinde ankommen. Allerdings wird die Musik noch immer sehr ambitioniert und geschmackvoll dargestellt: ein Intro und ein Outro runden das Album ab, es gibt eine Day- und eine Night-Version der Vinyl, alle der bisher erschienen Singles wurde mit einem stilsicheren Video versehen. Alle Songs der Platte laden zum Tanzen ein, ob nun Win Butler durch Chöre begleitet wird, wie in „Signs of Life“ oder seine Ehefrau Régine Chassagne in ihrem Song „Electric Blue“ Disco-Beats wiederbelebt. Der Titelsong wird von einer Panflöte (!) begleitet, andere Lieder werden durch Synthesizer oder eine Bassline getragen – abwechslungsreich bleibt es also auf jeden Fall.

Man könnte nun einfach weghören, wenn man für (Indie-)Pop im Allgemeinen und ABBA im Speziellen nichts übrig hat. Sowohl musikalisch, als auch textlich würde einem hier aber einiges entgehen. Hinter den tanzbaren Rhythmen und den fröhlichen Melodien glänzt die Band nämlich zudem mit sehr tiefgründigen Themen. Hierbei wird insbesondere die moderne Gesellschaft verhandelt. Während man also zu den Pop-Klängen tanzt, erklingen dann mal Sätze wie „Some Boys hate themselves / Spend their lives resenting their fathers / Some girls hate their bodies / Stand in the mirror and wait for the feedback“ (in „Creature Comfort“). Hier werden also Body Shaming und Gesellschaftszwänge und deren Zusammenhang mit Suizidgedanken diskutiert. Auch andere Themen wie Geld und Lebenszeichen in einer digitalisierten Welt werden aufgegriffen. Diese nahezu perfekte Mischung aus eingängigen, tanzbaren Songs mit starken Texten wird Arcade Fire sicherlich einen Platz unter den (Indie-)Pop-Alben des Jahres sichern! Die Referenz auf die alten Alben „Filled up the bathtub and put on our first record“ zeigt wohl deutlich, dass die Band sich bewusst von diesem Sound abgewandt hat. Live harmonieren die alten Lieder allerdings perfekt mit den neuen Hits, wie wir in Köln sehen konnten. Lasst euch also diese neue Inkarnation der Kanadier*innen auf keinen Fall entgehen!

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=UymXRxJPOQo

 

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