(ENGLISH VERSION BELOW) Kajal raus, Black-Parade-Anzüge raus – auf in den großen Emo-Zirkus. Mit ihrem zweiten Album “Sex, Death & The Infinite Void” hat sich das britische Kollektiv Creeper endgültig als Hoffnungsträger für alle Emo-Herzen etabliert. Mit Frontmann und Kreativkopf Will Gould durften wir uns ausführlich über die Hintergründe zum Zweitling unterhalten. Dabei war Gould nicht nur eloquent und gleichzeitig zuvorkommend, sondern plauderte auch ganz offen aus dem Nähkästchen. Wie da plötzlich “Wrestlemania”, Flipcharts und Marilyn Manson zusammenkommen, versteht man erst, wenn man die Band hinter der Musik versteht. Creeper sind mehr Gesamtkunstwerk als Social-Media-Clowns, träumen groß und arbeiten strategisch, haben aber auch ein Herz für Actionfiguren und die Outcasts der Gesellschaft.
minutenmusik: Hey Will, wie geht es dir?
Will Gould: Mir geht’s gut, es ist nur ein weiterer Montag im Lockdown. Mir kommt es vor, als würden sich langsam alle der Situation einfach ergeben. Aber es fühlt sich schon merkwürdig an, nicht auf einem Konzert gewesen zu sein. Meine Freundin sagte, dass sie letztens jemanden auf der Straße hat spielen gesehen und dass sie Live-Musik schon seit Ewigkeiten nicht mehr so nah gewesen wäre. Das ist so schlimm! (lacht) Nicht Musik zu spielen oder auf Tour zu sein ist einfach bizarr. Das muss aber auch komisch sein, keine Konzerte zu haben, über die man schreiben kann.
minutenmusik: Ja, wir haben nur noch die Alben und gerade deswegen habe ich mich sehr darüber gefreut, dass euer Album endlich rausgekommen ist.
Will Gould: Das hat ganz schön lange gedauert, oder? (lacht)
minutenmusik: Wie hast du die Veröffentlichung während der Pandemie denn erlebt? War die ganz anders als sonst?
Will Gould: Man kann einfach nicht mehr all die Dinge tun, die man eigentlich gerne tun möchte. Wir können keine Instores machen oder intime Shows für die Veröffentlichung spielen. Also kommt die Platte einfach raus und man sitzt zu Hause. Das ist das Gegenteil von Werbung, man kann nichts tun. Aber ein positiver Aspekt ist, dass man gezwungen ist, nach kreativen Wegen zu suchen, um das Album zu promoten. Und das hat eigentlich Spaß gemacht. Wir mussten also nachdenken: Wenn wir keine Instores oder Auftritte spielen können, was macht dem Publikum sonst Spaß, um sich auf die Musik einzulassen? Ich glaube, es war eine Art kollektive Zeit, in der wir uns einfach anpassen mussten und uns nicht allzu sehr beklagen oder trauern durften, denn ich glaube, die Bands, die das gemacht haben, sind diejenigen, die im Endeffekt am meisten betroffen waren. Niemand will dieses Gemecker hören. Ich weiß nicht, wie oft ich schon einen Sänger gesehen habe, der mit einer Akustikgitarre vor einer Waschmaschine sitzt und einen Live-Stream macht. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde das so langweilig. Erinnerst du dich noch, als wir das erste Mal in den Lockdown gingen und jede Story auf instagram ein Livestream war? (lacht) So seltsam.
minutenmusik: Nein, ich glaube, diese Bilder werden wir nicht mehr vergessen.
Will Gould: Das ist es! Ich weiß nicht, wie viele Zoom-Quizze ich während des Lockdowns gemacht habe. Gäbe es keine Pandemie, hätte ich das niemals freiwillig gemacht.
minutenmusik: Hoffentlicht dauert der Zustand aber nicht noch weitere zwei Jahre an, sonst würde es dann doch langweilig werden.
Will Gould: Ja, ich hoffe, dass sich zum Ende des Jahres alles etwas normalisiert. Weihnachten wird aber merkwürdig.
minutenmusik: Alle sitzen zuhause vor ihren Bildschirmen.
Will Gould: Genau. Weihnachten unter dem Iphone-Licht.
minutenmusik: Als ihr vor zwei Jahren eure Auflösung auf der Bühne inszeniert habt, war die Situation noch eine ganz andere. Dieser Akt wurde oft mit Bowies Begräbnis von Ziggy Stardust verglichen. Wie hat diese Aktion euer Songwriting beeinflusst? Und inwiefern symbolisierte das den Start einer neuen Ära von Creeper?
Will Gould: Es war eine so bizarre Zeit. Die Band auf der Bühne metaphorisch zu töten, sollte einem Zaubertrick gleichen, damit wir ein Jahr Auszeit bekommen und diese Platte zu schreiben. Dann könnten wir in einer völlig anderen Haut und mit einem völlig anderen Klang und generell auf eine völlig andere Art und Weise zurückkommen. Doch dann hing plötzlich diese schwarze Wolke über dieser Platte, eine tiefe Dunkelheit. Es war eine große Tragödie, und ich wusste nicht, was da auf uns zukommen würde. Ich habe mich sehr auf das Theatralische und unsere Karriere konzentriert, und das passierte obendrein. Währenddessen haben uns eine ganze Reihe von Tragödien heimgesucht. So wurde das Ende der Band, das wir angedeutet hatten, und diese Vorstellung von diesem Tod und dieser Auferstehung, mit der wir spielten, plötzlich Wirklichkeit. Auf einmal sah es so aus, als ob die Band aus dieser Pause nicht mehr zurückkehren würde. Als Ian, unser Gitarrist, in die Psychiatrie eingewiesen wurde und er dann nicht mehr nach Los Angeles kommen konnte, geschah das in der gleichen Woche, in der wir die Band auf der Bühne begruben. Wir lösten die Band auf der Bühne auf, ich glaube, es war ein Freitag oder Donnerstag, und am Montag war Ian weg. Es war so seltsam, wo wir da hineingeraten sind. Die Themen der Erzählung dieser Platte laufen wirklich wie Zuggleise, direkt neben der Realität der Platte. Die Fiktion und die Realität laufen nebeneinander her, sie vermischen sich und gehen ineinander über.
minutenmusik: In den letzten Monaten der Quarantäne habt ihr ein Videospiel veröffentlicht und euch auch auf verschiedene andere Weise mit euren Fans verbunden. Glaubst du, dass die Erfahrungen der letzten Monate in Creeper in irgendeiner Weise einen musikalischen Ausdruck finden werden?
