Die Newcomerin Emma Rose im Interview

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Letzte Woche Sonntag war die Newcomerin Emma Rose als Voract bei Ivo Martin in Berlin und hat sich nach ihrem Auftritt kurz die Zeit genommen, um uns Einblicke in ihre musikalische Arbeit, Inspirationsquellen und Erfahrungen zu geben. Das Interview bietet einen Blick hinter die Kulissen einer aufstrebenden Künstlerin, die mit ihrer Stimme, ihrem Humor und ihrem Talent begeistert.

Minutenmusik: Es ist der 11. Tourstopp. Wie fühlst du dich gerade? Wie hast du die Tour bis jetzt erlebt?

Emma Rose: Boah, es war total verrückt. Es macht mir riesigen Spaß, gleichzeitig bin ich aber auch sehr müde. Ich habe dieses Jahr schon ziemlich viel live gespielt, es müssten jetzt schon über 40 Support-Shows gewesen sein, sodass es ein bisschen viel hintereinander war. Deshalb bin ich müde, aber auch sehr happy. Vor allem die letzte Show hat mir super viel Energie gegeben. Es war wirklich eine tolle Show.

Minutenmusik: Ja, fand ich auch. Was war denn bis jetzt dein Highlight auf der Ivo Martin Tour? Gab es etwas Besonderes, Lustiges, Schönes oder einen Abend, der dir am besten gefallen hat?

Emma Rose: Ich glaube, Heidelberg war für mich ziemlich krass, weil ich da jetzt schon das dritte oder vierte Mal aufgetreten bin. Nach einer Show bin ich immer noch am Merchstand, und wir quatschen noch ein bisschen. Das eine Mal waren Leute da, die haben mich jetzt schon drei Mal live gesehen und meinten zu mir: „Wir feiern dich voll.“ Man hat es auch gemerkt, die Stimmung der Crowd war richtig gut. Ich glaube, das war mein Highlight. Außerdem ist es verrückt, wie oft ich jetzt tagsüber lächeln muss, weil Leute ein Foto mit mir machen wollen.

Minutenmusik: Das glaube ich. Wie findest du das?

Emma Rose: Ich finde es super random. Ich habe selbst, glaube ich, fast noch nie ein Foto mit jemandem gemacht. Aber ich habe auch noch nie eine berühmte Person getroffen. Nein, aber die Leute sind alle super süß, es sind einfach alles nette Menschen.

Minutenmusik: Das ist auch eine Frage, die ich dir stellen wollte. Ich habe mir noch aufgeschrieben: Was bedeutet es für dich, live aufzutreten? Und gibt es ein Ritual, das du vor jeder Show machst?

Emma Rose: Was live auftreten für mich bedeutet, ist schwer zu beantworten, weil alles so gar nicht geplant war, wie es jetzt gekommen ist. Und auch, wenn ich jetzt schon seit letztem Sommer meine eigene Musik live spiele, ist alles immer noch sehr aufregend. Was ich gerade sehr mag, ist, dass ich sicherer werde. Mein Ritual ist wirklich einfach: Ich habe meinen Blubberschlauch und mache mich etwa eine Stunde vorher warm. Ich verbringe hier eine gute Zeit mit ein paar lieben Leuten, und dann gehe ich einfach auf die Bühne. Vorher umarme ich noch kurz ganz viele Leute, und dann geht es raus, ohne viel nachzudenken.

Minutenmusik: Hast du literarische oder poetische Einflüsse, die sich in deinen Songtexten widerspiegeln? Gibt es Autoren/Autorinnen oder Musiker/Musikerinnen, die dich inspirieren?

