Knapp einen Monat vor Release beginnen die Live-Mühlen zu mahlen. Es knarzt noch ein wenig, stockt, aber dann greifen die Zahnräder flüssig ineinander. Ende April erscheint das neue, sechste Bloc Party-Album „Alpha Games“. Das möchte auch live gespielt werden. Deshalb leitet die Band diesen Releasezyklus offiziell mit einer Club-Show in der Heimat London ein. Knapp 600 Fans und neue Songs, die bislang nur Industrie-Interne und Journalist*innen zu Hören bekommen haben – der Abend ist also auch eine Probe für letztere.
Es ist selbstverständlich, dass es keine zehn Minuten braucht bis alle Tickets für das Warmup in der Heimat ebenjener Band, die einst ein (nahezu) ganzes Album über das Leben im post-modernen London schrieb, vergriffen sind. Dementsprechend gespannt tummeln sich Fans, Freund*innen und Pressemenschen am Abend des Showdowns in der angenehm breiten Garage im Norden der Stadt, unterhalten sich gegen die Hintergrundmusik an. Typisch britisch dieser Lärmpegel. Dann – einen Support gibt es nicht – geht das Licht aus und die Band betritt die Bühne. Unspektakulär ist das bis hierhin, keine pompösen Einspieler vom Band, keine übermäßigen Gesten. Okereke haucht ein vorfreudiges „wuh“ in das Mikrofon und los geht es. „Day Drinker“, auch der Einstieg in die neue Platte, darf eröffnen. Hymnisch ist das, düster-packend und tanzbar. Die Band wirkt zunächst noch ein wenig eingeschüchtert, dieser Eindruck wird aber schnell verfliegen. Acht weitere, teilweise noch unveröffentlichte „Alpha Games“-Songs schaffen es in das Set. Bloc Party, so scheint es, finden mit ihrem neuen Album wieder zu alter Energie und Offenheit zurück. Der lahmarschige Vorgänger „Hymns“ scheint vergessen. Auch die übrigen neuen Songs nämlich sind zumeist sphärisch-tanzbar, von vielerlei Gitarreneffekt zersetzt, packend. So auch „Traps“ mit seinem repetitiv-groovigem Riffing, der die Platte im vergangenen November ankündigte. Laut ist deshalb der Jubel als dessen Anfangstakte erklingen.
Ansonsten gibt es – man sehe von einigen kleineren Rucklern zwischendrin und anfangs ab – 75 Minuten lang Bloc Party in Bestform. Und selbst wenn es stockt, dann mit einem Lächeln und kecken Spruch auf den Lippen. Als das noch nicht erschienene „Off Things Yet To Come“ wegen technischer Schwierigkeiten in die Zugabe rutschen muss etwa, improvisiert Schlagzeugerin Louise Bartle ein paar Takte auf ihrem Instrument, den „awkward stage jam“ wie Okereke im Anschluss witzelt. Die Stimmung im Raum ist während all dem mindestens erwartungsvoll begeistert (neue Songs), selten auch euphorisch (die Hits). Bei „This Modern Love“ vom gewaltigen Debüt „Silent Alarm“ kurz vor Ende oder dem abschließenden „Helicopter“ liegt sich der gesamte Raum im Arm, den Bierbecher in Richtung konkaver Decke, den Chorus textsicher im Mund. Probe: bestanden.
Hier (physisch) kannst du dir „Alpha Games“ vorbestellen.*
Mehr Bloc Party gibt es hier.
Und so hört sich das an:
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Bloc Party live 2022:
15.05. – Berlin, Tempodrom
16.05. – Köln, E-Werk
Fotorechte: Jonas Horn.
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