Enter Shikari, FZW Dortmund, 12.04.2019 (+ Bildergalerie)

Höher, besser, weiter. Mit jeder Tour noch eine Schippe drauf. Enter Shikari bringen ihren einzigartigen Trancecore-Sound seit rund 16 Jahren auf Bühnen weltweit. Und sie spielen wahnsinnig viele Shows. Auch das aktuelle Album “The Spark” wird natürlich ausgiebig betourt. Nachdem dabei zuletzt die großen Hallen wie das Kölner Palladium dran waren und die Band die Shows im Alexandra Palace gar als Live-Album herausbrachte, ist glatt noch eine Club-Tour unter dem Titel “Stop The Clocks” herausgesprungen. Die britischen Nimmersatts spielen vor vielen ausverkauften Hallen mit der klaren Mission: Nochmal komplette Ekstase verbreiten – doch dieses Mal mit noch mehr Möglichkeiten als zuvor.

Wenn eine Band eigentlich keinen Support bräuchte, dann wäre es wohl Enter Shikari – das Publikum ist ohnehin ab dem ersten Ton dabei. Dennoch spielen an diesem Abend gleich zwei Bands im Vorprogramm. Zunächst dürfen die deutschen Alternative-Rocker Flash Forward den besonders pünktlichen Zuschauer*innen ihre Songs präsentieren. Neben einigen Sing- und Spring-Parts entsteht sogar ein beachtlich großer Circle Pit. Sänger Stefan Weigel wird gar von einem Fan auf Schultern getragen, um noch mehr Publikumsnähe aufzubauen – den Leuten gefällt’s, obwohl das musikalisch so gar nichts mit dem Hauptact zu tun hat. Ähnlich unpassend wirken auf den ersten Blick die Briten As It Is. Als Sänger Patty Walters während des Sets sagt “Wir sind My Chemical Romance”, trifft er den Nagel auf den Kopf, denn die Ähnlichkeit zwischen Walters und Gerard Way zu “Three Cheers for Sweet Revenge”-Zeiten sind erschreckend. Beim energetischen Auftritt der Band steht jedoch lupenreiner Pop-Punk auf dem Plan. Mit einigen sehr gelungenen Ansagen gegen Toxic Masculinity und der aufheizenden Bühnenpräsenz kann die Band einige überzeugen, so wirklich warm werden Band und Publikum aber nicht.

Ganz anders sieht das dann natürlich bei Enter Shikari aus. Kaum beginnt der Opener “The Sights” ist der Mitsing-Pegel enorm hoch, der Pit ist eröffnet – und die Bühne erstrahlt in besonderem Glanz. Für diese Tour haben die Briten eine wirklich ansehnliche Licht-Konstruktion mitgebracht, die passend zum aktuellen Album und der zugehörigen Maschine “Sparky” glatt aus einer anderen Galaxie stammen könnte. Ähnlich außerirdisch erscheint auch der Quadrophonic Sound, der zunächst nur den Shows in der UK vorbehalten war. Tatsächlich ist das FZW die erste Location auf europäischem Festland, die es der Band ermöglicht, dieses einzigartige Konzept vorzuführen. Und das lohnt sich! Anstatt aus den üblichen zwei frontalen dröhnen die Klänge somit aus vier Lautsprechern, die in den Ecken des Publikumsinnenraums platziert werden. Dank dieses Dolby-Surround-Feelings erklingen insbesondere die versetzten Gesangsspuren und Soundeffekte noch außergewöhnlicher – ein dicker Pluspunkt für diesen Abend.

Das Publikum ist der Band ohnehin verfallen, vor allem die neueren Songs werden lautstark mitgesungen. Diese Präferenz teilt sich die Band jedoch nicht ganz mit den Zuschauer*innen – was die Performance zeigt. Natürlich wirbelt Frontmann Rou Reynolds auch bei “Revolt Of The Atoms” und co über die Bühne, dennoch wirkt die Band für ihre Verhältnisse bei den neueren Songs etwas müde. Meckern auf hohem Niveau, doch hatte man die Songs live schon mitreißender erlebt.

Umso mehr blühen Enter Shikari dafür bei den älteren Songs auf, allen voran denen von “Common Dreads”. Dieses Album ist dank seines zehnjährigen Jubiläums besonders oft vertreten. Obwohl scheinbar nicht jeder Song aus diesem Werk allen bekannt ist, ist der Enthusiasmus der Band ansteckend – und sorgt für riesige Pits und tosenden Applaus. Im Vergleich zur letzten Tour fällt dank dieser Neujustierung auch auf, dass die Songs vor allem im Mittelteil weniger melodisch und dafür immer schneller werden – die Lichtshow explodiert passend dazu, überall blinkt und brummt es, die Ekstase steigert sich von Song zu Song. Klassiker wie “Sorry, you’re not a winner” oder “Destabilise” fehlen natürlich trotzdem nicht. Besonders emotional wird es dann bei “Airfield” – der klanglichen Umarmung für alle, die sich aktuell durch eine schwierige Phase kämpfen. Wenn beim Closer “Live Outside” dann schließlich wirklich jede Person im FZW mitsingt, muss man Enter Shikari in diesem emotionalen Moment rückblickend doch zugestehen, dass sie mal wieder einen drauf gesetzt haben. Auch wenn sie selbst schon mal glücklicher gewirkt haben.

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Und so hört sich das an:

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Enter Shikari live 2019:

  • 13.04.2019 Live Music Hall, Köln (ausverkauft)
  • 15.04.2019 Kulturzentrum Schlachthof, Wiesbaden
  • 16.04.2019 Garage, Saarbrücken

Bildergalerie

Die Bildrechte liegen bei (c) Patrick Schulze.

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