Auch 2019 könnte kein Motto die Show der Audiolith-Größe Frittenbude passender beschreiben als “Raven gegen Deutschland”. Vielleicht ist der Slogan, ursprünglich von den Label-Kollegen Egotronic aus dem gleichnamigen Song, sogar die einzige Möglichkeit, die bahnbrechende Stimmung des Abends überhaupt zusammenzufassen. Nachdem die Menge beim Voract LUEAM, ehemaliger Sänger von Findus, eher wenig beeindruckt war, verwandelte sich die Sputnikhalle bei der Hauptband nämlich in eine reine Party-Extase – mit Fokus auf Gesellschaftskritik.
Mit ihrem Electro-Punk-Hiphop-Ungetüm konnten Frittenbude in den vergangenen 13 Jahren auf eine stetig wachsende Fangemeinde bauen. Wie richtig die Entscheidung war, die Show vom Gleis 22 in die Sputnikhalle zu verlegen, zeigte schon der Opener “Kanister”. Kaum wummern die Bässe, bewegt sich die gesamte Menge, der Euphorie wird mit ausgiebigem Pogo und Hüpfen Ausdruck verliehen – und dieses Intensitätslevel soll den ganzen Abend beibehalten werden. Die erste Hälfte legt den Fokus auf die neuesten Songs vom Album “Rote Sonne”, die schon gekonnt mitgegröhlt werden und bei “Kill Kill Kill” für die erste komplette Ekstase sorgen. Für den Feature-Part bei “Die Dunkelheit darf niemals siegen”, der auf dem Album von Jörkk Mechenbier von Love A übernommen wird, springt bei der Live-Performance Support LUEAM gekonnt ein. Frontmann Rögner hält in diesem der Gesellschaft sowohl ihren aktuellen Rechtsdrang, als auch ihren Eskapismus vor – das geht auch live direkt unter die Haut. Im Bonustrack des aktuellen Albums “Zucker und E” lässt sich der Sänger dann auf Händen tragen, während die Bässe immer kompromissloser werden. Immer ungehaltener sollen die Synthesizer werden, die Takte immer fordernder, die Masse immer euphorischer. Denn nachdem das neueste Werk seine Bühne bekommen hat, geht die Party in immer krachendere Bereiche über, bis spätestens beim Überhit “Mindestens in 1000 Jahren” die nächste Eskalationsstufe erreicht wird. Ohne Frage, das Publikum trägt eine Menge zum wahnsinnig guten Abend bei, doch was die Band hier auf die Bühne stellt, ist trotzdem ganz groß. Knapp zwei Stunden lang liefern Frittenbude ohne Pause ab, die Rapparts sitzen, die Bässe gehen ohnehin direkt in die Beine, die Songs sind abwechslungsreich genug, um die Intensität nicht abbrechen zu lassen. Stillhalten funktioniert da einfach nicht. Nach der sehr sanften Interpretation des Klassikers “Bilder mit Katze” und der obligatorischen Wall of Love setzt die Band mit dem Cover des Egotronic-Covers “Raven gegen Deutschland schließlich das Statement des Abends. Wobei – welcher Frittenbude-Song ist eigentlich kein Statement?
Auch wenn exzessive Partys häufig dem rücksichtslosen Hedonismus zugeordnet werden, sind Frittenbude-Shows das perfekte Beispiel, dass Raven nicht immer Eskapismus pur bedeutet. Nur wenige Bands können über so einen langen Zeitraum so viel Energie frei setzen, gleichzeitig derart kritische Texte formulieren und dazu noch live so gut abliefern. Man muss sich also nicht immer zwischen Feiern und Ideologien entscheiden – Frittenbude sei dank!
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Und so hört sich das an:
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Frittenbude live 2019:
- 13.04.2019 Die Kantine, Köln
- 25.04.2019 Z-Bau, Nürnberg
- 26.04.2019 Im Wizemann, Stuttgart
- 27.04.2019 Muffathalle, München
- 17.05.2019 Conrad Sohm, Dornbirn
Frittenbude live 2020:
- 08.02.2020 Arena, Wien
Beitragsbild von Julia Köhler.
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