Back to Core, Vol. 3, AJZ Bahndamm Wermelskirchen, 11.05.2018

Immer wieder hört man, dass Jugend- und Aktionszentren am laufenden Band schließen müssen. Bekanntestes Beispiel für die Problematiken kleinerer Clubs stellt wohl die Schließung des Underground in Köln dar. Umso mehr freut man sich eben über die Clubs, die dieser Entwicklung trotzen. Das AJZ Bahndamm im kleinen Wermelskirchen scheint ein Bilderbuch-Club zu sein: Spieleautomaten, Bandsticker so weit das Auge reicht, günstige Getränkepreise, eine ganz heimelige Atmosphäre – man fühlt sich direkt wohl! Am heutigen Abend treten hier lokale Acts auf, doch auch Legenden wie NOFX, Gorilla Biscuits und Green Day (!) haben in ihren Anfängen den Weg hierhin gefunden. Beeindruckende Vorgänger, heute ist aber Metal anstatt Punk angesagt!

Gleich vier lokale Bands werden auftreten, den Anfang dürfen Beyond the Avalanche machen, die sich sichtlich darüber freuen, bei diesem Konzert dabei sein zu dürfen. Zwar merkt man der Band während des Auftritts teils an, dass sie erst knapp ein Jahr zusammen spielen, dennoch kann die schöne Mischung aus Clean Vocals und Shouts schon jetzt überzeugen – selbst bezeichnen sie ihren Stil als Djent-Hardcore. Besonders Shouter Yannick Fugenzi schafft es, die Mosh-Freunde im Publikum zu motivieren, schon hier auszurasten. Diese aufgeheizte Masse übernehmen nun Glass Heart, deren Merchandise-Produkte perfekt in den Impericon-Katalog passen würden. Ähnlich wie ihre Vorgänger setzen auch diese Musiker auf Clean Vocals und Shouts – auch ihnen ist die Masse schnell ergeben. Mitten während des Sets reißt ein Gitarrengurt, aber Gitarrist Robin Remmers von dem heutigen Headliner schafft unverzüglich Abhilfe. Auch das macht den Charme von lokalen Shows aus – der Zusammenhalt ist den gesamten Abend über greifbar.

Als es nun schließlich Zeit für die Co-Headliner des Abends, Neverland in Ashes, wird, merkt man dann alleine am Umbau, dass es jetzt eine Spur größer wird. Mit drei Kästen mit integrierten Nebelmaschinen wird während ihres Sets die schicke Lichtshow noch zusätzlich untermalt. Auch Sound technisch wird hier einiges aufgefahren – der Modern Metal dröhnt nur so aus den Boxen, Shouter Julian Jung gibt sich gerne selbst die Ehre und begibt sich zum Breakdown in den Moshpit. Trotz des längsten Sets des Abends zeigt die Band keinerlei Ermüdungserscheinungen und beweist damit ihre Professionalität. Zwar wird hier nahezu komplett auf Clean Vocals verzichtet, was die Musik weniger eingängig macht als die der beiden ersten Bands, dennoch zeigt sich das Publikum sehr angetan von der starken Machtdemonstration.

Nach diesen starken Support-Acts wird es dann Zeit für Tides Awaking, der Band, deren Merchandise heute nahezu das gesamte Publikum des Jugendzentrums trägt. Mit etlichen Live-Auftritten hat sich die Band mittlerweile schon eine große Fanbase sichern können, wie auch die sozialen Netzwerken in starken Zahlen demonstrieren. Wer die vier Musiker schon ein Mal live erlebt hat, weiß aber auch genau, wo das herkommt: Disziplin und ungemeine Professionalität. Während die Gitarristen Robin Remmers und José Jimenez Valente ihren Sechssaitern hochkonzentiert permanent beeindruckende Riffs  entlocken und Schlagzeuger Patrick Putzker neben seinem starken Rhythmusspiel auch noch Zeit für kleine Kunststücke mit den Drumsticks findet, übernimmt Shouter Denis Schütze die Publikumsinteraktion mit voller Inbrunst. Immer wieder findet er Zeit zum gemeinsamen Headbangen und überträgt die Energie so unverzüglich auf die Fans. Lichtshow und Sound tun ihr Übriges – durch präzise eingesetzte Farbwechsel wird immer wieder eine atmosphärische Untermalung gegeben. Zwar dauert das Set nur knapp 25 Minuten, aber es ist sogar Platz für einen brandneuen Song, der auch auf dem kommenden Album zu finden sein wird.

Am Ende des Abends nimmt man sich unverzüglich vor, öfter lokale Shows zu besuchen. Was hier geboten wird, ist im Maße der Professionalität gar nicht so weit von den großen Bühnen entfernt – und auch Green Day haben schließlich mal hier angefangen! Auch von den heutigen Bands wird man hoffentlich noch einiges hören, denn so klein wie der Club hat es sich nicht angefühlt!

Und so hört sich das an:

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Tides Awaking live 2018:

  • 19.05.2018 Bahnhof Werl

Rechte am Beitragsbild liegen bei Melissa Schäfer.

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