Will Gould: Ich denke, das liegt in der Natur der Sache. Man versucht, jede Ressource, die zur Verfügung steht, als kreatives Vehikel zu nutzen. Ich versuche, diese Zeitspanne als ein Schwarzes Loch zu betrachten. Und ich denke, Zeit ist etwas, das man normalerweise nie hat. Normalerweise macht man eine Platte, dann geht man auf Tour, und dann nimmt man wieder Songs auf. Dadurch entsteht dieser ewige Kreislauf, vor allem in der aktuellen Branche. Bands müssen ständig Musik herauspumpen, was ich hasse, und ich denke, das ist irgendwie das Traurigste an dieser Musikära. Dieses Bedürfnis, Dinge rauszuschmeißen. Das führt dazu, dass die Leute wirklich beschissene, miese Sachen machen, nur um relevant zu bleiben und um Interaktion im Internet zu bekommen. Am Ende macht man auf diese Weise sehr schlechte Kunst. Das ist nur meine Meinung dazu. Aber es liegt noch eine gewisse Zeit vor uns, so wie die Schließung der Industrie eine große Chance ist. Denn wie oft wird dir in dieser Branche Zeit gegeben? Aber es ist finanziell schwierig, weil wir nicht auf Tour gehen können, unsere Tragbarkeit steht auf wackligen Beinen, aber wir sitzen alle im selben Boot. Hier sind alle in der Musik gleich betroffen. Ich versuche, das nicht negativ zu sehen. Ich versuche darüber nachzudenken, was wir in dieser gegebenen Zeitspanne tun können. Manchmal höre ich mich selbst sprechen, und ich klinge wie ein seltsames Wesen, aber ich muss mich beruhigen.
minutenmusik: Ich denke, das ist die einzige Option, die uns jetzt noch bleibt. Als ich “Sex, Death & The Infinite Void” hörte, dachte ich direkt an den bombastischen Sound und die Idee hinter “The Black Parade”, was besonders lustig ist, weil ihr My Chemical Romance für die Rock-Sound-Compilation gecovert habt. Ich habe mich gefragt, in welcher Beziehung du zur Band stehst und wie denkst du generell über Vergleiche? Bist du stolz, wenn jemand sagt: “Ihr klingt wie diese Band”, oder ärgert ich das eher?
Will Gould: Ich sehe das ein wenig zwiespältig. Ich liebe My Chemical Romance, sie sind eine meiner Lieblingsbands. Sie haben mich wirklich inspiriert, und sind mir wichtig. Eines der schwierigen Dinge ist, dass sie die größte Band im Bereich der alternativen Musik waren. Es wird nie wieder eine My Chemical Romance geben. Es gab eine Zeit und einen Ort, wo sie DIE ikonischste Emo-Band waren. Sie waren die Band, mit der alles begann. Wenn man an all diese Fandoms denkt, die um sie herum entstanden sind. Sie alle basieren auf dem My Chemical Romance-Fandom. In Bezug auf Emo und Alternative waren sie die erste Band dieser Art. Es ist also ein bemerkenswertes Kompliment, mit einer Band wie dieser verglichen zu werden, das ist sehr großzügig.
Aber es ist auch schwierig, weil man dafür bekannt sein will, dass man sein eigenes Ding macht. Ich habe oft daran gedacht, denn als wir anfingen, kamen die Leute oft zu mir und sagten: “Ihr seid die nächsten My Chemical Romance”, aber das können wir niemals sein! Das ist eine unmögliche Aufgabe. My Chemical Romance sind ein solch kulturelles Phänomen. Der Druck, der von dieser Aussage ausgeht, ist überwältigend. Ich liebe My Chemical Romance, und sie haben uns über die Jahre hinweg sehr unterstützt. Wir wollten eigentlich Shows mit ihnen in Russland spielen, aber das wurde natürlich auf nächstes Jahr verschoben. Aber ich hoffe wirklich, dass wir das das nachholen können, das wäre ein Traum, der wahr werden würde.
Aber nun zum Cover: ich hasse es. Ich glaube, wir haben damit wirklich schlechte Arbeit geleistet. (lacht) Ich sage dir, was damit passiert ist. Wir haben das erste Creeper-Album gemacht. Wir hatten zwei verschiedene Magazine, die zwei verschiedene Cover wollten. Wir waren schon im Studio, und es gab bereits eine Menge Druck, dieses Album zu machen, aber dann kamen diese Aufträge herein. Der erste Song war für “Kerrang!” und es war ein Iron Maiden-Cover. Wir haben “The Evil That Men Do” gemacht, und wir haben eine wirklich, wirklich gute Version des Songs gemacht, glaube ich. Aber wir hatten eine Menge Zeit dafür. Hannah hat dieses wirklich coole Piano-Ding gemacht, es lief wirklich gut.
Aber weil wir mit dem ersten Cover so beschäftigt waren, hatten wir keine Zeit für diese My Chemical Romance-Sache für Rock Sound. Ich habe schon den Gesang für Creeper aufgenommen. Aber wir mussten schnell fertig werden, deshalb hatte ich das Gefühl, wir haben überstürzt gehandelt Wir wurden von der My Chemical Romance-Fangemeinde für dieses Cover gefeiert. Aber es hat nicht geholfen, dass es nicht sehr gut war. Ich wusste nicht, dass das eine große Sache werden würde. Ich wusste es nicht.
Es gibt zwei Dinge, die ich in meiner Karriere bereue, Dinge, denen ich wirklich mehr Aufmerksamkeit hätte schenken sollen. Ich sage sie dir: Das eine ist das My Chemical Romance-Cover auf dieser Rock-Sound-Compilation. Das andere ist, dass ich dieses Ding bei einer Preisverleihung in Amerika auf der Bühne vermasselt habe. Ich habe mich vor der Show richtig betrunken und nicht gemerkt, wie groß die Show werden wird. Sie lief in Amerika im Fernsehen. Ich wusste schon lange vor der Show, dass ich es verbockt hatte. Für diese Show mussten wir “Welcome to Paradise” spielen, diesen Green-Day-Song. Ich dachte nur, ich brauche es nicht zu proben, denn natürlich kannte ich dieses Lied, ich bin mit Green Day aufgewachsen. Aber dann sind wir auf die Bühne gegangen, und ich habe alles durcheinander gebracht. Ich war völlig betrunken auf der Bühne. Die Leute im Internet sagten: “Er kennt nicht einmal den Text von “Welcome to Paradise”, es war so lustig “Der Typ aus Creeper, er sieht wirklich betrunken aus” (lacht). Meine Freundin geht immer wieder einfach auf das YouTube-Video in den Kommentarbereich und schickt mir Screenshots, nur um mich zu ärgern. Dafür haben sie mich hart rangenommen. Normalerweise würde man denken, dass man eher wegen seiner eigenen Musik beurteilt wird, als wegen seiner Interpretationen der Musik eines anderen.
minutenmusik: Das muss ein schlimmes Gefühl gewesen sein, aber immerhin ist es im Nachhinein lustig.
