Interview – DeWolff in Köln

dewolff

Das niederländische Trio DeWolff zeigt auf seiner aktuellen Tournee, was eine richtig gute Liveband ausmacht. Mit ihrem rohen “Psychedelic Southern Rock” sind Robin Piso und die Brüder Pablo und Luka van de Poel auf dem besten Weg, sich als feste Größe auch auf deutschen Bühnen zu etablieren.

Das komplett ausverkaufte Konzert im Kölner Blue Shell am 17.11.2016 zeigte die Band in bester Spiellaune und mit viel Spaß an der Improvisation. Nachdem die schwedische Vorgruppe Black River Delta mit ihrem etwas trockeneren Sound schon zu gefallen wusste, spielten DeWolff ein gut 80-minütiges Programm, das viele Songs vom aktuellen Album “Roux-Ga-Roux” beinhaltete.

Ziemlich früh wurde der Ohrwurm “Sugar Moon” gespielt. Damit hatten die drei die Fans natürlich gleich auf ihrer Seite. Insgesamt war die Anzahl der gespielten Songs recht überschaubar. Bei einer Band, die mit ihren Songs auf der Bühne ganz locker die Zehn-Minuten-Marke zu überschreiten weiß, ist das aber auch nicht verwunderlich. Ausgedehnte Jam-Passagen bestimmten den Abend. Oft wurde es richtig wild, immer wieder fegte Robin über seine Orgel und ließ die abenteuerlichsten Sounds auf sein Publikum los. Indessen sorgte Pablo für fantastische Gitarrensolos. Vor allem bei “Tired of Loving You” konnte er glänzen. Seine Gesangspassagen waren auch nicht zu verachten. Ab und zu bekam er Unterstützung von seinem Bruder Luka, der eine zweite Stimme hinzusteuerte. Luka ließ es sich außerdem nicht nehmen, noch ein kleines Schlagzeugsolo zu spielen.

“Don’t You Go Up The Sky” aus dem Jahr 2010 mit seinem Gute-Laune-Riff führte den Hauptteil des Konzertes zu einem krönenden Abschluss, bevor sich die Band unter großem Jubel noch einmal auf die Bühne begab. Eine lange Version von “Love Dimension” inklusive einer gerne angenommenen Mitsing-Animation rundete den fantastischen Auftritt ab. Im Anschluss verkaufte die Band eigenhändig ihre CDs am Merchandise-Stand und schrieb fleißig Autogramme.

Wir hatten bereits vor dem Konzert das Glück, ein Interview mit der sympathischen Band führen zu dürfen!

DeWolff

minutenmusik: Heute sind wir im Blue Shell in Köln. Ihr habt schon mal in der Stadt gespielt…

Pablo: Ja, das haben wir. Ich erinnere mich gerade nicht daran, wo das war.

Luka: Das war so ähnlich wie im Blue Shell, aber ein bisschen kleiner.

minutenmusik: Der Sonic Ballroom…

Robin: Sonic Ballroom, genau! Das war es.

Pablo: Der ist in Köln? Ich dachte, der wäre in Aachen gewesen… Ach stimmt, ich erinnere mich!

minutenmusik: Und jetzt startet ihr in Köln eure neue Tour. Wie wird die Show denn aussehen? Spielt ihr viele Songs vom neuesten Album „Roux-Ga-Roux“?

Robin: Ja, wir spielen viele der neuen Songs auf unseren Shows. Außerdem wird auf der Bühne viel gejammt! Also passiert die ganz Zeit über irgendwas Neues. Das wird Spaß machen, wir freuen uns drauf! Wir haben jetzt etwa drei Wochen nicht gespielt. Vor zwei Wochen haben wir eine Show auf Curaçao gespielt, aber nicht auf unseren eigenen Instrumenten. Daher freue ich mich wirklich auf die heutige Show, bei der ich wieder mein eigenes Instrument spiele, mit dieser großartigen Band.

minutenmusik: Habt ihr Lieblingssongs auf eurer neuen Platte?

Luka: Mein Lieblingssong ist „Love Dimension“.

Pablo: Ich glaube, mein Lieblingssong ist „Tired of Loving You“… oder „Black Cat Woman”… oder “Love Dimension”… oder “Sugar Moon”.

Robin: Für mich ist es wohl auch “Love Dimension”… und “Tired of Loving You”!

minutenmusik: Habt ihr eine Standardsetlist oder verändert ihr sie?

Luka: Wir ändern sie andauernd.

Robin: Wir schauen uns den Ort an, an dem wir spielen. Dann kommt uns zum Beispiel in den Sinn, dass man hier ganz cool bluesigere Songs spielen könnte. Oder der Ort sieht eher aus wie eine Rock-’n’-Roll-Bar…

Luka: Ja, oder der Ort sieht eher so aus, als könnte dort ein Stand-Up-Comedian auftreten. Dann machen wir Stand-Up-Comedy.

