Jahresrückblick 2021: Andrea

Wisst ihr noch, als wir vor einem Jahr dachten, in 2021 wird alles wieder besser? Tja, falsch gedacht. Auch dieses Jahr war geprägt von ausgefallenen und verschobenen Konzerten und Corona-konformen Alternativkonzepten. Aber getreu dem Motto „Es war nicht alles schlecht“ gab es natürlich trotzdem ein paar Highlights. 

Konzert-Highlights 2021

Nach langen, tristen und ereignislosen Frühlingsmonaten stand im Juni endlich das erste Konzert auf dem Programm. Drens und Love Machine spielten beim „Indie Radar Ruhr Open Air“ am Schloss Oberhausen. Das Konzert war natürlich bestuhlt und mit Abstand, aber man durfte am eigenen Platz tanzen und das fühlte sich ehrlich gesagt schon wie eine kleine Errungenschaft an. Die Bands waren genau wie die Zuschauer*innen bestens aufgelegt und schickten uns nach einer ordentlichen Portion Surf-Punk und psychedelischem Rock mit einem seligen Gefühl nach Hause.

Kurz darauf konnte das Gefühl von „alter Konzert-Normalität“ aber nochmal um Längen getoppt werden: bei einem Pilotprojekt durften die Leoniden im Jazzhaus Freiburg spielen. Keine Bestuhlung, kein Abstand, aber natürlich getestet und mit FFP2-Maskenpflicht. Und bei aller Liebe für die schönen Corona-konformen Konzepte à la Picknick-Konzerte und Juicy Beats Park Sessions, bei denen man die Leoniden unter anderem in diesem Sommer sehen konnte, am meisten Spaß macht diese Band einfach in kleinen, schwitzigen Clubs mit Moshpits und wildem Gehüpfe. Zudem konnten die neuen Songs wie Funeral und Dice endlich richtig zur Geltung kommen. Definitiv einer der schönsten Abende in diesem Jahr und ein mehr als würdiges Clubkonzert-Revival!

Im Juli habe ich gefühlt jedes Alternativkonzept mitgenommen, was irgendwo in Deutschland angeboten wurde: von Akustikkonzerten mit den Kytes in Berlin und Hamburg über die Juicy Beats Park Sessions mit Provinz, der Antilopen Gang und Von Wegen Lisbeth bis hin zu einer bestuhlten Indoor-Show der Blackout Problems im Carlswerk Victoria. Das absolute Highlight des Sommers war allerdings das Watt en Schlick Festival in Dangast. Der Freitag bot mit Rikas, die Höchste Eisenbahn, Machiavelli, den Leoniden und den Giant Rooks ein Lineup ganz nach meinem Geschmack. Ein gut organisiertes Konzept mit Testpflicht gab zumindest ein gewisses Sicherheitsgefühl, sodass man endlich mal wieder unbeschwert von Bühne zu Bühne tingeln und das Festivalleben genießen konnte. Der Secret Act am Nachmittag entpuppte sich mit AnnenMayKanterereit als echter Kracher und das Gefühl, mit den Füßen im Watt zu stehen, die Kölner auf der winzig kleinen Floßbühne und die kommende Flut im Hintergrund, war fast zu schön um wahr zu sein. Bei den Leoniden kam dann sogar die Sonne hervor und sorgte dafür, dass die Moshpits im Sand noch mehr Spaß machten, bevor am Abend pünktlich vor der Headline-Show der Giant Rooks unwetterartige Regengüsse alle nochmal bis auf die Haut nass machten. Ein Festivaltag mit allem, was dazu gehört!

