Interview mit Heisskalt über „Live”, Album Nummer drei und ihre Texte – Teil 2!

Heisskalt Interview Part 2

Sprachen wir im ersten Teil unseres Interviews mit Heisskalt noch über ihr in der letzten Woche erschienenes Live-Album, konnte Sänger und Gitarrist Mathias Bloech uns im zweiten Teil schon erzählen, was seine Band beim nächsten Studio-Album anders machen möchte, als bei den Vorgängern. Außerdem sprachen wir darüber, wie sonderbar die Musikbranche manchmal doch ist und mit welcher Band Mathias unbedingt mal touren möchte. Aber nun lest selbst.

minutenmusik: Hört man sich eure erste Platte an, ist das eher eine deutsche Punk / Hardcore-Platte mit einigen straighteren, einigen weniger straighten Songs. „Vom Wissen Und Wollen“ ist hingegen ein unbändiges Post-Hardcore-Ungestüm, welches immer wieder ausbricht. Was kommt dann auf Album Nummer drei? Nur noch Blast-Beat-Geballer und Geschrei?

Mathias: Keine Ahnung! Wir haben uns auf jeden Fall vorgenommen bei der nächsten Platte möglichst viele Sachen anders zu machen. Unter anderem auch uns nicht wie sonst vorher so viele Gedanken zu machen. Bisher habe ich auch vorher schon gemacht und konzeptionell erdacht und hatte das Gefühl, dass ich mit einer Idee von der Platte anfangen möchte zu schreiben, bevor wir anfangen das im Proberaum zu spielen. Jetzt haben wir uns vorgenommen einfach zusammen irgendwo und irgendwann hinzugehen, wenn wir uns danach fühlen, und einfach zu schreiben und zu gucken, was das bringt. Dann können wir diese Frage beantworten. Ich habe aber wirklich keine Ahnung, wo das hingehen könnte. Ich rechne mit allem. (lacht)

minutenmusik: Also doch Blast-Beat-Geballer und Geschrei?

Mathias: Ich würde dem auf jeden Fall nicht kategorisch widersprechen. Ich habe manchmal sogar ein bisschen Angst vor der nächsten Platte.

minutenmusik: Sogar noch schlimmer als vor der berühmt berüchtigten zweiten Platte?

Mathias: Da war das eher eine ganz persönliche Versagensangst, weil ich dann doch einen sehr großen Teil der Verantwortung trage mit den Texten und dann doch so viel davon geschrieben habe. Ich habe mich halt gefragt wie zur Hölle ich dieses Erstlingswerk übertreffen soll. Was eigentlich aber auch ein total bescheuerter Gedanke ist, den man aber immer irgendwie mit sich rumträgt auf einer zweiten Platte. Jetzt ist das eher eine Angst davor, was wir uns alles ausdenken werden und wie zur Hölle man das zu irgendwas sinnvollem zusammenfassen soll.

minutenmusik: Ihr werdet dann sicherlich vom Label gekickt oder so!

Mathias: Diese Platte, die wir jetzt veröffentlicht haben, also „Live“ ist auf jeden Fall die letzte Platte bei dem Label (Anmerkung: Department Musik, Unterlabel von Chimperator). Danach sind wir labelfrei. Ich hoffe, dass ich das sagen darf. Aber ich glaube das darf ich sagen. Ich bin mir manchmal nicht sicher, was ich sagen darf und was nicht. Aber ich glaube das ist zulässig. Wenn nicht, werden sie mich darauf hinweisen.

minutenmusik: Dann wirst du gefeuert. Aber ihr seid dann ja eh weg, also ist das letzten Endes auch egal.

Mathias: Genau. Aber eigentlich ist das auch andersherum. Voll viele denken immer das Label könnte uns feuern und die Verträge sehen auch immer ein bisschen so aus. Das ist eine lustige Struktur. Eigentlich ist man als Band derjenige, der ein Label engagiert für einen zu arbeiten. Die Verträge funktionieren jedoch genau andersherum. Die funktionieren meistens wie ein unterschiedlich gut aussehender Arbeitnehmervertrag. (lacht)

minutenmusik: Das hängt aber ja auch mit der kaputten Musikbranche zusammen…

Mathias: Ja, voll. Genau mein Ding! Da können wir uns stundenlang drüber unterhalten.

minutenmusik: Schrecklich und traurig finde ich das alles. Naja, weiter im Fragenkatalog! Ihr habt nach dem Release im letzten Jahr einige Akustik-Shows gespielt. Könntet ihr euch vorstellen in Zukunft mehr davon zu machen?

Mathias: Joa, wenn es sich danach anfühlt, dann schon. Wir sind alle nicht so Fans von „wir setzen uns mit der Akustik-Gitarre hin und klimpern mal einen Song“. Wobei das zum Beispiel mit „Nacht Ein“ ganz gut funktioniert hat. Das ist aber auch songabhängig. Ich find es immer lustig andere Versionen oder auch Remixe von Songs zu machen oder das mit einem elektronischen Live-Setup zu probieren. Aber wir machen das bestimmt irgendwann noch einmal.

minutenmusik: Ihr habt jetzt gestern auch wieder einen bunten Mix aus allen eurer Veröffentlichungen gespielt. Gibt es hier irgendwelche Songs, die ihr am liebsten performt? Von der Debüt-Ep, dem ersten oder dem zweiten Album?