Robin: Dann spielen wir nicht so viele Lieder.

Pablo: Wir schauen uns die Demographien an. Wir ziehen alles in Betracht und dann machen wir die bestmögliche Setlist für das bestimmte Gebiet, die Zeit, die Leute mit diesem oder jenem Einkommen… Es ist maßgeschneidert.

Alle lachen.

minutenmusik: Wie würdet ihr eure Chemie auf der Bühne beschreiben? Wie funktioniert euer Zusammenspiel?

Robin: Maßgeschneidert! (lacht)

Pablo: Wie wir zusammenspielen? … Es ist sehr ungebunden! Wir spielen schon so lange zusammen… Da wissen wir alle, dass alles klappen wird. Vor Jahren haben wir diskutiert, was man wie macht. Darauf besinnt man sich zurück. Auf der anderen Seite gibt es jede Menge Improvisation. Das ist sehr spontan.

minutenmusik: Heute Abend spielt eine Support-Band namens „Black River Delta“. Wählt ihr euren Support eigentlich selbst aus?

Pablo: Manchmal.

Luka: Ja, manchmal machen wir das, aber nicht auf dieser Tour. Ich werde sie heute zum ersten Mal sehen! Sie werden aber wohl bei allen deutschen Shows auf dieser Tour spielen.

Robin: Ich hoffe, dass sie großartig sind! Denn ansonsten… (grinst). Nein, sie kommen aus Schweden, also werden sie wohl cool sein.

minutenmusik: Ihr selbst habt mit Deep Purple eine Band supportet, die zu euren offensichtlichsten Einflüssen zählt. Wie war das?

Luka: Verrückt! Es war in einer großen Eishockeyhalle. Da waren so sechs- bis siebentausend Leute. Das war die größte Halle, in der wir je gespielt haben. Roger Glover, der Bassist von Deep Purple, stand am Bühnenrand und hat zugeschaut. Danach sagte er: „Wow, ich bin ein Fan.“

minutenmusik: Eine schwedische Band habt ihr auch schon supportet! Vor ein paar Monaten habe ich euch beim Konzert der Blues Pills in Siegburg gesehen. Ich will zwar nicht sagen, dass ihr sie von der Bühne gefegt habt, aber sie mussten sich schon ordentlich ins Zeug legen, nachdem ihr fertig wart. Das Publikum war jedenfalls von euch beeindruckt.

Pablo: Danke!

Luka: Ja, cool! Da war eine sehr gute Stimmung. Ich glaube, die Leute kannten uns nicht so wirklich. Dann fingen wir an und die Leute sind ausgeflippt!

Pablo: Wenn man eine gute Vorband und eine gute Hauptband hat, also Bands, die auch was tun für ihr Geld, dann ist das schon gut.

minutenmusik: Dorian, der Gitarrist der Blues Pills, stand auch am Bühnenrand und hat euch zugeschaut. Ihm schien es zu gefallen.

Robin: Genau wie Roger Glover!

minutenmusik: Glaubt ihr, dass es die großen, weltbekannten Rockbands damals einfacher hatten? Ist es heute schwerer, als Musiker erfolgreich zu sein?

Pablo: Ja, das glaube ich. Damals war Rockmusik alles, was es gab. (…) Man hatte ein wenig Pop, Jazz und klassische Musik. Das waren die hauptsächlichen Richtungen. Wenn man damals also einen guten Song hatte und eine Heavy-Rockband war, konnte man es schaffen. Wenn man heute einen guten Song hat und ein Rockband ist, sagen viele Leute, es sei zu heavy oder zu schräg. Natürlich wurden damals viele richtig großartige Songs geschrieben. Heutzutage sind viele Leute, die gute, griffige Songs schreiben können, nicht in der Rockmusik aktiv. Sie sind in der Popmusik, schreiben für irgendwen Hits. Ich denke, das ist ein großer Unterschied. Ich denke, die Leute waren mal aufgeschlossener.

Luka: Das Radio spielte all diese Musik. Jetzt spielen sie Dance, Hip-Hop, Popmusik. Das ist so breitgefächert. Es ist wirklich schwer, eine Band zu sein und…

Robin: …Leute dazu zu bringen, deine Musik zu mögen!

Luka: Ja. Auch das Publikum hat sich verändert. Die Leute fingen an, andere Musik zu mögen. Rockmusik ist jetzt nicht so wichtig, verglichen mit den 70ern.

minutenmusik: Käme es für euch in Frage, einen Song bewusst so zu schreiben, dass er im Radio gespielt werden könnte?

Luka: Nein, ich glaube nicht, dass wir das mal machen werden. Wenn wir einen Song schreiben, auf den das Radio halt anspringt, den sie halt im Radio spielen, ist das aber in Ordnung.

minutenmusik: Könnt ihr heute komplett von der Band leben oder müsst ihr noch anderen Jobs nachgehen?

Luka: Wir müssen keine anderen Jobs machen.

