Interview mit BRETT über die Hebebühne, Ufo361 & die Rettung der Gitarrenmusik!

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Mit “WutKitsch” haben BRETT kürzlich ihr Debütalbum veröffentlicht, dem bereits zwei EPs vorausgegangen waren. Besagtes Album wurde nun im März in fünf deutschen Städten live vorgestellt, unter anderem auch in Köln, wo ich Frontmann Max Reckleben und Gitarrist Felix Stackfleth zum Interview traf.

minutenmusik: Hallo, BRETT! Ihr habt im Februar mit WutKitsch euer Debütalbum veröffentlicht. Wo ist euer Album entstanden?

Max: Das Album ist in unserem Proberaum in der Hebebühne entstanden, aufgenommen haben wir es in den Home Studios bei unserem Produzenten Franz Plasa.

minutenmusik: Wie ich im Pressetext las, ist die Hebebühne ja kein „normaler“ Proberaum für euch…

Max: Die Hebebühne ist unsere Vorstellung von Kulturprojekt in Hamburg. Mit dem Hintergrund, dass in Hamburg einfach nichts geht und die Stadt flächenmäßig komplett dicht ist mit Wohnraum, so dass für kulturellen Raum nur noch wenig Platz bleibt, habe ich vor zweieinhalb Jahren zusammen mit einem Partner das Projekt „Hebebühne“ gestartet. Wir haben ein altes Gebäude in einem Hinterhof entdeckt und das komplett einmal entkernt und alles auf links gezogen. In der ersten Etage befinden sich jetzt Büros, Werkstätten, alles mögliche, was du dir vorstellen kannst an kreativer Tagesarbeit und unten haben wir einen Club reingebaut. BRETT ist Teil des Projekts, wir haben unseren Proberaum dort.

minutenmusik: Ihr habt die Hebebühne also nicht nur für die Band gegründet, sondern auch mit dem Anspruch vielen kreativen Leuten einen Raum zu geben.

Max: Richtig, die Idee war dort auch ein Netzwerk zu schaffen, dass ineinandergreift und am Ende etwas Größeres bewirken kann als jeder alleine.

minutenmusik: Glaubt ihr das ist ein spezifisches Hamburg-Problem? Oder seid ihr generell der Meinung, dass Kultur kaum Raum hat, zu wenig gefördert wird, zu wenig Geld hat?

Max: Gefördert wurden wir gar nicht, wollten wir irgendwann aber auch gar nicht mehr. Ich glaube schon, dass es da grundsätzliche Defizite gibt, das ist aber auch sehr standortabhängig. Desto größer die Metropole ist, desto schwieriger wird es wahrscheinlich. Die Leute wollen halt in die Großstadt aus vielen Gründen, die manchmal gar nicht so wahr sind, aber es ist halt einfach so. Wohnraum wird knapper und der Fokus liegt dann halt erst einmal darauf Wohnraum zu schaffen, was wir ja auch verstehen können. Ich weiß aber auch gar nicht, wie es in kleineren Städten ist, ob es da genug Leute gibt, die Bock auf sowas haben.

minutenmusik: Spannendes Konzept auf jeden Fall, dass ihr in Hamburg geblieben seid und quasi ein kulturelles Zentrum, um euren Proberaum herum, gebaut habt. Zahlreiche Bands machen ja genau das Gegenteil und fahren für eine Albumproduktion eher raus aufs Land, mieten sich an der Ostsee an einem verlassenen Ort ein und nehmen dort ihre Platte auf.

Max: Wobei wir mit der Hebebühne auch unseren eigenen Kosmos haben. Das ist jetzt nicht exklusiv, die Türen sind immer offen, aber es ist schon ein Stück Parallelwelt dort.

minutenmusik: Was bedeutet euch Hamburg? Seid ihr sehr lokal verbunden?

Felix: Ich hab mich echt an die Stadt gewöhnt. Ich hatte am Anfang gar nicht so Lust in Altona zu wohnen, aber mittlerweile ist das meine Ecke und ich hab gar keinen Bock woanders hinzuziehen. Fühle mich dort schon sehr verbunden.