Will Gould: Das Merkwürdigste daran ist, dass ich Marilyn Manson vor dieser Show gerade erst kennen gelernt habe, und das hat mich wirklich umgehauen. Ich war wirklich abgelenkt und wusste nicht, was vor sich ging. Da waren diese aufgeweckten Jungs aus den anderen Pop-Punk-Bands. Und da war ich dann, vier Manager gaben mir je einen Whiskey, um meine Stimme besser klingen zu lassen, das war eine wirklich schlechte Entscheidung. Ich hatte damals sehr lange Haare und wurde in meine Lederjacke gesteckt, und als ich während der Proben einem anderen Sänger beim Rückwärtssalto im Stehen zusah, dachte ich: “Was ist hier los?”
minutenmusik: Wenn man sich eure Videos anschaut und auch den Texten eures neuen Albums folgt, kann man die Geschichte um die Protagonist*innen Roe und Annabelle erleben. Inwieweit hat diese Erzählung einen Einfluss auf euer Songwriting gehabt? Musstet ihr auch Lieder verwerfen, weil sie nicht zu dieser Erzählung passten?
Will Gould: Ja, absolut. Die Erzählung ist wirklich wichtig für mich. Für Creeper sind Alben wie Filme. Sie folgen alle einer eigenen Erzählung. Ich sehe sie gerne als eine Reihe von Stephen-King-Büchern, in denen jedes ein eigenes Abenteuer erzählt. Die Geschichte für dieses Buch gibt es eigentlich schon seit einigen Jahren, ich hatte sie schon lange im Kopf. Ich habe dieses Lied mit dem Titel “Dams and Goons” für Hannah geschrieben, und es ist wirklich schön, es enthält ein bisschen Orchester und die Stimme klingt fantastisch. Wenn man Sänger ist, ist es sehr schwer, seinen eigenen Dingen zuzuhören. Deshalb höre ich mir unsere Platten nie an, nachdem sie raus sind. Ich muss sie anderen Leuten überlassen. Dieses Lied, das ich für Hannah geschrieben habe, sollte die Platte beginnen, es sollte die Einleitung sein. Ich wollte, dass es ein bisschen wie der Anfang der “Rocky Horror Picture Show” mit diesem Science-Fiction-Doppelfilm ist. Toller Song, aber leider passte er nicht richtig. Ich wünschte, er wäre auf der Platte, aber es gab keinen Platz dafür. Wir hatten diese tolle Sache mit Patricia von den Sisters of Mercy, und dieser Song gefiel mir besser. Aber wir haben immer diesen anderen Song noch immer, und ich hoffe, dass wir ihn der Welt irgendwann einmal zeigen können. Wir mussten erst kürzlich einige Lieder verwerfen, das ist ganz normal, glaube ich.
Aber in gewisser Weise gefällt es mir irgendwie. Ich weiß, es klingt ziemlich langweilig, aber beim Songwriting geht es nur um eine Reihe von Regeln. Man macht schlechte Songs, wenn man keine Regeln hat. Das ist meine Meinung. Ich weiß, dass manche Leute sagen: “Kreativität sollte frei wie ein Vogel sein”, aber das funktioniert bei mir überhaupt nicht. Ich denke, man schreibt viel bessere Lieder, wenn man Regeln hat. Es ist die unpunkigste Sache im Universum, aber du musst daran denken, dass Punkrock selbst ein Regelwerk ist. Wenn man ein bestimmtes Schlagzeug-Thema nimmt und es woanders hinstellt, ändert man die Regeln komplett und plötzlich nimmt man keinen Punkrock mehr auf. So sehr ich auch der Meinung bin, dass man einen besseren Song schreibt, wenn man mit einer beschissenen Gitarre anfängt und nur den Gesang macht. In einem Studio, in dem man die ganze Zeit von faszinierendem Equipment umgeben ist, denke ich, dass man so schlechte Musik macht, weil sie dem Song nicht mehr dient. Ich glaube, mit der Erzählung ist es dasselbe. Wir schreiben oft Handlungspunkte auf ein Whiteboard und schreiben dann Songs zu den jeweiligen Handlungspunkten. Ich weiß nicht, ob du das Modell von Dan Harmon kennst, mit diesem Geschichtenkreis, in den man 8 verschiedene Handlungselemente für die Reise eines Helden benötigt, und darauf basierend schreibe ich eine Geschichte. Für “Paradise” war zum Beispiel klar, dass er ein Song zum Autofahren sein muss. Also stellte ich mir eine Szene vor, in der unsere Figur nachts mit einem Auto durch eine amerikanische Stadt fährt und dabei eine Zigarette raucht. Wie würde sich das anhören? Wie würde der Klang dieser Szene in deinem Kopf klingen? Und dann fangen wir an zu schreiben. Eine ziemlich klassische Art zu schreiben, aber Regeln dafür zu haben, hilft. Auf diese Weise kann man die Form des Albums wirklich gestalten. Ich weiß, dass andere Bands es vielleicht anders machen, ich bin mir da gar nicht sicher.
minutenmusik: Ich glaube, das ist vor allem spannend, weil es der aktuellen Entwicklung der Fokussierung auf Singles widerspricht. Meist wird ja gar nicht mehr wirklich Mühe in das Album drumherum gesteckt. Es klingt, als würde dir diese Strategie eher nicht gefallen?
Will Gould: Ja, absolut. Musik ist einfach billig, wenn man das so macht. Dabei ist Musik eine so wichtige Sache, genau wie Kunst. Wenn ich Schallplatten höre und mich richtig mit der Musik auseinandersetze, will ich auf eine Reise mitgenommen werden. Das verlange ich von Musik. Jedes Mal, wenn ich ein Album mache, denke ich an die Zuhörer*innen und in gewisser Hinsicht an die Gnade meines Publikums. Ich möchte sie irgendwohin mitnehmen, und ich möchte, dass sie sich da einmummeln können, wenn sie traurig sind und sich einfach in etwas anderes flüchten. Das ist, was ich zu tun versuche. Ich hasse, wie Musik derzeit konsumiert wird. Sie ist so wegwerfbar. Wenn Radio höre, denke ich nur: “Was höre ich da?” Das macht mich so traurig.