Pablo (scherzt): Wir arbeiten in der Prostitution.

minutenmusik: Wie lange arbeitet ihr im Studio, wenn bei euch ein neues Album ansteht?

Pablo: Das kommt drauf an. Wir haben ein paar Platten sehr schnell aufgenommen. Nicht die letzte Platte, aber die davor, „Grand Southern Electric“. Die haben wir in neun Tagen gemacht, was meiner Meinung nach zu kurz ist. Bei der letzten Platte haben wir uns viel Zeit genommen. Wir haben jetzt ein eigenes Studio und da konnten wir so viel Zeit verbringen, wie wir wollten. Andererseits mögen wir rohe Musik, wir würden niemals neun Tage an einem Song arbeiten. Ich würde sagen, dass jeder Song so zwei Tage gebraucht hat. Wir haben ungefähr einen Monat lang aufgenommen. Im Laufe eines weiteren Monats haben wir den Mix gemacht. Es dauerte also etwa anderthalb Monate, ungefähr. Das war für unsere Verhältnisse sehr lang, die längste Zeit, die wir je an einem Album gesessen haben. Es ist ideal, kein Uhr im Studio laufen zu haben, so nach dem Motto: Du musst jetzt dreihundert Euro zahlen, okay, jetzt musst du nochmal dreihundert Euro zahlen…!
Wir konnten einfach alles machen, was wir wollten.

minutenmusik: Nächstes Jahr feiert ihr schon euer zehnjähriges Jubiläum. Habt ihr etwas Besonderes geplant?

Pablo: Wir haben eine echt coole Überraschung, aber die können wir natürlich noch nicht verraten!

Robin: Und noch eine andere Überraschung…

Luka: Ja, eine weitere, aber noch können wir nichts dazu sagen.

minutenmusik: Verständlich. Demnächst seid ihr erst einmal überall in den Niederlanden unterwegs. Habt ihr da auch die meisten Fans?

Robin: Ja, im Moment. Wir spielen aber in vielen verschiedenen Ländern. Jedes Mal kommen mehr Leute zu unseren Shows. Wir bauen uns also wirklich eine Fanbase außerhalb von Holland auf. Es ist fantastisch, das zu erleben, in ein Land zurückzukommen und zu sehen, dass mehr und mehr Menschen das mögen, was du machst. Holland ist ein kleines Land, also hoffe ich, dass das nicht für immer und ewig unsere größte Fanbase bleiben wird. Ich hoffe, dass Amerika vielleicht mal unsere größte Fanbase darstellen wird. Wir haben da noch nicht gespielt, aber wir werden es bald tun, vielleicht 2018. Wir planen noch. Aber letztlich hoffe ich, dass das da drüben unsere größte Fanbase ist. Oder vielleicht China. Ich will nicht, dass China die größte Fanbase ist, aber da gibt es so viele Leute… (lacht)

minutenmusik: Welche Bands aus den Niederlanden könnt ihr empfehlen?

Pablo: Viele! Es gibt „The Dawn Brothers“, eine meiner Lieblingsbands, „Mitch Rivers“, eine echt coole Band. Was haben wir noch…?

Luka: „The Grand East“, sie sind sowas wie die niederländischen „Allman Brothers“.

Robin: Dann haben wir noch „De Staat“. Das ist etwas andere Musik, aber die mag ich auch. „Beans and Fatback“ sind auch richtig cool. „Morganas Illusion“…

minutenmusik: Ich habe in den Niederlanden mal eine echt gute Band namens „Heist“ gesehen! Die haben aber wohl eine Pause eingelegt. Solltet ihr euch mal anhören. – Kommen wir zur letzten Frage… Wenn ihr jemandem, der noch nie von euch gehört hat, nur einen einzigen Song vorspielen könntet, welche wäre das?

Luka: „I Was Made For Loving You“.

Robin (lacht): “Eye of the Tiger”. Nein, also von DeWolff… vielleicht “Love Dimension”. Es hat alles in sich, was wir so machen. Es gibt Solos, es wird gejammt, es gibt einen kraftvollen Groove. Ich denke, dass viel von DeWolff in diesem Song steckt.

Luka: Ja, vielleicht auch „Tired of Loving You“. Es ist so episch!

Robin: Oder ich würde den kürzesten Song spielen, weil der Fremde uns nicht bezahlt. (lacht)

minutenmusik: „Love Dimension“ wäre sicher eine gute Wahl. Ich danke euch vielmals für dieses Interview!

DeWolff sind aktuell noch in Deutschland unterwegs. Nicht verpassen!

Termine:

22.11.2016 Berlin, Musik & Frieden
23.11.2016 Nürnberg, Club Stereo
24.11.2016 Stuttgart, Goldmark’s (Universum)
25.11.2016 Augsburg, Kantine
26.11.2016 Pfarrkirchen, Club Bogaloo
28.11.2016 Wien, Chelsea
29.11.2016 Winterthur, Salzhaus

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