Plattenkrach: Little Mix – Salute

Little Mix_Salute

Im heutigen Plattenkrach entführen wir wieder in die kunterbunte Welt der Pop-Musik. Und erneut treffen die Musikgeschmäcker von Jonas und Alina aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das heute im Fokus stehende Album „Salute“ der britischen Girlband Little Mix ist ein eindeutiger Beweise dafür. Während Alina die Musik der Band rauf und runter hört und aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskommt, sucht Jonas vergeblich nach charakterstarker sowie emotionaler Musik…

Alina sagt dazu:

Seitdem ich zurückdenken kann, hat mich die Musik von Girl– und Boybands schon immer fasziniert. Im Kindergarten hatte ich meine ganz schlimme Backstreet Boys und Westlife Phase, bei der meine Freunde mit mir nicht Mutter/Vater/Kind, sondern die Backstreet Boys „spielen“ sollten (selbstverständlich musste ich dabei immer Nick Carter sein).  Es folgte meine NoAngels Zeit, die meinen Eltern mit Sicherheit so einige graue Haare bescherte. Mein Zimmer war im Grunde mit Postern der NoAngels tapeziert und jeder, der es wollte oder nicht, musste sich meine einstudierten Tänze zu den Songs der NoAngels ansehen. Danach wurde es etwas stiller um meine Faszination von Girl-und Boybands (Britney sei Dank!). – Bis ich vor einigen Jahren zufällig auf das Video zu „Secret Love Song“ von Little Mix stieß, das mein Fangirl-Herz augenblicklich höherschlagen ließ.

Im Jahr 2011 haben Little Mix die britische Version von „The X Factor“ gewonnen und sind entgegen aller Erwartungen mittlerweile die berühmteste Girlband der Welt. Sie repräsentieren die erste Girlband, die je eine Staffel von „The X Factor“ gewonnen haben und haben überdies mittlerweile alle Rekorde der Spice Girls geknackt. Vorneweg gesagt, ist es für mich wahnsinnig schwer das „beste Album“ der Band herauszupicken. Es gibt keines, das schlecht ist und meistens höre ich das Aktuellste am liebsten. Dennoch habe ich mich für das zweite Studioalbum der Band „Salute“ aus dem Jahr 2013 entschieden, da es die Band meiner Meinung nach perfekt darstellt.

Auf „Salute“ zeigen sich Little Mix unheimlich selbstbewusst, stark und wunderbar authentisch. Bereits der Opener „Salute“ setzt sich für die Stärke einer jeden Frau ein und stellt damit eine absolute Hymne dar. Little Mix konzipieren auf dem Album sehr einprägsame Tracks, die teilweise speziell, aber brillant ausgeklügelt daher kommen. Im Gegensatz zu ihrem Erstling „DNA“ ist „Salute“ darüber hinaus sehr viel mutiger. Die Mädels kombinieren altbewährten Pop mit vielen R’n’B Elementen, Dance Tracks, Power Balladen und sehr vielen 90’s Einflüssen. Nicht ohne Grund werden sie dabei oftmals als die moderne Variante von Destiny’s Child oder En Vogue betitelt. Sie kommen sehr erfrischend, authentisch und wagemutig daher.

Was Little Mix besonders ausmacht, ist auch auf „Salute“ die Symbiose ihrer wunderbaren Stimmen. Denn was viele gar nicht wissen, ist die Tatsache, dass Jesy, Perry, Leigh-Anne und Jade eigentlich als Solokünstler bei The X Factor angetreten sind – von der Jury aber zu einer Band formiert wurden. Gerade deswegen erstaunen die Harmonie und der Einklang der Stimmen immer wieder. Die Vier ergänzen sich stimmlich perfekt und schaffen durch das Zusammenspiel ihrer Stimmen ein Highlight nach dem anderen. Für mich sticht dennoch immer wieder die Stimme und vor allem die hohen Töne von Perry hervor. Gerade dadurch klingen Balladen wie „Towers“ noch sehr viel eindrucksvoller. Die stimmliche Qualität wird überdies in den Akustik-Momenten, wie der Live Version von „Little Me“ oder bei „Boy“ noch einmal sehr viel deutlicher.

Beeindruckend ist auch, wie Litte Mix für thematisch wichtige Bereiche immer wieder einstehen. Egal ob sie bei „Little Me“ zu ihrem jüngeren Ich singen, dass man sich selber mehr lieben sollte oder in „These Four Walls“, wo sie den Verlust eines geliebten Menschen thematisieren. Little Mix singen eben nicht immer nur über die große Liebe oder den schlimmsten Liebeskummer, sondern nutzen ihre Stimmen auch für durchaus wichtige Themen. Damit heben sie sich sehr vom Einerlei im Pop-Genre ab! Unterstützend dazu sind auch die Kompositionen grandios. Nichts klingt gleich, alle Tracks sind sehr abwechslungsreich und insgesamt sehr schön rund.