Die Musik, die ich wirklich liebe, ist die Musik meiner Eltern. Ich war schon immer eine alte Seele, was die Sachen betrifft, die ich mag, also habe ich eine Art oldschooligen Zugang dazu, der sich definitiv nicht auf den Hit konzentriert. Für mich arbeitet Popmusik mit Gitarren, was die meisten anderen wohl anders sehen. Es ist eine andere Zeit, und manchmal habe ich das Gefühl, ich hätte in den 80er Jahren geboren werden sollen. (lachend)
Ich bin leider ein lebendes Meme. Ich verstehe nicht, wie dieses Bedürfnis, in den Feeds der Menschen zu bleiben, so zentral sein kann. Ich poste einfach etwas, wenn ich etwas zu posten habe. Plattenfirmen wollen aber, dass man immer etwas postet. Hast du manchmal auch das Gefühl, dass du ständig dasselbe Zeug auf Instagram siehst? Bleibst aber trotzdem online? Das liegt daran, dass wir alle süchtig sind. Die Leute versuchen die ganze Zeit, relevant zu bleiben, aber es wird einfach so nervig. Es gibt so viele sehr laute Stimmen, aber niemand sagt wirklich etwas. Ich nehme mir lieber zehn Jahre Zeit, um ein Musikstück zu machen, und wenn ich es dann rausbringe, kann ich sagen: “Ich habe das gemacht, und es ist ziemlich gut.” Es ist einfach meine Sensibilität und die Art, wie ich die Dinge mag. Und dann wiederum gehöre ich mit diesem Gedanken zu der Minderheit. Viele der Leute wollen einfach nur tanzen, nicht wahr? Und das verstehe ich nicht. (lachend)
minutenmusik: Ja, klar. Das passt auch dazu, dass eure Tournee den Namen “Theater der Angst” trug und dass ihr ein Buch mit dem Titel “Die letzten Tage von James Scythe” herausgebracht haben und eure Videos ebenfalls sehr zentral für den Output der Band sind. Wie wichtig ist diese interdisziplinäre Kreativität für euch als Band? Wie macht ihr das alles? Hat jeder in der Band einen bestimmten Bereich, in dem sie oder er kreativ sein kann, oder arbeitet ihr zusammen?
Will Gould: Wir sind eine sehr seltsame Band. Wir alle finden es sehr lustig, wenn wir uns in solchen Situationen befinden, wie bei der Preisverleihung, von der ich erzählt habe. Wir sind der Fisch außerhalb des Wassers. Wir sind in jeder einzelnen Situation immer die seltsame Gruppe. Ich glaube, die Leute mögen uns auch aus diesem Grund. Und ich glaube, deshalb haben wir auch so viele Fans. Die Leute erkennen, dass wir ein seltsamer Haufen sind. Ich sehe uns nicht nur als Band, sondern eher als ein Unterhaltungsunternehmen. Wir sind wie die Walt Disney Company. Ich höre, wie andere Bands arbeiten, und ich kann mir buchstäblich nicht vorstellen, so zu arbeiten, wie sie es tun. In einen Raum zu kommen und einfach nur Songs zu schreiben, alle auf einmal. Das wäre ein absolutes Chaos mit unserer Band, es würde nicht funktionieren. Wir müssen alles vorher mentalisieren. Die Kreativität muss bei uns geleitet werden, und das übernehmen oft Ian und ich, das war meistens so. Aber bei diesem Album ging es vor allem darum, die Songs zu schreiben und herauszufinden, wie diese nuancierten und schwierigen Dinge zusammenpassen würden. Es war damals so ehrgeizig, das zu tun. Denn dieses Mal wollten wir theatralische Songs schreiben und nicht nur Punk-Songs. Wir wussten nicht, wie wir sie schreiben sollten. Wir haben zehn Jahre lang Punksongs geschrieben. Wir mussten lernen, wie man all diese verschiedenen Arten von Musik schreibt. Das ist eine langwierige Sache, was die Art und Weise betrifft, wie wir das alles erschaffen haben. Und für die Videos habe ich wirklich aufwändige Ideen. Mit Albtraumordnern, die du sicher nicht sehen wollen würdest, sie sind lang und voll mit Clip-Art-Bildern, die ich überall gefunden habe. Da ist also dieser große, klobige Ordner für die Videos, das ist so kompliziert.
Ich erinnere mich, als wir das erste Mal über die Albumkampagne sprachen, noch bevor überhaupt etwas geschrieben wurde, kam gleich nach dem letzten Album mein A&R zu mir nach Hause. Ich hatte dort einen ganzen Stapel gedruckter PDFs, und auf der ersten Seite stand meine Idee, die Band auf der Bühne zu töten, und er sagte: “Oh, verdammt noch mal. Was denkst du, wir können die Band nicht umbringen! Was wird mit Spotify passieren?” Aber sie haben das alles wirklich mit uns durchgemacht. Aber es gibt eben diese sehr aufwendige Aktenordner.
Und zu dem Computerspiel: Wenn ich darüber spreche, was wir mit der Band machen, dann geschieht das oft, weil ich so viele kreative Leute um mich herum habe, die ich gerne für verschiedene Jobs einsetze. Meine Freundin ist Maskenbildnerin, also habe ich mir von ihr helfen lassen, die Charaktere zu entwerfen, die wir für die Visuals brauchen. Monatelang hat sie einfach nur mein Gesicht bemalt, und dann haben wir Fotos gemacht, und sie hat es wieder gemalt. Das ist nur ein Beispiel für die Menschen um mich herum. Und dann haben wir Ollie hier drüben, der ein wirklich guter Videograph ist. Er hat unser “All My Friends”-Video geschnitten, das wir im Lockdown gemacht haben. Für das Videospiel habe ich eine Freundin namens Beth, die an der Universität Spiele gemacht hat. Oft scheint es, als ginge es nur um die Band und die Musik, aber in Wirklichkeit ist es ein ziemlicher Misch-Masch.
