Schon wieder eine hochkarätige Metalcore-Show in der Mitsubishi Electric Halle! Nur zwei Wochen nach Northlane und Architects beehrten Trivium und Heaven Shall Burn gemeinsam die Düsseldorfer Location. Die Mitsubishi Electric Halle hat so viel Charme wie ein Bahnhofsvorplatz, entwickelt sich aber langsam zu einer Location, die ich wirklich gerne mag. Hier sieht man nämlich von überall aus gut – ganz im Gegenteil zu einer gewissen Kölner Halle – und der Sound ist meist auch sehr gut bis völlig in Ordnung.
Nun also Trivium und Heaven Shall Burn eine Tour, die ebenfalls aufgrund von diversen Pandemieregelungen nicht stattfinden konnte und nun endlich nachgeholt wird. Für Frontmann Matthew Heavy von Trivium war es eine besondere Freunde mit Heaven Shall Burn auf Tour zu sein, hat doch das 2002er Album “Whatever It May Take” der Band seinem 16-jährigen Selbst einiges bedeutet. Heute verbindet beide Bands ein freundschaftliches Verhältnis und nachdem es bereits gemeinsame Touren im Ausland gab, ist die Kombi nun auch in Deutschland gemeinsam unterwegs gewesen. Passend dazu haben Heaven Shall Burn “Pillars of Serpents” von Trivium gecovert und releast und Trivium eine Coverversion von “Implore The Darken Sky”.
Trivium spielten ein Set, dass eine Reise durch diverse Alben bot – vom allerersten Longplayer “Ember to Inferno”, der inzwischen 20 Jahre auf dem Buckel hat, bis hin zu Stücken aus dem neuesten Album “In The Court Of The Dragon”. Dabei durften zahlreiche Hits der frühen und späteren Jahre nicht fehlen wie “Rain”, “In Waves” und “Pull Harder on the Strings of Your Martyr”. Die Präsenz der vier Musiker auf der Bühne war ebenso sehenswert wie die Gestaltung der Bühne an sich – wären da nicht nur diese hässlichen Deko-“Engelsflügel” direkt mittig im Bühnenbild gewesen. Besonders der Backprint trug jedoch dazu bei, dass das Konzert nicht nur ein schönes Erlebnis für die Ohren, sondern auch für die Augen war. Das Publikum war eifrig bei der Sache und auch wenn die Mehrheit der Besucher für Heaven Shall Burn vor Ort gewesen sein dürfte, zeigte sich der Großteil der Halle textsicher. Moshpit, Circle Pits, Wall of Death – über zu wenig Interaktion konnte sich die Band aus Orlando nicht beschweren.
Nach dem Trivium Konzert folgte das Lowlight des Abends: Während der gesamten Umbaupause zwischen den beiden Bands wurde das Publikum mit unendlich nerviger und lauter Instrumentalmusik beschallt. Ich habe sehr viel für Soundtracks und Instrumentalmusik übrig, aber das war einfach nur anstrengend. Es darf auch einfach mal eine Pause für die Ohren geben zwischendurch – statt 20 Minuten lang piepsige Beschallung. Wenigstens sah das Heaven Shall Burn Banner mit brennendem Kriegsschiff und anfliegenden Jagdbombern hübsch aus.
Dann ging es aber endlich los mit dem Hauptact des Abends: Heaven Shall Burn. Zum ungünstigsten Zeitpunkt releasten die Thüringer im März 2020 ihr Album, nämlich direkt zu Pandemiebeginn. Was macht man, wenn die Promophase abgebrochen werden muss und das Spielen von Konzerten nicht möglich ist? Richtig, man begibt sich ins Krankenhaus. Zumindest wenn man ausgebildeter Krankenpfleger ist, so wie HSB-Frontmann Marcus Bischoff. Während sich also der große Teil der Bevölkerung im Homeoffice befand, standen für Bischoff statt Metalcoreshows lange Pflegeschichten und die Versorgung von Coronapatienten auf der Tagesordnung. Der Einsatz während der Pandemie zeigt einmal mehr, dass Bischoff und Heaven Shall Burn das Herz am rechten Fleck haben. Ihre Band nutzen die Musiker regelmäßig als Vehikel, um auf gesellschaftliche Probleme, wie beispielsweise die negativen Implikationen unserer Lebensweise für das Klima, aufmerksam zu machen.
Inzwischen hat sich der Schrecken der Pandemie größtenteils gelegt und Konzerte sind wieder möglich. Dass auch Heaven Shall Burn darüber sehr glücklich waren, zeigte sich an diesem Abend in Düsseldorf. Die Metalcoreband aus Thüringen meldete sich in alter Frische und mit – man kann es nicht anders sagen – einer bombastischen Show zurück. Im Gegensatz zu anderen Bands dieses Genres habe ich mit der Musik von Heaven Shall Burn immer ein wenig gefremdelt, aber bereits ein Konzert bei Rock am Ring vor einigen Jahren hatte mich komplett von Hocker gehauen. Das wollte ich mir – vorallem im Paket mit Trivium – nicht entgehen lassen. Und es lohnte sich definitiv.
Heaven Shall Burn lieferten eine starke Liveshow mit diversen Features und Effekten: Screens auf denen neben Lichteffekten auch Ausschnitte der Musikvideos der Band gezeigt wurden, Flammeneffekte und Feuerwerk, die die brachiale Soundgewalt der Band untermalten. Die Setlist war ähnlich bunt gemischt wie bereits zuvor bei Trivium. Am bekanntesten darunter “Black Tears”, “Endzeit” und “Hunters Will Be Hunted”, Songs, die schon lange und wohl auch noch lange zu den absoluten Favoriten der Fans gehörten und gehören. Aber auch das 2020er Album “Of Truth And Sacrifice”, das pandemiebedingt bisher kaum live gespielt werden konnte, durfte nicht fehlen. Gleich fünf Songs des Longplayers landeten in der Setlist, ein Highlight war sicherlich “Übermacht”. Der Songtitel ist live wirklich Programm. Ein weiteres Schmankerl für Fans beider Topacts an diesem Abend war sicherlich der Moment als Matt Heavy von Trivium auf die Bühne gebeten wurde, um gemeinsam mit Heaven Shall Burn genau den albumtitelgebenden Song zu präsentieren, von dem er zuvor noch selbst auf der Bühne geschwärmt hatte: “Whatever It May Take”.
Die Show in der Mitsubishi Electric Halle war die größte Hallenshow, die Heaven Shall Burn je gespielt haben. Für das zahlreiche Erscheinen so vieler Menschen bedankte sich Frontmann Marcus Bischoff diverse Male und betonte, dass er diesen Support nach den schweren Coronajahren nicht für selbstverständlich halte. Eine solche Show wie Heaven Shall Burn hinlegen, ist aber durchaus auch nicht selbstverständlich.
Und so hört sich das an:
Foto von Melvin.
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