Max: Wir sind jetzt seit sieben Jahren in Hamburg und wir mögen die Stadt super gerne. Und ich will nicht in Berlin leben oder so…

(einstimmiges Nicken in der Runde, dass niemand in Berlin leben möchte)

Max: Aber es wäre jetzt auch albern sich hinzustellen und zu sagen „Hamburg, meine Perle!“. Wobei – habe ich nicht genau das gerade in der Instagram Story geschrieben? Scheiße! (lacht)

minutenmusik: Lasst uns auf den Entstehungsprozess des Albums zurückblicken. Wie entsteht denn der klassische BRETT Song?

Felix: Sehr langsam. (lacht)

Max: Das kann ich nur so unterschreiben. Wir sind echt sehr, sehr lahm. Wir machen meistens die Musik im Proberaum fertig, das dauert schon lange, da wir sehr detailverliebt sind und uns Riffs und Melodien schnell langweilen und dann wieder umgebaut werden müssen und so weiter. Mit fertigen Playbacks und Instrumentals gehen wir dann ins Studio und schreiben dort die Texte. Keine Ahnung warum, das hat sich einfach so ergeben und funktioniert.

minutenmusik: Wer inspiriert den Sound von BRETT? Habt ihr musikalische Vorbilder?

Felix: Früher als ich angefangen habe Musik zu machen, hatte ich Vorbilder. Die ganzen Led Zeppelins und Hendrix dieser Welt und Queens Of The Stone Age und Co., aber das nervt einen dann auch irgendwann. Man versucht dann irgendwie das zu transportieren und auf ein nächstes Level zu bringen. Mittlerweile habe ich keine richtigen musikalischen Vorbilder mehr. Was mich aber richtig gekriegt hat, waren die Sachen von Bilderbuch wie „Maschin“ und so, da bin ich fast umgefallen! Das war für mich das, was mir musikalisch gerade gefehlt hat. Der andere Scheiß hat mich einfach nur noch angekotzt.

Max: Die Gitarre hat ein krasses Identitätsproblem. Das meiste, was rauskommt, ist einfach super langweilig und da passiert einfach super wenig. Wenn dieses Instrument irgendwie noch Relevanz haben möchte, dann muss es sich neu erfinden. Ich will jetzt nicht sagen, dass wir das hinkriegen, aber wir haben zumindest den Anspruch das zumindest weiterzudenken. Gleichzeitig muss man aber auch sagen: Musik ist immer Zeitgeschehen und gerade ist es etwas anderes als das, was vor 10 Jahren groß war. Okay, ich sage es jetzt: Ich bin gerade der größte Ufo361 Fan der ganzen Welt. (lacht)

minutenmusik: Okay, das hätte ich jetzt nicht unbedingt erwartet.

Max: Der ist echt super, zwar nicht immer und den ganzen Tag lang, aber ab und zu kann man sich das sehr gut geben. Ich finde man muss versuchen auch diesen ganzen Genrequatsch zu lassen. Klar ist es wichtig Musik irgendwie einzuordnen, damit Leute das auch verstehen, aber man sollte als Künstler auch immer versuchen die Sachen zusammen zu bringen und zu schauen, was machen die anderen. Es ist nicht alles scheiße, nur weil es Hiphop ist. Ganz im Gegenteil: Es gibt unfassbar gute Sachen, die in den letzten Jahren passiert sind. Hiphop war DAS Ding der letzten Jahre und da kann man auch viele Sachen adaptieren. Es ist ja auch nicht nur die Mucke, sondern auch die ganze Art und Weise, wie die arbeiten. Zum Beispiel im Social Media Bereich war Hiphop am Start, die haben eigentlich alles erfunden von Grund auf.

minutenmusik: Jetzt steht heute mit Köln das dritte Konzert eurer WutKitsch-Tour an, Berlin und Hamburg habt ihr schon hinter euch gebracht in den letzten beiden Tagen. Wie wars?

Felix: Beide Konzerte waren richtig gut! Beide Shows waren ausverkauft, die Leute hatten richtig Bock und es war nicht irgendeine Supportshow, die wir spielen mussten, sondern das war unsere eigene Tour, die Leute waren wegen uns da. Das ist was völlig anderes.

Max: Das ist auch das erste Mal so. Wenn wir die EP-Releaseshows aus dem letzten Jahr mal weglassen, war das unsere erste eigene Tour und das war schon echt krass, die Leute hatten richtig Bock.

minutenmusik: Das klingt super! Dann wünsche ich euch viel Spaß nachher bei der Show und bei dem Rest der Tour! Danke für das Interview.

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