Hast du mal den Film “Ed Wood”, den Tim-Burton-Film, gesehen? Du weißt ja, dass Ed Wood einfach diese Gruppe von Außenseitern um sich hat, mit denen er Filme macht. Er nennt sie Vampire, und so sieht Creeper aus. So würde ich es beschreiben. Als ob wir alle dieses brennende Auto fahren mit all diesen verschiedenen Leuten, die diese verschiedenen Jobs machen, die sich eigentlich nicht kennen sollten, aber sie kennen sich und wir alle machen diese Filme, zu denen jeder eine Kleinigkeit beiträgt. Oft kann man sie nicht einmal sehen, weil sie das Computerspiel und nicht die Musik gemacht haben. Es ist diese kreative Truppe von Freund*innen, mit der wir einfach nur zusammen sitzen und trinken. Es ist sehr archaisch und chaotisch, aber es macht Spaß und es gibt immer jemanden für jeden Job. Wenn du auf eine Idee wie die Creeper Con kommst, an den wir gerade jetzt denken… Ich hatte die Idee, als wir die Platte herausbrachten und wir keine Instores machen konnten. All die Leute zu Hause, die unter einer Menge psychischer Probleme leiden, die sehr gravierende Dinge sind, und jetzt sind sie eingesperrt und haben nichts, worauf sie sich verlassen können. Ich dachte, dass dies ein sehr trauriges Thema ist, denn Bands wie wir sehen uns die Veröffentlichung nur an und überlegen, was wir tun können, um ihnen zu helfen. Also sprach ich mit meinem Manager über dieses Live-Spektakel und er meinte: “Was meinst du?” Ich dachte an so etwas wie “Wrestlemania”, wo sie diese Videopakete haben, die sie die ganze Zeit promoten. Also ließ ich Patricia – die eine der Personen ist, die sich diesem Ed-Wood-Auto anschließt – von den Sisters of Mercy ein Interview machen und eins mit dem Produzenten und Charlotte machte ein Make-up-Tutorial und all diese verschiedenen Leute und wie sie an dieser Platte beteiligt sind, und dann würden wir uns online treffen. Aber dafür brauchten wir den Bruder des Managers als Moderator. Es ist also wiederum ein sehr komplexer Prozess, und man muss den Überblick behalten und alles aufschreiben. Das ist der Spaß an der Sache – was werden wir als nächstes tun?
minutenmusik: Es klingt also, als hättest du noch sehr viele Träume für eure kreative Gemeinschaft im Kopf. Viele Leute haben euch gesagt, dass eure Musik wohl diese Musical-Note hat. Würdest du jemals in Betracht ziehen, ein Creeper-Musical zu schreiben, und wenn ja, hast du schon bestimmte ästhetische Ideen im Kopf?
Will Gould: Als ich jünger war, habe ich Musicals geschrieben. Dieses Alien-Musical habe ich geschrieben, als ich noch ein Kind war. Es hieß “Cosmic Love”, was ein schrecklicher Name für ein Musical ist. Ich hätte es zumindest umbenennen sollen. Es gab eine Menge Themen, die ich später für Creeper-Zeug verwendete. Es gab einen Mann, der sich in das Maskengesicht eines Mädchens verliebte, es war in den 50er Jahren, und ich bezog mich auf “Grease” und so, und kreierte ein Mash-Up aus all meinen Lieblingsmusicals. Aber als wir Creeper-Songs schrieben und auf der Suche nach einem Refrain waren, brachte ich immer wieder Ideen aus meinem Musical ein, und das haben wir verwendet. Jetzt sind also fast alle Songs dieses Musicals zum Wohle dieser dummen Band verfälscht worden. Es gibt noch eines, das heißt “Out of touch in Outter Space”, das ist ein sehr dummes Lied. Vielleicht kommen wir eines Tages darauf zurück, da bin ich mir nicht sicher. Ich würde gerne zu dem Punkt kommen, an dem ich etwas machen kann und es nicht mehr aufführen muss. (lacht) Ich liebe das Erschaffen, aber ich liebe es auch, aufzutreten.
Die Idee, ein Musical zu machen und in der Lage zu sein, sich mit dem Publikum hinzusetzen und es genießen zu können, sich einfach zurücklehnen und zu hoffen, dass alles funktioniert: Das wäre fantastisch! Ich denke, gerade diese Platte würde auf der Bühne funktionieren. Aber das Problem ist, wenn die Leute zu mir kommen und sagen: “Wie wäre es, wenn wir das machen?”, dann vergessen sie oft die extremen Anstrengungen, die damit verbunden sind. Wir haben oft darüber gesprochen, einen Film zu machen, und ich würde das wirklich gerne tun, aber ich glaube, ich wäre so pedantisch, wenn ich wüsste, wie es gemacht wird, dass es eine ganze Menge Geld kosten würde, viel mehr Geld, als eine Platte zu machen. Aber es wäre schön. Ich mag Träume, so viele meiner Träume sind wahr geworden!
minutenmusik: In einem anderen Interview hast du schon einmal darüber geredet, Actionfiguren zur Band zu machen, was auch durchaus als etwas merkwürdig angesehen werden könnte zumindest im Vergleich zu anderen Bands. Hast du noch andere verrückte Ideen für die Zukunft?
Will Gould: Ich habe dir von diesem Spektakel erzählt, wir hatten dieses Jahr die Creeper Con, und ich wollte unbedingt eine echte Version davon, wie die Comic Con. Die würde an einem Wochenende in einem Hotel stattfinden. Es gäbe ein paar billige Zimmer, damit die Leute dort übernachten können. Wir haben diese riesige Abstellkammer, in der wir all die Requisiten lagern, die wir von all den Jahren haben. Da gibt es diese riesige Maske aus dem “Theatre of Fear”, die etwa 20 Fuß hoch ist und aus Stahl besteht, und wir haben sie nur für acht Vorstellungen benutzt. Es ist verrückt, aber sie ist da. Und ich dachte, wäre es nicht cool für diejenigen, die die Band lieben, die eine ganz besondere Gruppe von Menschen sind, so etwas zu sehen? Es könnte ein Panel für sie geben, denn viele von ihnen sind auch kreativ. Einfach wunderbare, kreative Leute. Die Idee wäre, dass die Kids, die die Musik wirklich lieben, Leute aus der Musikindustrie wie Manager*innen und Plattenfirmen treffen und im Panel Fragen stellen könnten, wie man einsteigt oder wie man eine Karriere startet. Dann gäbe es abends Auftritte, bei denen vielleicht auch andere Bands aus unserer Community spielen würden. Und zum Abschluss könnte es eine All-Ages-Club-Nacht geben. Am nächsten Tag könnte man unter freiem Himmel eine schicke Creeper-Show machen. Es wäre ein großes Festival, ein Ort, an dem man sich sicher fühlen könnte. Ein Ort, an den man kommen und andere Menschen treffen könnte, die das gleiche Interesse haben. Das ist so wichtig für junge Leute. Ich dachte, so ein Ort wäre eine lustige Sache, wir könnten es jedes Jahr machen. Das ist nur einer meiner Träume.