Meiner Meinung nach ist die Musik von Little Mix wahnsinnig wohltuend und in jeder Lebenslage hörbar. Die vier Mädels haben ein unglaubliches Talent, wirken dabei authentisch und gar nicht abgehoben. Es macht immer wieder Spaß ihnen zuzuhören und das zeigt „Salute“ sehr schön auf! Wenn ich mich auf vier Lieder festlegen müsste, wären es wahrscheinlich „Towers“, „Move“, „Little Me“ und „Good Enough“.

Und Jonas Meinung dazu:

Und schon wieder muss ich mich mit Alina batteln. Es scheint als würden unser zweier Musikgeschmäcker mit jeder Zelle nur so die bitterböse, verbale Kampfsituation suchen, um dann bei jeglicher Berührung nur so vor Ekel zurückzuschrecken. Durfte Alina Biffy Clyros Meilenstein „Infinity Land“ im letzten Jahr auf dem Seziertisch zerlegen und zu dem Schluss kommen es fehle der Musik des Trios an Melodie und stimmlicher Dominanz, so muss ich mich heute einer gecasteten Girl-Band stellen – puh, harter Tobak. Little Mix nennen sich diese vier Damen, die vor fast genau acht Jahren die britische Musikshow „The X-Factor“ gewannen und in Folge dessen zu dieser Gruppierung zusammengewürfelt wurden. Wirklich charakterstarke Musik erwarte ich also nicht.

Der Titeltrack, der das Album eröffnet, soll mich dann erstmal positiv überraschen. Der Song erinnert an den eingängigen Pop, den Fall Out Boy mittlerweile auch ihr eigen gemacht haben und fährt neben tanzbaren Beats eine starke Women-Empowerment-Message auf. Ansonsten fällt bereits hier auf, dass Band und Schreiber das Songmaterial häufig krass ausproduzieren und mit tonnenschweren Effekten zukleistern. Dazu aber später mehr, erstmal werde ich jetzt vom mitreißenden Synth-Bass von „Move“ abgelenkt, der mir dann doch sehr gefällt und Lust auf hampelige Bewegungen zu flackerndem Licht auf der Tanzfläche macht. Die Band singt kunstvoll über diese energetischen Instrumentals, greift zwischenzeitlich sogar mal zu schnellerem Sprechgesang. Bislang gehört die Musik Little Mix’s zu der Kiste Pop aus den frühen 2000ern, die es mittlerweile kaum noch ins Formatradio schafft und von seichtem EDM-Einheitsbrei und inhaltslosem Singer-Songwriter-Gedudel abgelöst wurde.

Ruft der Radio-Pop der Generation Z bei mir als einzige Regung jedoch häufig Langeweile hervor, so nerven mich die vollgepackten Songs der vier Sängerinnen dann nach und nach. Selbst Balladen wie das klavierdominierte „Towers“ werden mit scheinbar riesigen Chören und breiten Streicherarrangements angefettet. Die Produktion sorgt dadurch dafür, dass selbst die reduzierten Momente unnötig aufgeladen und aufgebauscht wirken und nimmt den Songs damit jeden Aspekt ihrer Emotionalität. Auch mit anderen ruhigen Momenten („These Four Walls“, „Good Enough“) geht man ähnlich um. Grundsätzlich lassen sich die Stücke von Little Mix verhältnismäßig leicht in zwei Kategorien einordnen: dick aufgetragene Klavier-Balladen und eingängige Dance-Pop-Songs. Einzig das schöne „Boy“ fällt aus diesem simplen Schema heraus und evolviert von einer Accapella- zu einer Elektronica-Nummer. 

Schlussendlich ist „Salute“ niemals schlecht umgesetzt, misst aber komplett das, was Musik in vielen Fällen ausmacht: die persönliche Note und den Charakter. So könnte „Little Me“ mit seinem R’n’B-Beats auch von jeder anderen Mid-2000er Girl-Band stammen. Singen da gerade die Spice Girls? Die Pussycat Dolls? Die No Angels? Wer weiß. Hinzu kommt die anstrengende Ausarbeitung der Songs, die die Musik unangenehm aufgeregt klingen lässt und vor allem den Balladen die Gefühlsebene nimmt. Alina, hier mal ein Anspieltipp für einen wirklich emotionalen Klaviertrack – vielleicht kommen unsere Geschmäcker da ja mal auf einen gemeinsamen Ast?

Das Album „Salute“ kannst du dir hier kaufen.*

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