Ein Konzertabend im kleinen Club mit den Blackout Problems, den Kytes, Umme Block und Katha Pauer ist schon eine ziemlich perfekte Kombi. Wenn man damit noch mehr als 20.000 warme Essen in einer Feldküche im Erdbebengebiet in der Türkei ermöglichen kann, dann ist das wohl eine der besten Arten, einen Freitagabend zu verbringen.
Initiiert wurde das Benefizkonzert von den Blackout Problems. Das Muffatwerk war auf deren Anfrage sofort am Start und hat kostenlos die Location, die Technik und alle Mitarbeitenden gestellt. Auch die beteiligten Künstler*innen haben nicht gezögert und sich bereit erklärt, ohne Gage zu spielen, sodass wirklich alle Ticketeinnahmen des Abends zu 100% gespendet werden konnten. Sie gingen komplett an die Regensburger Organisation Space Eye, denen am Freitagabend ebenfalls ein paar – sehr verdiente! – Minuten im Rampenlicht der Bühne gegeben wurden, um sich und ihr Projekt vorzustellen. Insgesamt kam eine Spendensumme von 10.120,11€ zusammen, die in mehr als 20.000 warme Essen für die Betroffenen in der Türkei investiert wird. Eine tolle Aktion!
Singer-Songwriter-Start mit Katha Pauer
Die musikalische Eröffnung des Benefizkonzertes durfte Katha Pauer übernehmen. Es war schön zu sehen, dass trotz des relativ großen Line-ups mit vier Acts an einem Abend fast alle Besucher*innen pünktlich zum Konzertbeginn den Weg ins Ampere gefunden haben und der Club schon beim ersten Act gut gefüllt war. Und Katha Pauer konnte überzeugen! Bei Spotify sind gerade einmal drei Songs zu finden – ihre vorherigen englischsprachigen Veröffentlichungen unter dem Namen Kadie nicht berücksichtigt. Mit ihrem nun deutschsprachigen Singer-Songwriter-Pop und ihrer sympathischen Art nutzte sie ihr 20-minütiges Set, um offensichtlich einige neue Fans zu finden: Mitsingen und Springen klappte auf Anhieb sehr gut und mit ihren Songs über Alltagssorgen und Ängste, aber auch das Gefühl, dass es einem manchmal „zu gut“ geht, schien sie vielen aus der Seele zu sprechen.
Sphärische Rave-Welten mit Umme Block
Der zweite Slot am Abend gehörte dem Münchener Electronica-Duo Umme Block. Klara und Leoni dürften manchen Fans schon als Support-Act bei der letzten Tour der Blackout Problems aufgefallen sein. Vor wechselnden Leinwand-Projektionen und Sternenhimmeln ließen sie das Publikum im Ampere mit sphärischen Klängen abheben, um sie dann mit mitreißenden Synthies in einen energischen Rave zu ziehen. Ausgetüftelte Melodien, eine hier und da gezielt eingesetzte E-Gitarre und harmonischer Stimmeinsatz zogen die Besucher*innen in ihren Bann und zeugten davon, wie viel Leidenschaft die beiden Musikerinnen in ihr Projekt stecken. Das machte definitiv neugierig auf das am 24. März erscheinende Album „state of LIMBO“, das seit Ende Januar bereits als physischer Prerelease über Munich Warehouse verfügbar ist.
Abriss mit den Blackout Problems
Nach diesen beiden Sets war das Publikum bestens eingestimmt auf die Blackout Problems. Gleich mit dem Opener „Murderer“ peitschten sie die Stimmung auf und im Laufe der gut einstündigen Show konnte wohl kaum jemand ruhig stehen bleiben. Es ist immer wieder beeindruckend, welche Energie die Indie-Rock-Band mit ihrer treibenden Musik, aber nicht zuletzt auch dank ihrer starken Bühnenpräsenz generiert. Sänger Mario schlängelte sich dabei durch die Menge vor der Bühne, hockte mittendrin, machte einen Ausflug auf die Empore und nahm natürlich den schnellsten Weg zurück – kopfüber in die wartenden Arme der Fans springend. Doch auch den ernsten und leisen Tönen wurde an diesem Abend Raum gegeben. In eindringlichen Ansagen wurde Bezug genommen auf Themen wie die deutsche Geschichte und dass es in unser aller Hände liegt, dafür zu sorgen, dass sie sich nicht wiederholt, oder auf den Klimawandel, denn immerhin hatte die Band noch am Mittag den Klimastreik in München tatkräftig unterstützt. Für „Heaven“ holten die Blackout Problems als Feature-Gäste Umme Block auf die Bühne und fast schon andächtig lauschte die vorher tobende Meute auf dem Boden sitzend der tröstlichen Ballade, bevor sie zum großen Finale mit „Rome“ und „Germany, Germany“ noch einmal im Moshpit eskalierte.
Grand Finale mit den Kytes
An einem normalen Konzertabend wäre nach dieser Kollektivekstase Schluss gewesen und alle wären glücklich nach Hause gegangen. Weil dieser Abend aber etwas Besonderes war, gab es zum krönenden Abschluss noch eine Ladung Kytes, um auch noch die letzten Endorphine hervorzulocken. Mit gleich fünf neuen, unveröffentlichten Songs gaben die vier Münchener einen Vorgeschmack auf das im Sommer erscheinende Album „Too feel something at all“, das mit diesen Vorboten und der Vorab-Single „Mister Burns“ Hoffnung auf ein echtes Indie-Brett macht. In ihrem knapp einstündigen Set bewiesen die Kytes aber einmal mehr, welche musikalische Vielfalt in ihnen steckt. Als sich Sänger Michi und Gitarrist Kerim mit ihren Gitarren im Publikum niederließen und eine Akustikversion der am Freitag erschienenen Freundschaftshymne „Younger“ zum Besten gaben, kam echte Lagerfeuerstimmung auf. Dass Michi dabei den Text noch nicht wirklich verinnerlicht hatte, machte die Einlage nur noch schöner und persönlicher. Und wie knüpft man an so etwas an? Bei den Kytes macht man das mit einem fulminanten DJ-Set, das mit einigen Songs der experimentellen „Apricosa“-EP aus dem letzten Sommer nochmal die von Umme Block schon heraufbeschworenen Rave-Vibes aufleben lässt. Abgerundet wurde das Set mit Indie-Hits wie „Inner Cinema“ und der Spontan-Zugabe „I Got Something“. Schön war das!
Man merkt es vielleicht beim Lesen des Textes: dieser Konzertabend hat wirklich Eindruck hinterlassen und ich würde mich so weit aus dem Fenster lehnen, schon jetzt zu behaupten, dass das bereits eines der Jahreshighlights gewesen sein könnte. Die Blackout Problems haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft, ein diverses, aber absolut stimmiges Line-up auf die Beine zu stellen und alle Beteiligten haben dazu beigetragen, dass an diesem Abend eine herzliche, harmonische Atmosphäre herrschte. Das Wichtigste ist und bleibt dabei aber, dass mit dieser Spendenaktion dank Space Eye Hilfe genau dahin geschickt werden kann, wo sie aktuell dringend benötigt wird. Danke für diese Initiative, liebe Blackout Problems!
Und so hört sich das an:
Blackout Problems: Website / Facebook / Twitter / Instagram
Kytes: Website / Facebook / Instagram / Twitter
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