Und so hört sich das an:
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Kajal out, Black Parade suits out – off to the big emo circus. With their second album “Sex, Death & The Infinite Void”, the British collective Creeper has finally established itself as the hope for all emo hearts. With front man and creative head Will Gould we had the chance to talk in detail about the background of their second album. Gould was not only eloquent and at the same time courteous, but also talked openly. How “Wrestlemania”, flipcharts and Marilyn Manson suddenly come together is something you only grasp when you understand the band behind the music. Creeper are more of a synthesis of the arts than social media clowns, dream big and work strategically, but also have a heart for action figures and the outcasts of society.
minutenmusik: Hey Will, how are you?
Will Gould: I’m fine, it’s just another monday in lockdown. I feel like everyone’s just slowly giving in to what it is now. But it feels strange not to have been on a gig. My girlfriend was saying that she saw someone playing the guitar in the street the other day and that that was the closest she has been to live music in ages. It’s the worst! (laughing) I mean not playing music and not being on tour, that’s a bizarre thing. It must be weird as well to not have gigs to write about.
minutenmusik: Yes, the only thing we have left are the albums and that is why I was especially excited about your album coming out finally.
Will Gould: It has taken quite long, hasn’t it? (laughing)
minutenmusik: How did you experience the release in this pandemic? Was it a lot different than before?
Will Gould: You can’t do all the things you would like to do. You can’t do instores or play intimite shows for the release or anything. So the record just comes out and you’re at home. It’s the opposite of promotion, you can’t do anything. But one of the things is that you’re forced to look for creative ways to promote it. And it’s been kind of fun actually. So we had to think if we can’t do any instores or gigs, what makes it fun for the audience to dive in to? I think it’s kind of been a collective time, just having to adapt and not to complain or mourn too much, because I think the bands who were doing that are the ones who were impacted the most. No one wants to hear that. I don’t know how many times I have seen a singer sitting in front of a washing machine with an accoustic guitar, doing a live stream. I don’t know about you, but that’s so boring to me. Do you remember when we first went to into lockdown and every story on instagram was a livestream? (laughing) So weird.
minutenmusik: No, we won’t forget these pictures I guess.
Will Gould: And that’s the thing! I don’t know how many Zoom quizzes I have done during the lockdown. If it wasn’t in a pandemic, I would never do a quiz.
minutenmusik: Hopefully this doesn’t last two years because then we would eventually get bored.
Will Gould: Yeah, I hope that by the end of the year things start to become a bit more normal. It’s gonna be a weird christmas though.
minutenmusik: Everyone alone at home in front of their screens.
Will Gould: Exactly. It’s gonna be Christmas under the I-Phone-light.
minutenmusik: There was a completely different situation two years ago when you staged the resolution of your band which was often compared to Bowie’s burial of Ziggy Stardust. In how far did this act change your way of writing and making music from your point of view? In how far did this start a new era of Creeper?
Will Gould: It was such a bizarre time. Killing the band off metaphorically on stage was supposed to be this magic trick like a vanishing act so that we would get a year off to write this record and to come back in a completely different skin and with a completely different sound and in a completely different way in general. But what happened was this weird kind of black cloud that hang over this record, a deep darkness. There was a lot of tragedy involved and I didn’t know that that was coming obviously. I was very much focussed on theatrics and our career and that was happening on top of that. Meanwhile a whole lot of tragedies struck us. So the end of the band that we hinted at and this idea of this death and resurrection that we were playing with suddenly became real. Suddenly it looked like the band might not come back from this hiatus. When Ian our guitar player was brought into a psychiatric ward and he was then no longer able to come to Los Angeles, that was the same week that we buried the band on stage. We broke the band up on stage, I think it was a Friday or Thursday and by monday Ian had been taken away. It was such a strange thing to get into. The themes of the narrative of this record really run like train tracks, right next to the reality of the record. The fiction and the reality run side by side, they kind of blend together and mend into each other.
minutenmusik: Within the last months of quarantine you have released a video game and also connected to your fans in various other ways. Do you think that the experiences of the last months will find a musical expression in any way in Creeper?
Will Gould: I think it’s in the nature of these things. You want to try to use any ressource in front of you as a creative vehicle. I’m trying to look at this period of time as a black hole at a certain time. And I think time is something that you normally never have. Normally you make a record, then you immediately get on tour with the record and then you make a record of things and there’s this cycle of things, especially in the current climate. Bands have to constantly pump music out, which I hate and I think it’s kind of the saddest things about this era of music. This need to throw things out. It results in people making really crappy, rubbish things just to keep relevant and to get interaction on the internet. You end up making very poor art that way. This is just my opinion on that. But there’s a period of time in front us, like the industry shut down is a great opportunity. Because how often in this industry are you given time? But it’s difficult because financially we can’t tour, our ability to be sustainable is definitely difficult, but we’re all on the same boat. Everyone in music in the same place here. I try not to be negative about it. I’m trying about what can we do in this time period given? Sometimes I hear myself speak and I sound like a weird creature, but I have to calm down.
minutenmusik: I think that’s the only option we have left now. Listening to “Sex, Death & The Infinite Void” I was directly thinking of the bombastic sound and idea behind “The Black Parade” which is especially funny because you have already covered My Chemical Romance for the Rock Sound compilation. I was wondering what is your relationship to the band and how do you generally feel about comparisons? Are you proud when someone says “you sound like that band” or does it rather annoy you?
Will Gould: I feel a little conflicted about it. I love My Chemical Romance, it’s one of my favourite bands. I’ve been really inspired by them and they are really important. One of the hard things is that they have been the biggest band in alternative music. There will never be a My Chemical Romance again. There was a time and a place where they were THE iconic emo band. They were the band where this all began with. If you think of all these fandoms that popped up around them. They all base on the My Chemical Romance fandom. In terms of Emo and Alternative they were the first band like that. So, it’s an amazing compliment to be compared to a band like that, that’s absolutely amazing. But it’s also tricky because you want to be known for doing your own thing. I have often thought of that because when we first started people often came to me and said “Oh this is the next My Chemical Romance” and we can never do that! That’s an impossible task to do. My Chemical Romance is such a cultural phenomenom. The pressure that comes along the side of these things is almost overwhelming. I love My Chemical Romance and they have been very supportive to us over the years. We were going to play shows with them actually, we would be playing with them in Russia, but it obviously got postponed to next year. But I really hope that we can do that, that would be a dream come true.
