So war das 1LIVE Popfest 2018!

Im Festivaldschungel nimmt das 1live Popfest ganz explizit eine besondere Stellung ein. Während es etliche Festivals für Indie-, Metal-, Rock-, Schlager-, Reggae-, Hiphop- oder Technofans gibt, gingen die Popfans in Deutschland bisher recht leer aus. Die erste Version des 1LIVE Popfests versammelt also eine bunte Mischung aus Charts-Lieblingen der letzten Jahre und karrt diese zur Event-Arena an der Veltins-Arena. Dass während des Festivals häufig darüber diskutiert wurde, wieso die Veranstaltung nicht lieber in der Halle stattfindet, konnte vorher keiner wissen.

Schon bei Einlass um 15 Uhr hatte es den Anschein, als hätte das Wetter es nicht so gut gemeint mit diesem neuen Festival. Bevor der erste Act, Belle Mt, überhaupt auftreten konnte, wurden die bereits Anwesenden in die Veltins-Arena evakuiert – ein Unwetter zog auf. Beeindruckend reibungslos und entspannt lief diese ab, so dass knapp nach Vorbeiziehen des Unwetters doch losgelegt werden konnte! Die Stimmung war keineswegs gedrückt, sondern trotz des nicht zu stoppenden Regens entspannt und gut gelaunt. Den Anfang machen darf die Pop-Rock-Band Belle Mt, die vor allem mit der schönen Stimme von Matt Belmont punkten können. Im Anschluss wird es dann Zeit für den Newcomer Nico Santos, der für einige Kreischer seitens des jüngeren Publikums sorgt. Bekannt ist der Musiker vor allem für seinen Song „Rooftops“, überrascht dann jedoch mit einem sehr gelungenen Auftritt voller eingängiger Songs. In einem Medley präsentiert Santos dann auch, an welchen Songs er noch mitgearbeitet hatte – und überrascht mit Songs von Lena und Marc Forster! Als Santos dann auch noch mit dem Publikum ein Cover von „Purple Rain“ anstimmt (welcher Song würde gerade besser passen?), ist schnell klar, dass man von diesem Musiker wohl noch einiges hören wird!

Zeit wird es dann für Ofenbach, das französische Deep-House-DJ-Duo, das dieses Jahr mit „Katchi“ und „Be Mine“ zwei der Hits schlechthin rausgehauen hat. Viel mehr kam dann leider auch nicht, obwohl es doch recht interessant anfing: ein kleines Mash-Up aus „I love Rock’n’Roll“ und „B.Y.O.B.“ von System of a Down überrascht zunächst und macht durchaus Spaß, stößt bei einem Großteil des Publikums aber auf Irritation. Popfest durch und durch! Dann wird ganz schnell auf Charts umgeschaltet und fernab von den bekannten Radioversionen diverser Hits wird hier nicht wirklich viel geboten, etwas schade! Kaum verabschieden sich die beiden, übernimmt DJ Jan Christian Zeller von 1live das Mikro und warnt vor einem aufziehenden Unwetter – die nächste Evakuierung steht an, läuft aber ähnlich entspannt ab wie schon die erste.

Negative Auswirkungen hat das vor allem auf James Arthur (Foto oben), dessen Set um 15 Minuten verkürzt wird. Trotzdem Zeit genug für die Hits wie „Impossible“ oder „Say You Won’t Let Go“ bleibt aber trotzdem. Außerdem kommt hier angenehm viel handgemachte Musik ins Spiel – Arthur selbst greift beherzt zur E-Gitarre und steuert das eine oder andere Solo zu seiner unglaublich warmen Stimme dazu. Bei „Sun Goes Up“ geht die Sonne endlich auf – das Wetterproblem ist endlich überwunden! Die Stimmung ist ungemein gut, die Fans sind verzaubert und euphorischer Jubel erklingt. Trotz der „Zugabe“-Rufe wird das Set punkt 19:45 beendet, so dass die beiden folgenden Acts wie geplant auftreten können.

Überhaupt – die Organisation ist unglaublich gut gelungen. Angenehm große Wellenbrecher-Einlässe, entspanntes Bezahl-System mit aufladbaren Karten, ausreichend Getränke- und Essensstände, kompetentes Sicherheitspersonal, flotte Umbauphasen. Dahingehend gibt es rein gar nichts zu meckern! Beim ersten Headliner fällt schon beim Aufbau auf, dass jetzt wohl etwas Besonderes kommt: diverse Streicher- und sogar ein Blas-Instrument befinden sich auf der Bühne. Ihre elektronischen Beats, die auch live eingespielt werden, unterstreicht das Kollektiv Clean Bandit live mit eben diesen Instrumenten und gleich drei Sängerinnen. Was jetzt kommt, ist eine definitive Machtdemonstration: „Rockabye“, „Rather Be“, „Symphony“, „Real Love“…die Liste von riesigen Hits ist grandios, die Sängerinnen übernehmen den Gesang makellos, die Choreos sitzen, die Performance ist bis zur Perfektion geplant – Konfetti inklusive (Bild). Vielleicht ist das aber auch das Problem, warum die Stimmung hier einen kleinen Dämpfer erfährt – etwas zu perfekt, etwas zu makellos wirkt die ganze Show. Dennoch, ein ganz toller Headliner, der erstmal getoppt werden muss!

Aber wenn das jemand mit links schafft, dann wohl Macklemore (Beitragsbild). Das Publikum besteht nahezu aus den T-Shirts zu seiner Gemini-Tour, so kann auch das Kreischen erklärt werden, das jede einzelne seiner Bewegungen begleitet. Anstrengend fürs Ohr, vor allem wenn dadurch der Rapper selbst kaum gehört werden kann. Auch wenn er mittlerweile ohne Ryan Lewis unterwegs ist, kann er über einen beeindruckenden Fundus an Hits aufweisen und legt damit definitiv den Auftritt des Tages hin. Tolle Live-Musiker, ein kleines Dance-Battle, unterhaltsame Tanzeinlagen von Macklemore selbst, unglaublich sympathische Durchsagen gegen Diskriminierungen aller Art – der Mann weiß einfach, wie es geht. „Downtown“, „Can’t Hold Us“, „And We Danced“, „Thrift Shop“, zu einer kleinen Legende ist er wohl schon geworden.

Ob auch das Popfest zu einer Legende wird? Bei dieser ersten Ausgabe voll von genialer Organisation und einer so hohen Hitdichte können wir das nur schwer hoffen! Ganz große Klasse!

Und so hört sich das an:

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https://www.youtube.com/watch?v=7OrLroFa0AI

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Rechte an den Bildern liegen bei Julia Köhler.

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