Emma Rose: Ich habe lange auf Englisch geschrieben, deutsche Musik mache ich jetzt seit eineinhalb Jahren und da habe ich einfach drauf losgeschrieben. Ich habe vorher wenig deutsche Musik gehört. Ein bisschen bescheuert ist, dass Leute mich immer darauf ansprechen, dass ich wie Annett Louisan klinge, und das seitdem ich deutsche Texte schreibe, und ich feiere sie voll. Ich weiß nicht, ob ich mich aktiv davon inspirieren lasse, aber ich liebe ihre Texte. Ihre Alben höre ich gerne durch, weil da einfach so ein krass cooler Humor hintersteckt, also ich glaube, dass sie eine Künstlerin ist, die mich inspiriert. Und sonst versuche ich ganz klar, das zu sagen, was ich auch jetzt zu dir sagen würde.

Minutenmusik: Das Gefühl habe ich auch. Wie wichtig ist dir der Kontakt zu deinen Fans oder Leuten, die deine Musik hören?

Emma Rose: Hör mal auf, ich weiß noch gar nicht, ob ich schon Fans habe.

Minutenmusik: Du hast Fans.

Emma Rose: Das ist auch immer noch so neu. Es gibt mir schon sehr viel, weil es sind halt fast nur junge Mädchen und Frauen und manchmal auch Mütter, die ihre Kinder begleiten und die mir dann noch sagen, dass meine Musik sie berührt hat. Vor allem sind es nur gute Erfahrungen, die ich bis jetzt gemacht habe. Es sind ganz liebe, zurückhaltende Menschen, die vorher immer fragen und so, also das gibt mir schon sehr viel.

Minutenmusik: Kannst du uns einen Einblick in deinen Songwriting-Prozess geben? Wie entstehen deine Songs?

Emma Rose: Mmmh… es ist alles sehr chaotisch. Meist gehe ich ein bisschen planlos in so eine Session rein oder schreibe manchmal random einfach irgendwelche Gedanken auf. Ich habe da immer so random Notizen und schreibe dann einfach drauf los, ohne irgendwelche Grenzen zu haben. Am Ende muss ich halt voll sortieren, aber es ist wirklich schwierig, eine Aussage zu treffen. Manchmal gibt es den Song auch schon vor der Melodie und dann schreibe ich darauf, das ist immer ganz unterschiedlich, ich habe da noch nicht so eine Art gefunden.

Minutenmusik: Schreibst du die Texte auch unterwegs? Musst du deine Gedanken sofort aufschreiben?

Emma Rose: Ja, ich muss es aufschreiben, weil ich sonst alles vergesse. Gestern hatte ich zum Beispiel so voll die gute Idee, glaube ich jedenfalls. Jetzt weiß ich es einfach nicht mehr. Ich muss einfach immer meine Notiz-App dabei haben und es direkt aufschreiben, um dann immer darauf zurückgreifen zu können.

Minutenmusik: Was hältst du von sozialen Medien in der heutigen Musikbranche als Artist?

Emma Rose: Ich glaube, ich hasse es wirklich sehr. Momentan versuche ich, wieder aktiver zu werden. In den letzten Monaten habe ich versucht, mich an anderen zu orientieren. Ich lade jetzt jeden Tag eine Hörprobe hoch und hoffe, dass sie viral geht. Sonst habe ich das Gefühl, dass meine Musik nicht gut ist. Dabei ist meine Musik einfach das, was sie ist – entweder kommt sie gut an oder nicht. Aber man fühlt sich dabei…

Minutenmusik: Es ist schon viel Druck, oder?

Emma Rose: Total, und ich fühle mich regelmäßig schlecht, wenn so ein Song nicht gut auf TikTok oder Instagram funktioniert.

Minutenmusik: Ehrlich?

Emma Rose: Ja, weil ich mir dann denke: “Ah okay, dann werden es wohl voll wenig Leute hören”, aber es ist ja auch einfach voll der Zufall letztlich.

Minutenmusik: Klar, der Algorithmus von TikTok spielt dabei, glaube ich, mehr eine Rolle.