That cover though, I hate the cover. I think we really did a bad job with it. (laughing) I’ll tell you what happened with that. We were making the first Creeper album. We had two different magazines who wanted two different covers. We were already in the studio and there was already a lot of pressure to make this album, but then these things came in. The first song was for “Kerrang!” and it was an Iron Maiden cover. We did “The Evil that men do” and we did a really, really good version of the song I think. But we had a lot of time for it. Hannah did that really cool piano thing, it went really well. But because we were so busy doing the first cover, we had no time for that My Chemical Romance thing for Rock Sound. I was already tracking the vocals for Creeper. But we had to get it done quick, so I felt like we were rushed in. We were celebrated by the My Chemical Romance fandom for this cover. But it didn’t help that it wasn’t very good. I didn’t know it was gonna be a big thing. I didn’t realize. There are two things I regret in my career, things I should have really payed more attention to. I’ll tell you the two: One is My Chemical Romance-cover on that Rock Sound compilation. The other thing is I messed up that thing on stage in America at an award show. I got really drunk before the show and I didn’t realize how big this show is gonna be. It was on TV in America. I knew I messed up even way before showtime. For this show we had to play “Welcome to Paradise”, this Green Day song. I just thought I didn’t need to rehearse it, because of course I knew this song, I grew up listening to them. But then we got up on stage and I completely messed up all the lyrics. I was physically wasted on stage. People on the internet were like “He doesn’t even know the lyrics to “Welcome to Paradise”, it was so funny like “That guy from Creeper, he looks really drunk” (laughing). Every time again, my girlfriend just goes to the YouTube-video into the comment section and sends screenshots to me, just to piss me off. They went hard on me for that one. You normally would think that you get judged more because of your own music than for your interpretations of some one else’s.
minutenmusik: Must have been a horrible feeling, but at least it’s a funny story to tell afterwards.
Will Gould: The weirdest thing about that I just met Marilyn Manson before that show and it really stroke me off. I was really spaced out and I didn’t know what was going on. There were these boys from pop-punk-bands and they were. And here I am, four managers were giving me a show of Whiskey to make my voice sound better, that was a really bad decision. I got really long hair at that time and I was rumbled into my leather jacket and I watched another singer doing an standing backflip while doing the rehearsals, I thought “What is going on?”
minutenmusik: Looking at your videos and also following the lyrics of your new album, one can experience the story around the protagonists Roe and Annabelle. In how far did this narrative have an influence on your songwriting? Did you have to discard any songs because they didn’t fit this narrative?
Will Gould: Yes, absolutely. The narrative is really important to me. For Creeper, albums are like films. They all follow a separate narrative. I like to see them as a series of Stephen King books, where each one is an own adventure. The story for this one actually exists for some years, I had it for a long time. I wrote this song called “Dams and Goons” (?) for Hannah to sing and it’s really beautiful, there’s a bit of orchestra in it and here voice sounds amazing. Sometimes when you make something and there’s your voice in it, it makes it very hard to listen to. When you’re a singer, it’s very difficult to listen to your own things. That’s why I never listen to our records after they’re out. I have to leave it for other people. This song I wrote for Hannah was supposed to start the record, it was supposed to be the introduction. I wanted it a bit to be like the beginning of the “Rocky Horror Picture Show” with that Science-Fiction double feature. Great song, but unfortunately it didn’t fit right. I wish it was on the record but there was no place to put it. We had this amazing thing with Patricia from The Sisters of Mercy and I liked this one better. But we still have this song and I hope that we can bring it to the world at some point. We very recently had to quit songs, it’s in the nature I think. But I kind of like it in a way. I know it sounds pretty lame, but songwriting is all about a set of rules. You make rubbish songs when you don’t have any rules. That’s my opinion. I know some people say “Creativity should be free as a bird”, but that doesn’t work for me at all. I think you write a much better song when you have rules. It’s the least punk rock thing in the universe, but you have to remember that punk rock itself is a set of rules. If you take a certain drum theme and put it elsewhere, you completely change the rules and suddenly you are not recording punk rock any more. Much as I think that you write a better song when you start on a crappy guitar and just do the vocals. In a studio, surrounded by amazing stuff all the time, I think that’s how you do bad music, because it doesn’t serve the song any more. I think it’s the same thing with that narrative. We often get a whiteboard out and put plot points on it and just write songs to the plot points on it. I don’t know if you are familiar with the Ben Harmon way of writing, with that story circle where you put 8 different story elements for a hero’s journey and that’s kind of how I write a narrative. For “Paradise” on this record, it was clear that it had to be a song for driving in the car. So i pictured a scene of how our character was driving a car at night through an american town, smoking a cigarette. What would that sound like? What would be the sonic sound of that scene in your head? And then we start writing. Pretty backward way of writing, but having rules for that helps. You can really shape the form of the album in that way. I know other bands might do it different, I’m not sure.
minutenmusik: I think it’s really interesting because it really counters this current development of just putting single songs into the open world without writing an album around it. Most bands don’t concentrate on albums any more. It sounds like you don’t like this strategy?
Will Gould: Yeah, absolutely. Music becomes cheap when you do that. And music is such an important thing. Like art. The way I understood records and digested them in this whole format. I wanted to be taken on a journey. I demand that from music. Everytime when I make an album, I’m thinking of the listener and the mercy of my audience in some regards. I want to take you somewhere and I want that you can put this own, when you’re feeling sad and just escape into something else. That’s what I’m trying to do. I absolutely had the way music is consumed currently. It’s so disposable. When the radio’s on, I just think “What am I listening to?” It makes me so sad. The music that I really love is my parent’s music. I was always an old soul concerning the stuff I like, so I kind of have an oldschool approach to it, which definitely is not focussed on the hit. My version of pop music comes along with a guitar, where a lot of other people’s pop music doesn’t picture that at all. It’s a different time and sometimes I feel like I should have been born in the 80s. (laughing) I’m a living meme unfortunately. I don’t get how this need to remain in peoples’ feeds on instagram. I just post something when I have something to post. Record labels want you to post all the time. Do you ever get the feeling that you’re permanently looking at the same stuff on instagram? Just hang on. It’s because we’re all addicted to it. People try to stay relevant all the time, but it’s just becoming so annoying. There’s so many very loud voices, but no one’s really saying anything. When you break it down, there’s nothing behind that. I’d rather take ten years to make a piece of music and when I put it out I can say “I made this and it’s pretty good”. It’s just my sensibility and the way I like things. And then again, I belong to the minority with this thought. Lot of the people just want to dance, don’t they? And I don’t understand that. (laughing)
minutenmusik: Yeah, sure. This also matches that your tour was named the “Theatre of Fear” and that you’re released a book called “The last Days of James Scythe” and your videos are also very central for the output of the band. How important is this interdisciplinary creativity for you as a band? How do you do all this? Does everyone in the band have a certain area where she or he can be creative in or do you work together?