Kurz vor dem Jahresende wurde es nochmal richtig wild. Die Kummer-Tour konnte, zumindest teilweise, endlich stattfinden, größtenteils als 2G+ und ohne sonstige Einschränkungen. Mit dem Wissen, dass es wohl erstmal wieder das letzte Konzert für eine ganze Weile sein würde, habe ich die Show in Oberhausen mitgenommen und es umso mehr genossen, verschwitzt im dichten Gedränge vor einer Bühne rumzuspringen. Blond haben als Support bestens eingeheizt und Kummer hatte das Publikum vom ersten Moment an voll im Griff. Das Bühnenbild war mit einem großen Lichtblock, der gleichzeitig als Projektionsfläche diente, zwar minimalistisch, aber durch den gezielten Einsatz trotzdem beeindruckend und untermalte die Solo-Show perfekt. Remixe von „Randale“, „Schüsse in die Luft“ und „Chemie Chemie Ya“ brachten genau wie „500K“ ein paar Kraftklub-Vibes in die Halle. Mit diesem Abend konnte mein innerer Konzerte-Wohlfühl-Speicher erstmal wieder aufgefüllt werden und davon wird er wohl auch die nächsten Monate leben müssen.

Album-Highlights 2021

Tadaaa, hier sind sie, meine Top 3 Alben aus diesem Jahr:

Leoniden – Complex Happenings Reduced To A Simple Design

Review: Wenn die Leoniden ein Doppel-Album veröffentlichen, dann verdient sich das auch eine Doppel-Review. Leonie und Jonas sind begeistert.

Das dritte Werk der Leoniden bietet so ziemlich alles, was man sich wünschen kann: von der Ballade „Blue Hour“ über das super-eingängige „Dice“ und das komplexe, fast schon sperrige „Disappointing Life“ bis hin zum grungigen „Boring Ideas“ mit Drangsal. „Funeral“, „L.O.V.E.“ und „Freaks“ eignen sich außerdem hervorragend als Hit-Garanten bei den energiegeladenen Liveshows der Band. An die Spielfreude bei den Livesets erinnern auch die fünf Interludes auf dem Album, die beim ersten Hören vielleicht noch etwas gewöhnungsbedürftig sind, aber insgesamt perfekt in das Werk passen. (Die ausführliche Doppel-Rezension von Jonas und Leonie findet ihr übrigens hier.)

Shelter Boy – Failure Familiar

Shelter Boy Failure Familiar

Das Debütalbum von Shelter Boy überzeugt auf ganzer Länge! Indie-Songs nach bester Britpop-Manier vermitteln ein Gefühl von Unbeschwertheit und nehmen doch sensible Themen wie das Scheitern oder Herzschmerz ins Visier. Balladen wie „Forever You´ll Be Known“ stehen gleichwertig neben Hits wie „Atmosphere“ oder dem boy pablo-Feature „Terrace“. Dass das Album auch live gut funktioniert, hat Shelter Boy unter anderem beim Traumzeit Festival in Duisburg im September bewiesen und sich damit definitiv einen Platz in diesem Jahresrücklick verdient!

Blackout Problems – DARK

Review: Das dritte Blackout Problems-Album "Dark" legt weite Entfernungen in Richtung Eigenständigkeit zurück.

Die Blackout Problems haben mit ihrem dritten Album „DARK“ ein echtes Meisterwerk rausgehauen. Das Album vereint düstere, harte Stücke wie „MURDERER“ mit Melancholie und Trauer, etwa in der Ballade „FIREMAN“. „GERMANY, GERMANY“ bleibt als eindringliche Warnung im Kopf und „DRIVEBY“ beschert den Hörer*innen feinsten Rock. Die Münchener Band hat sich mit DARK hörbar weiterentwickelt und eine Richtung eingeschlagen, die mir in all ihrer Dunkelheit wirklich gut gefällt.

Die Botschaft zum Jahresende

Wie könnte man das Jahr besser beenden als mit „Der letzte Song“ von Kummer feat. Fred Rabe, einem der meiner Meinung nach besten Songs des Jahres? In diesem Sinne: Alles wird gut.

Die Rechte an den Albumcovern liegen bei Irrsinn Records, Filter Music Group und Run For Cover. 

 

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