Emma Rose: Ich muss ehrlich sagen, dass ich es wirklich hasse. Aber im Moment habe ich eine wundervolle Person hier bei mir, die auch Fotos für Ivo macht. Wir sind voll humorvoll auf einer Wellenlänge, haben die bescheuertsten Ideen, und ich habe das Gefühl, jetzt macht es mir gerade wieder Spaß. Lustigerweise kommt das, was wir machen, auch gut auf TikTok an. Ich bin einfach so, wie ich bin, und mache gerne verrückte Sachen. Es fällt mir jedoch schwer, ernsthafte, traurige Songproben zu machen, weil ich nicht weiß, wie ich das anstellen soll. Ich fühle mich dann immer ein bisschen komisch, wenn ich traurig in die Kamera schaue.

Minutenmusik: Abgesehen von der Musik, gibt es ein Hobby oder Interessen, die du liebst und die dich inspirieren?

Emma Rose: Ich gehe sehr gerne raus, aber ich bin mir nicht sicher, ob mich das inspiriert. Ich denke, dass mich vor allem meine alltäglichen Erlebnisse inspirieren, wie zum Beispiel die Zeit mit Freunden in der Kneipe oder im Park oder die nächtlichen Gespräche, die wir führen. Das gibt mir viel Kraft und Inspiration. Der Umgang mit meinen Freunden und auch mit fremden Leuten auf der Straße ist für mich wichtig. Momentan habe ich das Problem, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe, weshalb ich eigentlich keine anderen Hobbys mehr habe.

Minutenmusik: Inspiriert es dich auch, andere Künstler/innen auf der Bühne zu sehen?

Emma Rose: Bis jetzt war ich sehr wenig auf Konzerten. Ich bin 18 geworden im ersten Lockdown und da war so die Zeit, in der ich anfangen wollte, auf Konzerte zu gehen. Vorher ist das irgendwie nicht so oft passiert und dann ging’s halt nicht. Durch Corona habe ich krass Social Anxiety entwickelt. Jetzt komme ich gerade wieder so rein, lerne ja auch aktuell viele Musikerinnen kennen und dadurch gehe ich jetzt öfter auf Konzerte, doch das inspiriert mich schon. Ich glaube auch, dass ich mir so ein paar Moves abgucke oder so.

Minutenmusik: Gibt es eine Venue, in der du unbedingt mal spielen möchtest?

Emma Rose: Das ist auch sehr geil, ich kenne viel zu wenige. Ich habe schon sehr viel vom Appletree Garden Festival gehört. Das soll so magisch und wunderschön sein, deswegen ist das schon ein Wunsch. Und dann sage ich Bochum Total, weil ich eine Bochumerin bin und das gehört als Künstlerin irgendwie dazu.

Minutenmusik: Gibt es etwas, worauf du dich musikalisch dieses Jahr besonders freust?

Emma Rose: Ich glaube einfach Musik machen, das macht mir am meisten Spaß. Ich spiele dieses Jahr auch ein paar Festivals, aber ich glaube, vor allem ist es einfach, ins Studio zu gehen. Ganz viel schreiben und singen. Ich habe so viel, was ich noch ausprobieren möchte.

Minutenmusik: Was würdest du der jungen Emma raten oder mitgeben, wenn du könntest?

Emma Rose: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, das erste, was mir in den Kopf kommt: Entspann dich mal. Oftmals wirke ich auf die Leute immer sehr viel in mir ruhend, doch das ist eigentlich gar nicht so. Ich bin sehr schnell gestresst und habe auch, was die Zukunft angeht, mich immer sehr verglichen, habe aber festgestellt, dass es besser ist, wenn man einfach sein Ding macht und nicht nach links oder rechts schaut.

Minutenmusik: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.

[Interviewführung: Annalena Hesse und Textbearbeitung: Olivia Volkmann]

Die Fotorechte liegen bei Annalena Hesse

Und hier könnt ihr in unseren aktuellen Favoriten von ihr reinhören: https://youtu.be/kekP9NOlnw4?si=Vt4M7K8ZgiFnV1fB

https://www.instagram.com/emmamarose/?hl=de

https://www.youtube.com/@Emmama_Rose

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