Will Gould: We’re a very strange band, Creeper. We all find it very funny when we’re in this situations like at that award show I was telling you about. We’re the fish out of water. We’re always the weird group in every single situation. I think people also like us for that reason, I think that’s why we have so many fans. People do see us as this weird bunch. I like to see us not only as a band, but more like an entertainment company. We’re like the Walt Disney company. I hear how other bands work and I literally can’t imagine doing things in the manner that they do. Getting into a room and just writing songs, all together at once. That would be absolute chaos with our band, it wouldn’t work. We have to mentalise evertything beforehand. It has to be led and often Ian and I are the ones who lead the creativity, we always have done that. But for this album, writing the songs was the main thing, figuring out how this nuanced and difficult things would fit together. It was such an ambitious thing at that time to do. Because this time we wanted to write theatric songs and not just punk songs. We didn’t know how to write them. We’ve written punk songs for ten years. We had to learn how to write all these different types of music. It’s a long going thing in terms of how we built around it. And for the videos I’m giving them really elaborate treatments. With nightmare folders you surely didn’t wish to see, they are long and full with clip-art-pictures I found everywhere. So there’s this big chunky file for the videos, it’s so complicated. I remember when we first talked about the album campaign, before there was even written anything so right after the last one, my A&R came to my house. I’ve had a whole pile of printed PDFs there and on the first page there was my idea of killing the band on stage and he was like “Oh for fuck’s sake. What are you thinking, we can’t kill the band off! What will happen to Spotify?” But they really went through all of this with us. But you see this very elaborate file. And with that computer game: When I talk about what we’re doing with the band it’s often happening because I have so many creative people around me that I like to use for different jobs. My girlfriend is a make-up-artist so I had her help me design the characters that we’re playing for the visuals. For months and months she just painted my face and then we took pictures and she painted it again. That’s just one example of the people around me. And then we have Ollie over here who is a really good video person. He edited our “All My Friends”-video we made in lockdown. For the video game, I have a friend called Beth who studied making games at University. Often it seems like it’s just the band and music, but actually it’s quite the mischmasch. Have you ever seen the movie “Ed Wood”, the Tim Burton film? So you know how Ed Wood just has this group of misfits around him that he’s making films with. He calls them vampires and that’s what Creeper is like. That’s how I would describe it to you. Like we’re all driving this burning car with all of these different people that do these different jobs that shouldn’t really know each other but they do and we’re all doing these movies where everyone does a little thing. Often you can’t even see them because they were making the computer game and not the music. It’s this creative harp of people that I’m friends with and we’ll just sit and drink together. It’s very archaic and chaotic, but it’s fun and there’s always somebody for any job. If you come up with an idea like the Creeper Con we just thought of now… I had the idea when we brought the record out and we couldn’t do any instores. Wouldn’t it be cool for the people at home who suffer from a lot of mental health issues which are very serious things and now they are locked inside and have nothing to lock forward to. I thought that this is a very sad topic, because bands like us we just look at the release and thought about what can we do to help them? So I talked to my manager about this life spectacular and he was like “What do you mean?” I was thinking of something like “Wrestlemania” where they have these video packages that they are promoting all the time. So I had Patricia – who is one of the persons who is joining this Ed-Wood-car – from the Sisters of Mercy doing an interview and the producer making an interview and Charlotte doing a make-up-tutorial and all these different people and how they are involved in this record and then we would meet online. But for that we needed the manager’s brother as a presentor. So, again it’s a very complex process and you have to keep on top of it and writing it all down. That’s the fun of it all – what are we gonna do next?
minutenmusik: So it sounds like you have very many dreams left for your creative community. Many people have told you I guess that your music has this musical-vibe to it. Would you ever consider writing a Creeper-musical and if yes do you already have any certain aesthetic ideas in mind?
Will Gould: I used to write musicals when I was younger. I wrote this alien-musical when I was a kid. It was called “Cosmic Love” which is a terrible name for a musical. I should have renamed it at least. There were a lot of themes that I later used for Creeper-stuff. There was a man who fell in love with a girl’s mask face, it was in the 50’s and I was referring to “Grease” and stuff, creating a mash-up from all of my favourite musicals. But when we were writing Creeper-songs and were looking for a chors I was frequently bringing up ideas from my musical again and we used that. So now almost all the songs of that musical have been bastardized for the sake of this stupid band. There is one left which is called “Out of touch in outter Space” which is a very stupid song. We might come back to that one day, I’m not sure. I’d love to get to the point where I can make something and wouldn’t have to perform it. (laughing) I love creating, but I love performing too. The idea of making a musical and be able to sit down with the audience and to be able to enjoy it, just sit back and hope it all works. That would be amazing! I think this record in particular would work on stage. But the problem is if people come to me and say “How about doing this?” is that they often forget about the efforts to make this, which are extreme. We’ve often talked about making a movie and I would really love to do that but I think I would be so pedantical about how it is done that it would cost a whole lot of money, much more money than to make a record. But it would be lovely. I like dreams, so many of my dreams have come true!
minutenmusik: In another interview you have already talked about making action figures of the band which can also be described as a rather ‘weird’ idea in contrast to other bands. Do you have other weird ideas for Creeper?
Will Gould: I have told you about this spectacular, we had the Creeper Con this year and I really wanted to a real version of that, like the Comic Con. That would take a place in a hotel over a weekend. Get there some cheap rooms so the people could stay over night. We have this massive lock-up where we store all the props we have of all these years. There’s this giant mask from the “Theatre of Fear” which is like 20 feet high and made of steel and we’ve been using it for eight shows. It’s crazy, but he’s there. And I thought wouldn’t it be cool for the ones who love the band which are a very special group of people. There could be a panel for them, because a lot of them are creative as well. Just wonderful, creative people. The idea would be that the kids who really love music could meet people from the music industry like managers and record labels and in the panel ask questions about how to get in or how to start a career. Then there would be gigs in the evening with maybe some other bands of our community playing as well. And there could be an all-ages-club-night at the end. The next day you could do a fancy Creeper show outdoor. It would be big festival, a place to feel safe. A place where people could come to and meet other people who have the same interest. It’s so important for young people. I thought a place like that would be a fun thing, we could do it every year. That’s just one of my dreams.
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