Gerade einmal anderthalb Jahre ist es her, seitdem Dinosaur Pile-Up ohne Untertreibung vor gerade einmal einer Handvoll Leuten im Kölner Blue Shell spielten. Trotz weniger Gäste zog das Trio seine Show damals – im Juni 2016 – routiniert und professionell durch. Warum bringt die Band eine derart lange und unbequeme Reise hinter sich, nur um ein Konzert vor zehn Fremden zu spielen? Die Antwort fällt kürzer und simpler aus, als man es vermuten würde: Einfach, weil die drei Jungs Bock drauf haben!
Seitdem konnte die Band auch in Deutschland mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ihr Album „11:11“ erschien mit fast einem Jahr Verzögerung auch hierzulande, man durfte vor Royal Republic und Deaf Havana auftreten und ging in der vergangenen Woche erneut auf Headline-Tour. Auch die Stadt um den Dom stand wieder auf dem Tourplan. So pilgern am Tag vor Weiberfastnacht – die Hölle jedes Karnevalshassers – einige Rock-Fans in das auf der Zülpicher Straße, auf der am Folgetag vor allem Massen an gröhlenden Touristen zu Schlagermelodien und elektronischen Beats in Häusereingänge kotzten, gelegene MTC. Der Club war zwar auch diesmal nicht ansatzweise ausverkauft, im Vergleich zu dem Konzert im Sommer 2016 erschienen die vielleicht 50 Gäste dann aber schon wie eine große Masse und ein kleiner, aber beachtlicher Teilerfolg.
Als Aufwärmprogramm dürfen erstmal jedoch New Deadline aus Finnland ran. Das Quartett spielt für eine skandinavische Band erstaunlich amerikanischen Punk-Rock, der nicht nur tanzbar ist, sondern auch für ordentlich Stimmung sorgt. Vor allem Sänger Jonas Aaltio fällt es sichtlich schwer seine Performance nur auf die Bühne zu beschränken – immer wieder zieht es den schlaksigen Frontmann vor die Boxen des Clubs hin zu den Zuschauern. Die Band, die in der Vergangenheit auch schon mit Funeral For A Friend durch Europa getourt war, hat neben älteren Tracks auch ein neues, bislang aber noch unveröffentlichtes Album im Gepäck, von dem man einige Stücke präsentiert.
Vor allem in einem Faktor hat sich das Auftreten Dinosaur Pile-Ups beim darauf folgenden Konzert nicht einmal ansatzweise verändert: Matt Bigland (Gesang, Gitarre), Mike Sheils (Schlagzeug) und Jim Cratchley (Bass) haben einen schier unstillbaren Drang danach, ihre Songs live umzusetzen. Die drei wirken dabei wie ein eingespieltes Team, agieren aber nur selten direkt mit dem Publikum. Viel öfters begeben sich der Bassist und der Gitarrist direkt vor ihren Kollegen an den Trommeln und kommunizieren dort auf musikalische Weise miteinander. Das geschieht vor allem dann, wenn die Band mal wieder ihre härteren, druckvollen, instrumentalen Passagen erweitert. Bigland sieht dabei, wenn seine langen, strähnigen Haare in sein Gesicht hängen, während er auf sein Instrument eindrischt und mit geschlossenen Augen in das Mikrofon singt, nicht selten wie eine Kurt Cobain-Imitation aus. Bis auf einige wenige Momente haben Dinosaur Pile-Up musikalisch jedoch sehr wenig mit Nirvana gemeinsam. Was die Bands verbindet, ist das Gefühl, das sich breit macht, wenn man den beiden Frontmännern beim musizieren zuschaut – es liegt eine gewisse Magie in der Luft, die vermittelt, dass das alles größer ist, als nur ein Auftritt irgendeiner Band vor einigen Fans.
Eine knappe Stunde Show ohne Zugaben präsentiert das Trio seinen Fans, die sogar teilweise aus der UK angereist sind. Man huldigt seine Jugend-Helden Weezer mit einem Cover des Blue-Album-Klassikers „Say It Ain’t So“, spielt Neues und Altes. Am Schluss öffnet sich eine letzte Wall-Of-Death zum hymnischen Riff-Kracher „11:11“ und alle hüpfen und tanzen ein letztes mal gemeinsam. Der ganze Spaß ist dann genauso schnell wieder vorbei, wie er auch begonnen hatte. Dinosaur Pile-Up haben noch viel vor sich. Spätestens ein Besuch eines Auftrittes der Band sollte dafür Überzeugungsarbeit leisten.
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Foto von Jonas Horn.
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