GEMINI, Club Volta Köln, 04.12.2023

Denkt man an Musik aus Korea, so beschränkt sich der Kenntnisstand der meisten Personen wahrscheinlich auf große K-Pop Bands wie BTS oder BLACKPINK. Doch Korea hat durchaus mehr zu bieten als „nur“ seine erfolgreiche Popmusik. Ein Genre, das ich vor einiger Zeit vor allem Dank Streaming Playlisten für mich entdecken konnte, ist koreanischer R’n’B. Grundsätzlich unterscheidet sich dieser auch eigentlich überhaupt nicht von „normalem“ R’n’B – von der Sprache mal abgesehen – doch irgendwie wirken die koreanischen Acts oft besonders düster und heben sich dadurch von der schillernden Welt des K-Pop deutlich ab.

Ein Künstler, der in diese Kategorie fällt, ist GEMINI (제미나이). In Erwartung eines chilligen Konzertes, fuhren wir am 04.12.2023 in den Club Volta nach Köln, wo die Fans bereits bei strömendem Regen vor der Location auf Einlass warteten. Drinnen fiel zunächst auf, dass – anders als bei den meisten Konzerten männlicher K-Artists – der Geschlechteranteil im Publikum etwas ausgeglichener wirkte.

Ein unerwartetes Warm-Up

Das Gekreische war dennoch laut, als ein DJ zum Warm-Up auf die Bühne trat und zunächst für Verwirrung sorgte, als er auf einmal einen Mix aus deutschen Hip Hop Tracks a la 187 Straßenbande und Mariah Carey Weihnachtssongs präsentierte. Hä?! Doch die Mischung von DJ Pool funktionierte und das Publikum sang, tanzte und lachte über den unerwarteten Einstieg.

Als dann der nächste Künstler auf die Bühne trat und heftige Rap-Parts ablieferte, blickte man allerdings erneut in einige verwirrte Gesichter, denn Support Act BLASÉ (블라세) war musikalisch das genaue Gegenteil von dem entspannten K-R’n’B, den wir an diesem Abend erwartet hatten. Kurz fühlte es sich an, als seien wir beim falschen Konzert gelandet. Doch BLASÉ fegte über die Bühne und heizte dem Kölner Publikum mit seinen lauten und schnellen Tracks ordentlich ein. Dabei wurde der 29-Jährige Rapper so krass gefeiert (und bei einer seiner vielen Publikumsinteraktionen sogar nach einem Autogramm gefragt), dass man hätte meinen können, dass es sich bei BLASÉ schon um den Hauptact des Abends handelte.

Doch ehe es mit diesem weiterging, passierte die nächste Überraschung: BLASÉ und DJ Pool verließen noch einmal die Bühne und es gab eine 20 minütige Pause, in der absolut gar nichts umgebaut wurde, aber die Stimmung langsam wieder etwas abflachte.

Endlich in Europa

Als es gegen 21:15 Uhr schließlich mit GEMINI weiterging, war von diesem merkwürdigen Einstieg in den Abend jedoch nichts mehr zu spüren – lautes Kreischen und unzählige Handybildschirme empfingen den 29-jährigen Sänger auf seiner ersten Europa Tour. Musikalisch lieferte GEMINI genau das, was wir erwartet hatten: einen entspannten und dennoch mitreißenden Mix aus R’n’B- und Pop-Elementen, der zunächst durch einige Songs der EP „Still Blue“ führte.

Der Sänger, dessen Künstlername übrigens aufgrund seines Sternzeichen Zwillinge (engl.: Gemini) entstand, lieferte ab Minute Eins eine energiegeladene Performance und überzeugte dabei nicht nur mit seinen Fähigkeiten als Livesänger, sondern auch durch die vielen Interaktionen mit seinen Fans. Diese zeigten sich bei den englisch/koreanischen Lyrics textsicher; zum Beispiel bei der aktuellen Single „Rollercoaster“, die für mich einer der überzeugendsten Livetracks des Abends war. Als absoluter Fan-Favorit entpuppte sich außerdem „She lives in Paris“, der Song bei dem das Kölner Publikum wohl am lautesten mitsang. Euphorischer wurde es nur bei „Naked“ – einem Track der 2021 erschienenen EP „Inside Out“ – dessen Namen GEMINI direkt alle Ehre machte und sich passend zum Songtitel von seinem Shirt trennte. Sogleich konnte man vor lauter Handybildschirmen die Bühne nicht mehr sehen, was sich aber den ganzen Abend schon immer mal wieder abgezeichnet hatte. Ob es am Künstler, den Fans oder der Post-Corona-Konzertattitude lag, sei mal dahingestellt – der Stimmung tat das Dauergefilme erstaunlicherweise dennoch keinen Abbruch.

Für das Finale seines 60-minütigen Sets holte sich GEMINI schließlich noch einmal Support Act BLASÉ auf die Bühne und gemeinsam entließ die Crew einen Haufen glücklicher Fans in die Nacht.

Für uns wird auf jeden Fall der etwas verstörende Einstieg ins Konzert und der Techno-Remix von Mariah Carey in Erinnerung bleiben, doch auch GEMINI hat seine Livefähigkeiten bewiesen und gezeigt, dass es sich durchaus lohnt, auch neuen Musik-Genres hin und wieder mal eine Chance zu geben.

Und so hört sich das an:

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