Mathias: Songs von der EP sind manchmal schwierig zu spielen, weil die dann doch schon relativ alt sind. Manchmal ist es schwer sich dann da wieder reinzufühlen. Ich finde es schwierig etwas zu spielen, was man in dem Moment nicht so richtig fühlen kann. Ansonsten haben wir jetzt gerade ein Set, das sehr nach vorne und „Auf die Fresse“ ist. Das hatte ich so nicht erwartet, finde ich aber cool.

Wir spielen das Set gerade aber noch nicht ganz. Es fehlen so ein paar Songs, die ich noch nicht richtig hin kriege stimmlich. Leider dann genau sowas wie „Euphoria“ -so geile Smasher. Wie das Set aussieht, ist aber jedes mal wenn wir im Proberaum stehen und uns vorbereiten, anders. Da fallen uns dann immer wieder andere Songs auf, die wir gerne noch einmal spielen würden. Das ändert sich zum Glück immer wieder. Das ist schön, dass wir immer andere Songs spielen können auf jeder Tour.

minutenmusik: Werden die Sets denn die kommenden Tage dann immer länger?

Mathias: Gestern haben wir ungefähr 70 Minuten gespielt. Eigentlich ist das Set gerade anderthalb Stunden lang, was ich eine gute Länge finde. Ich finde das sogar schon relativ lang, aber auf Grund der Beschaffenheit unserer Musik ist das auch cool. Man kann sich da so ein bisschen reinfallen lassen. Ein schnelles „Auf die Fresse“-Hardcore-Set ist aber auf jeden Fall was anderes. Heute spielen wir nochmal die 70 Minuten. Morgen will ich vielleicht mal versuchen einen Song mehr zu singen – entweder „Tanz, Tanz“, „Alles Gut“ oder „Euphoria“.

minutenmusik: Den Eindruck, dass es sehr viele härtere Songs waren, hatten wir auch. Das fanden wir aber auch cool.

Mathias: Irgendwie hatten wir gerade Bock zu ballern. Die Übergänge sind auch irgendwie sehr tight geworden.

minutenmusik: Ja, ich fand die Riff-Erweiterungen sehr geil.

Mathias: Das freut mich.

minutenmusik: Im Nachhinein ärgert es mich jetzt ein wenig, dass diese Erweiterungen nicht auf dem Live-Album verewigt sind.

Mathias: Mich tatsächlich auch. Da aber auf dieser Tour Dani (Daniel Weber, Live-Bassist und ehemaliger Bandkollege von Marius und Mathias) das erste mal mit dabei war, war ich schon mega froh, dass wir überhaupt ein anderthalb Stunden Set so gut spielen konnten. Auf dieser Tour jetzt haben wir es jetzt auch zum ersten mal geschafft auch so richtig an den Songs und den Übergängen zu arbeiten und uns Dinge auszudenken. Das wollen wir eigentlich auch schon lange immer machen, dazu kam es aber nie so richtig bis jetzt. Das ist voll schön, wenn das jemandem auffällt. Voll geil. Da hat sich die Arbeit schon gelohnt.

minutenmusik: In so Momenten geht mein Herz richtig auf. Bands, wie Royal Blood oder Marmozets, die dann auch so Erweiterungen spielen. Hach, das ist toll.

Mathias: Marmozets habe ich tatsächlich auch noch nie live gesehen.

minutenmusik: Gut, ich schon zwei oder drei mal. Das geilste war aber wirklich die Headline-Show im Blue Shell in Köln vor 120-Mann. Das war gigantisch.

Mathias: Höh?

minutenmusik: Ja, die sind in Deutschland noch nicht so groß!

Mathias: Wir wollten die eigentlich mal unbedingt fragen, ob die mit uns in Deutschland auf Tour gehen wollen. Haben dann aber beschlossen, dass die viel zu krass sind. Ich mein die haben ja 400000 Likes auf Facebook oder so.

minutenmusik: Bei Locations der Größe, die ihr spielt, würden die vermutlich sogar mitkommen. Die haben 2014 Taking Back Sunday in etwas kleineren Venues supportet.

Mathias: Ja, krass. Dann fragen wir die, wenn wir mal noch ein kleines bisschen berühmter sind. Kannst du nicht mal ein Interview mit denen machen und denen sagen, dass die uns mitnehmen sollen? Zur Not kommen wir auch als Support mit – das ist mir scheiß egal.

Morgen gibt es dann Teil drei unseres Interviews mit Heisskalt! In dem Teil wird sich viel um die Texte Heisskalts drehen, aber auch um die Frankreich-Reise des Trios im Januar und die Entwicklung der Fangemeinde aus Mathias’ Sicht.

Und so hört sich das an:

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Heisskalt live 2017:

04.04.2017 Karlsruhe, Stadtmitte
05.04.2017 Konstanz, Kulturladen
06.04.2017 Nürnberg, Hirsch
07.04.2017 Jena, Kassablanca
08.04.2017 Magdeburg, Factory
10.04.2017 Chemnitz, Atomino
11.04.2017 Aschaffenburg, Colos-Saal
12.04.2017 Würzburg, Posthalle
13.04.2017 Trier, Mergener Hof

Andere Beiträge über Heisskalt:

Der erste Teil unseres großen Interviews.

Der dritte Teil unseres große Interviews.

Albumrezension „Live”.

Albumrezension „Vom Wissen Und Wollen”.

Konzertbericht über den Gig in Essen 2016.

Foto von Viktor Schanz.

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